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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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hatte.«
    »Und?«
    »Nein. Das übernahmen dieser Bursche Bachman und ein paar der angestellten Anwälte.«
    »Aha.«
    »Also treffe ich mich mit Bachman, und wir plaudern ein wenig. Allem Anschein nach ist er ein guter Kerl und kooperativ.« Hardy erinnerte sich, daß er denselben Eindruck gehabt hatte, als er mit Bachman sprach. »Ich frage ihn, ob er Witt kennt. Er sagt, er hat den Namen schon mal gehört. Dann fällt es ihm wieder ein - Sie hatten ihn angerufen, Bachman meine ich. Er sagt, er habe ganz vergessen, Sie zurückzurufen, die Nachricht sei abhanden gekommen. Diesmal macht er sich eine Notiz - an Ihrer Stelle würde ich einen Anruf erwarten. Also unterhalten wir uns ein Weilchen über das Geschäft, ob Simpson irgendwie daran beteiligt war. Bachman kann sich nicht vorstellen, wie, und ich habe keine weiteren Fragen, und das war's auch schon. Ich habe den Eindruck, daß er kein Wässerchen trüben kann.«
    »Haben Sie was von den siebzehn Millionen erwähnt?«
    »Ja doch, und er hat gesagt, die Zahl dürfte wohl ziemlich übertrieben sein, aber er würde sich die Sache ansehen. Vielleicht ging einiges an Schmiergeldern, wie er es nannte, über den Tisch, die man als Bonuszahlung und so weiter ausschüttete, außerdem war er sich ziemlich sicher, daß die Mitglieder des Aufsichtsrats eine Rückkaufoption hätten, aber nichts davon sei ein Geheimnis.«
    »Wieso ist es nicht mehr Ihr Fall? Irgendwer hat Sie zurückgepfiffen?«
    »Irgendwer hat gefragt, weiter nichts. Hat mich gestern zu Hause angerufen.«
    »Wer?«
    »Der stellvertretende Polizeichef. Aber es gab keinerlei Druck, es kam eher wie eine Empfehlung rüber - was stochere ich da in einem zehn Monate alten Mordfall herum, wenn ich nur noch vier Monate bis zu meiner Pension habe? Ich sollte lieber das Zeug auf meinem Schreibtisch abarbeiten und abhauen - das sollte ich tun.«
    Hardy starrte über die Hausdächer der Avenues hinaus a uf die berühmte Silhouette der Stadt. Dann kam ihm ein Gedanke: »Woher wußte er überhaupt, daß Sie sich mit der Sache beschäftigen? Haben Sie ihm davon erzählt?«
    »Ich habe ihm dieselbe Frage gestellt. Offenbar kam der Wink vom Polizeichef höchstpersönlich, dem seinerseits Mr. Kelso in den Ohren gelegen hatte.«
    »Wer ist Mr. Kelso?«
    »Ach, stimmt ja, Sie sind nicht von hier. Frank Kelso ist einer unserer erlauchten Supervisors. Hat den Polizeichef angerufen und wissen wollen, warum wir die Stützen der Anwaltschaft belästigen - das Wort hat er gebraucht -, zumal wenn sie einen Trauerfall zu beklagen hatten. Ich habe es so interpretiert, daß er Todd, den Sohn des alten Crane, gemeint hat.«
    Ein Supervisor der Stadt Los Angeles! Du meine Güte, dachte Hardy bei sich, das kocht aber kräftig hoch. Was immer er sonst tun mochte, hier hatte er einen Nerv getroffen. Das machte Mut. »Also was machen wir jetzt?«
    »Ich? Ich fürchte, ich mache gar nichts mehr. Mir steht der Sinn nicht danach, das Boot hin und her zu kippeln. Wenn die Fritzen, die im Präsidium das Sagen haben, wollen, daß ich die Sache bleibenlasse, dann lasse ich sie bleiben.«
    »Man sagt Ihnen einfach, Sie sollen einen Mord auf sich beruhen lassen?«
    »Ja doch, alle paar Jahre kommt das vor.« Nach einer kurzen Pause sprach er ernst weiter. »Ich habe ihm dieselbe Frage gestellt. Wissen Sie, wie die Antwort lautete? Habe ich irgendwas Greifbares in der Hand, oder fische ich nur so herum? Also habe ich ihm ein bißchen von Ihrer Mandantin erzählt, was Sie mir erzählt haben - nur die Höhepunkte, aber genug -, und er sagt, es hört sich ganz danach an, daß ich herumfische. Ich sage also zu ihm, daß es sich manchmal auszahlt herumzufischen, und er sagt, diesmal aber nicht.« Restoffer seufzte. »Es geht immer nur um die Statistik, und ich habe fünf aktuelle Morde auf dem Tisch, die sie geklärt haben wollen, bis ich in Rente gehe.«
    Hardy wartete einen Moment lang ab und versuchte es dann erneut. »Das macht Ihnen nichts aus, wenn Sie mit einer ungeklärten Sache wie der hier aufhören?« Es war ein lahmer Versuch, dem anderen Schuldgefühle einzuflößen, aber Hardy wollte immerhin alles versucht haben.
    Restoffer lachte. »Wissen Sie, wie viele offene Fälle ich zurücklasse? Sie wollen es gar nicht wissen, aber einer mehr macht keinen Unterschied, das kann ich Ihnen flüstern. Es springt einfach nichts für mich dabei raus. Vielleicht haben Sie Glück mit einem Privatdetektiv. Ich könnte Ihnen hier unten ein paar Leute

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