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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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»Nein. Keinerlei Zweifel.«
    Wogegen Freeman keinen Einspruch erheben konnte.
    Officer Gary Gage trat in seiner Uniform in den Zeugenstand. Er war ungefähr vierzig, ein erfahrener Streifenpolizist und der Beamte, der auf den Notruf 911 reagiert und die Leichen gefunden hatte.
    »Und die Haustür war verschlossen, als Sie ankamen?« fragte Powell.
    »Ja. Die Nachbarin« - er blickte auf seine Notizen - »Mrs. Barbieto, kam raus auf die Straße, als ich eintraf. Wir sprachen ein paar Minuten miteinander, und dann ging ich hinüber und klopfte an die Tür, und dann versuchte ich sie aufzumachen, aber sie war verschlossen.«
    »Wie spät war es da?«
    Gage antwortete widerstrebend. »Ich kam um zehn Uhr zehn dort an, also war es vielleicht Viertel nach zehn.«
    Powell runzelte die Stirn. »Aber Sie haben doch wesentlich früher eine Nachricht vom Notruf 911 erhalten, nicht wahr?«
    Officer Gage nickte. »Ja, Sir. Wir haben um neun Uhr vierzig die Nachricht über DD erhalten, d.h. Domestic Disturbance, einen Ehestreit.«
    »Genau um neun Uhr vierzig?«
    Gage sah wieder auf seine Notizen. »So steht es hier, Sir, neun Uhr vierzig. Ich habe die Nachricht über Funk empfangen.« Gage zuckte die Schultern. »Es war kurz nach Weihnachten. Bei vielen Leuten gab es familiäre Streitigkeiten. Da dauert es manchmal ein bißchen.«
    Powell nickte, ging zurück zu seinem Tisch und hob ein gelbes Blatt Papier auf, das sein Assistent ihm reichte, las es, legte es wieder zurück. »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Na ja, ich wollte gerade um das Haus herumgehen, um dort nachzusehen, aber in dem Moment kam Mrs. Witt vom Joggen zurück. Sie fragte, was ich dort mache, und ich habe ihr von Mrs. Barbietos Notruf erzählt, die die lautstarke Auseinandersetzung zwischen ihr und ihrem Mann gehört hatte, und vielleicht auch einige Schüsse.«
    »Wie reagierte sie darauf?«
    Gage wurde ein wenig nervös, hob die Augen und sah Jennifer an. Er wollte nichts verkehrt machen: »Sie, äh, sie sagte, daß die Probleme gelöst seien. Sie war gerade beim Jog gen gewesen. Wenn es einen Streit gegeben hatte, dann war er jedenfalls vorbei.«
    »Hatten Sie den Eindruck, daß sie Sie wegschicken wollte?«
    Freeman erhob Einspruch, dem stattgegeben wurde, aber Powell ließ sich nicht aus dem Tritt bringen. »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich habe ihr gesagt, daß ich an der Tür geklingelt und niemand geöffnet hatte. Sie sagte, daß ihr Mann vermutlich ebenfalls weggegangen sei, um sich abzureagieren, genau wie sie. Und den Sohn mitgenommen habe.«
    Neben Hardy flüsterte Jennifer Freeman zu, sie habe nicht gewollt, daß der Polizist Larry gegenübertreten mußte, weil sie wußte, daß Larry sie schlagen würde, wenn sie die Polizei ins Spiel brächte.
    Gage fuhr fort. »Ich sagte, ich würde gern im Haus nachsehen und sichergehen, daß angesichts der mutmaßlichen Schüsse alles in Ordnung ist. Sie wiederholte noch einmal, sie sei sich sicher, daß alles in Ordnung ist, aber ich habe darauf bestanden, also hat sie die Tür schließlich aufgeschlossen.«
    »Und was ist dann passiert?«
    Gage schluckte. »Naja, ich habe sofort das Pulver gerochen, also habe ich zu ihr gesagt, sie soll sich auf die Couch setzen. Ich zog meine Pistole und ging durch alle Räume des Hauses, zuerst im Erdgeschoß, dann oben im ersten Stock, bis ich die Leichen gefunden habe.«
    Im Gerichtssaal war es mucksmäuschenstill. Gage schwitzte, offensichtlich durchlebte er die Situation noch einmal - Jennifer, die im Wohnzimmer auf der Couch saß und wartete, während er nachsehen ging ...
    »Und was haben Sie dann gemacht?«
    Gage holte tief Luft. »Ich ging zum Treppengeländer und sah nach unten zur Angeklagten, Mrs. Witt. Ich sagte: » Bleiben Sie bitte, wo Sie sind. Es hat eine Schießerei gegebene«
    »Und was hat sie gemacht?«
    »Sie hat zur mir hochgeblickt und gesagt: Ich weiß .«
    Nach der Mittagspause trat Inspector Sergeant Walter Terrell ein zweites Mal in den Zeugenstand.
    Der Walter Terrell, der an diesem Nachmittag vereidigt wurde, hatte kaum mehr etwas gemeinsam mit dem jungen Mann von vor ein paar Tagen. Verschwunden waren die Fliegerjacke und die lässige Hose, das halb ungekämmte Haar, das bis zum Kragen zugeknöpfte Designer-Hemd. Aus Anlaß seiner Aussage trug er diesmal einen dreiteiligen schwarzen Nadelstreifenanzug, der eine Stange Geld gekostet haben mußte - ein Anzug, wie ihn Anwälte trugen -, komplettiert durch eine rote Krawatte und ein weißes

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