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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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bevor Hardys Einspruch stattgegeben werden konnte. Der Staatsanwalt ging ein paar Schritte auf den Zeugenstand zu. »Na schön, Mrs. Witt. Zu einem anderen Thema - Sie haben erwähnt, daß Sie und Ihr Mann diesen Streit um Geld hatten - Streit ums Haus haltsgeld, wie wir alle ihn dann und wann haben, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Und Ihr Mann, Dr. Witt... er hatte sich die Buchführung angeschaut, bevor er zum Frühstück nach unten gekommen war?«
    »Ja.«
    Powell hatte da irgendwas auf Lager, begriff Hardy. Ganz entspannt und gemächlich spazierte er zurück zum Tisch der Anklagevertretung und nahm ein Papier von Morehouse ent gegen. Er ging damit zurück in die Mitte des Saals. »Euer Ehren, ich habe hier die Kopie eines Kontoauszugs eines Kon tos von Mrs.Witt bei der Pioneer's Bank. Ich möchte das gerne als Beweisstück Nr. 14 der Anklagevertretung registrieren lassen.« Jennifer verkrampfte sich sichtlich.
    Hardy bekam Magendrücken. Als Powell zu seinem Tisch hinüberkam, um ihm den Kontoauszug zu zeigen, beschloß er, für Jennifer ein wenig Zeit herauszuschinden. »Euer Ehren, kurze Besprechung bitte?«
    Mit finsterem Blick winkte die Richterin Powell und Hardy zu sich nach vorn. »Was gibt's, Mr. Hardy?«
    »Euer Ehren, dieses Dokument stand nicht auf der Liste der Beweisstücke der Anklagevertretung.« Während der Ermittlungsphase wurde von beiden Prozeßparteien erwartet, daß sie der Gegenpartei vollständige Listen der Zeugen, die sie in den Zeugenstand zu rufen beabsichtigten, zur Verfügung stellten, ebenso komplette Aufstellungen des Beweismaterials, das sie vorzuführen gedachten. Zwar mußte dann weder auf alle Zeugen noch auf alle Beweisstücke zurückgegriffen werden, aber wenn sie nicht von vorneherein aufgelistet waren, konnte man sie in der Regel nicht benutzen. Zumindest theoretisch war der Gerichtssaal kein Ort für Überraschungen - in der Praxis liebten es sowohl die Verteidiger als auch die Staatsanwälte, wenn es sich so ergab. »Ich erhebe Einspruch dagegen, daß das Beweisstück jetzt präsentiert wird«, sagte Hardy.
    »Der Herr Verteidiger irrt sich, Euer Ehren.« Da er darauf vorbereitet war, winkte Powell Morehouse vor zum Richtertisch. Der junge Assistent sammelte einen dicken Packen Papiere zusammen und brachte ihn nach vorn, reichte ihn Powell, der seinerseits Kopien an Hardy und Villars weitergab. »Zeile achtzehn, Seite eins der Liste der Beweisstücke, Euer Ehren.«
    Hardy las, was da stand: »Finanzpapiere.«
    Powell hob jetzt den dicken Packen hoch. »Dies sind die Papiere, eine vollständige Kopie der Unterlagen, die wir der Verteidigung am« - er machte eine Pause, sah auf einem anderen Blatt nach - »am 1. August überreicht haben.«
    Hardy und Freeman hatten das Paket selbstverständlich erhalten. Es befand sich jetzt zweifellos in Hardys Büro irgendwo in den sieben Bücherkisten, die vor Zeugenaussagen, Vernehmungsprotokollen, Polizeiberichten beinahe aus dem Leim platzten. Weil Powell es nicht für nötig gehalten hatte, diese Unterlagen in der Phase zur Klärung der Schuldfrage heranzuziehen, hatte Hardy sich der vagen Hoffnung hingegeben, daß sie Powell in dem Wust der Papiere nicht aufgefallen seien. Aber Fehlanzeige.
    Die Finanzunterlagen, die Powell jetzt hochhob, waren gut acht Zentimeter dick und enthielten beinahe fünfhundert Seiten alter Steuererklärungen der Witts, dazu Versieherungspolicen, Kontoauszüge, Steuerbescheide, Aufstellungen von Aktiendepots, Kopien eingereichter Schecks, Kaufbelege für die meisten Haushaltsgegenstände. Es gab keinerlei ersichtliche Reihenfolge und auch keinen Index - eine Tonne Tarnung für das eine Blatt, das Jennifer weh tun würde: der Kontoauszug, nur eine Seite lang, der die Existenz des Geheimkontos enthüllte. Powell blätterte durch die Aberdutzenden von Seiten von Fotokopien eingereichter Schecks, bis er das Blatt fand, das dort versteckt war. »Hier ist er, Euer Ehren.«
    Villars beugte sich vor, rückte ihre Lesebrille zurecht, nickte. »Da ist er, Mr. Hardy.«
    Der Auszug wurde als Beweisstück registriert, und Powell stürzte sich auf Jennifer. »Nun, Mrs. Witt, werfen Sie doch bitte einen Blick auf das Beweisstück Nummer 14 der Anklagevertretung hier. Ist das Ihr Konto?«
    Der klare Blick in ihren Augen war verschwunden. Dort war jetzt panische Angst eingezogen. Und Hardy war keine große Hilfe - ihm war genauso zumute. Jennifer nickte. »Ja, das ist mein Konto.«
    »Wußte Ihr Mann von diesem

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