Das Urteil
denkbare Querverbindung zwischen seiner Mandantin und dem Mord an Simpson Crane entdeckt.
Es folgte eine längere Pause. »Wie sagten Sie, war Ihr Name?«
Hardy sagte es ihm. Eine erneute Pause. »Dauert nur eine Minute. Bleiben Sie bitte dran.«
Als Restoffer erneut zum Hörer griff, war weniger Lärm im Hintergrund zu hören. »Sie sind in San Francisco, haben Sie gesagt?«
»Das ist richtig.«
»Ich höre.«
Hardy erzählte die ganze Geschichte noch einmal, diesmal etwas langsamer, füllte die vorhin offengebliebenen Lücken. Als er zu Ende geredet hatte, sagte Restoffer: »Das ist ziemlich dürftig, Mr. Hardy.«
Der Inspektor hatte natürlich recht, und Hardy gab es gerne zu. Simpson Crane war der Chef der Anwaltskanzlei, die die Ärztegruppe vertrat, zu der Larry Witt gehört hatte. Crane selbst war weder der Anwalt der BMG gewesen, noch der Witts. Was das anging, war nicht einmal Jody Bachman der Anwalt von Larry Witt.
Hardy wußte, daß es zwecklos war, Druck zu machen. Das war die schnellste Methode, um einen Cop zu vergraulen - ein Bürger, insbesondere ein Strafverteidiger, der amtliche Unterstützung für eine Theorie zu gewinnen versucht, der die Beweise fehlen. Die Tatsachen an sich würden Restoffer entweder verlocken oder nicht. »Nun«, sagte Hardy, »ich habe mir einfach gedacht, ich sollte das jemandem melden, die Sache loswerden.«
Das war das Stichwort für Restoffer, um aufzuhängen, falls er das vorhatte, aber er blieb am Apparat. »Wir sind uns ziemlich sicher, daß die Gewerkschaft einen Profi eingesetzt hat, aber wir haben keine Spuren gefunden. Die haben es richtig angepackt...«
»Hier oben genauso. Außer daß man meine Mandantin -Witts Frau - dafür verurteilt hat, daß sie ihren Mann wegen der Versicherung umgebracht hat.«
»Sie ist bereits verurteilt worden?«
»Letzte Woche. Mein Problem ist, daß sie als Verteidigung nur vorbringen kann, daß sie die Tat nicht begangen hat. Sie sagt, sie habe jemanden die Straße hochgehen sehen. Vielleicht war es ja irgendein Profikiller, und deshalb habe ich versucht, einen Grund zu finden, weshalb ein Profi Witt umlegen sollte. Das könnte der Grund sein.«
Es folgte ein langes Schweigen. »Ich habe noch vier Monate vor mir, bevor ich in Rente gehe«, sagte Restoffer. »Es wäre mir eine große Freude, wenn ich diese beiden Morde aufklären könnte. Crane war eine prominente Figur. Seine Frau ebenfalls. Aber ich habe in diesem Augenblick fünf aktuelle Fälle auf dem Schreibtisch. Wann soll ich denn das da reinpacken?«
Das war sein Problem, und Hardy ließ ihn selbst damit fertig werden.
»Haben Sie eine schriftliche Spur, sonst irgendwas?«
Alles, was Hardy hatte, war ein Rundschreiben, das die Zeichnung der Aktien anbot und die Broschüre aus der Bibliothek. Beides konnte er ihm gerne zufaxen, sofern Restoffer die Sachen brauchte.
»Um wieviel Geld dreht sich's bei der Sache?«
»Ich schätze mal so um die siebzehn Millionen.«
»Siebzehn Millionen.«
»Glauben Sie denn, das könnte jemanden motivieren, etwas Ernstes anzuzetteln?«
Restoffer grunzte. »Siebzehn Dollar reichen hier unten vollauf, manchmal siebzehn Cent.« Die Leitung summte, leer und offen. »Na schön«, sagte er, »warum schicken Sie mir nicht die Sachen zu. Ich schaue Sie mir an.«
Jetzt war Hardy eigentlich an der Reihe aufzulegen, aber so sehr er sich Restoffers Hilfe wünschte, wollte er ihn doch nicht in die Irre führen. Er mußte die Karten offen auf den Tisch legen. »Inspector ...« fing er an.
»Floyd«, erwiderte Restoffer.
»Na schön, Floyd, eine Sache noch, die Sie wissen sollten, die gegen die Theorie mit dem Profikiller spricht. Vielleicht lohnt ja der ganze Aufwand nicht.«
»Ich höre.«
»Ich weiß nicht, wie Profikiller arbeiten - ob sie das tun. Aber Witt wurde mit seiner eigenen Waffe erschossen.«
Das Schweigen dauerte eine Weile. Hardy hatte den Eindruck, zu hören, wie Restoffer tief ausatmete. »Crane ebenfalls. Schicken Sie mir Ihr Zeug zu.«
Zumindest einige Sachen schienen jetzt zusammenzupassen, selbst die Einzelheiten, die nicht so aussahen, als wären sie von besonderem Belang. Beispielsweise das Päckchen, das der Federal Express geliefert hatte.
Als Hardy das nötige Formular ausfüllte, um Ali Singh als Zeugen der Verteidigung vorzuladen, fiel ihm plötzlich wieder ein, daß die Rechnung des Federal Express als Beweisstück einbehalten worden war, und er mußte lediglich nachsehen, wer das Päckchen geschickt
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