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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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hat. Er machte sich Sorgen um unser Geld. Weihnachten, wissen Sie, solches Zeug.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Es wurde zu einem Streit um das Haushaltsgeld.« Jennifer sah jetzt die Geschworenen an. »Sie wissen ja, daß so was in jeder Familie vorkommt.« »Na schön, und was dann?«
    »Dann kam Matt die Treppe runter und rieb sich die Augen, wie er es immer getan hat, wenn er aufstand ... Ich wollte nicht, daß Matt mitbekommt, wie wir uns zanken und anbrüllen, also hörte ich damit auf und ging in die Küche und machte ihm einen French Toast, seine Lieblingsspeise. Dann ging ich nach oben, um die Betten zu machen. Ich dachte mir, der ganze Wirbel würde sich vielleicht legen.« »Und hat er sich gelegt?«
    »Nein ... Als ich runterkam, fing Larry wieder damit an, wie ich aussah. Er hatte gedacht, ich wäre nach oben gegangen, um mir was Ordentliches anzuziehen. Ich sagte zu ihm, daß ich jetzt zum Joggen gehe, aber er war immer noch wütend wegen der anderen ... wegen allem. Also fauchte wir uns noch ein bißchen an, und Matt weinte. Ich dachte, es würde aufhören, wenn ich weggeh, also bin ich weggegangen.«
    »Sie sind zum Laufen weggegangen?« »Ja.«
    »Und um wieviel Uhr haben Sie das Haus verlassen?« »Keine Ahnung. Ich ging erst ein paar Querstraßen lang zu Fuß, wie ich es immer mache, um mich aufzuwärmen, und dann fing ich zu laufen an.«
    Sie erzählte es gut ... der Stop bei der Bank, die Rückkehr zum Haus, die Inventarliste, bei der sie das Fehlen der Pistole nicht notierte, weil sie das Schlafzimmer nicht wieder betreten hatte. Hardy kam zu der Ansicht, daß Free-man in seiner Furcht vor Jennifers kratzbürstiger Art einen schlimmen Fehler begangen hatte, als er sie nicht als Zeugin hatte aussagen lassen. Sie verstand es, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen und erzählte sie flüssig, auch ihre Stimme gewann bei der Schilderung zunehmend an Selbstvertrauen, und so war ihre Zeugenaussage auch erst unmittelbar vor der Mittagspause zu Ende. Wenn sie sich nur bei Powells Kreuzverhör ebenso wacker schlagen konnte.
    »Ich möchte damit anfangen, daß ich Sie bitte, mir etwas zu verdeutlichen. Geht das in Ordnung?«
    Während des Mittagessens in der Suite hatte Hardy Jennifer ihren Sieg ein paar Augenblicke lang genießen lassen, es dann aber für angebracht gehalten, sie auf Powells erwarteten Sturmangriff vorzubereiten. Vielleicht würde es ja klappen - sie sah Powell jetzt seelenruhig an, und ihre Augen schauten hell und klar drein, als sie nickte.
    »Sie haben gesagt, und ich zitiere: Ich habe meinen Mann nicht umgebracht. Ich habe meinen Sohn ganz sicher nicht umgebracht.« Wollen Sie damit sagen, daß Sie sich nicht ganz so sicher sind, Larry nicht umgebracht zu haben?«
    Das war eine Frage, die Jennifer auf die Palme bringen sollte, und deshalb, dachte Hardy, war es ein kluger Schachzug. Aber er war nicht gewillt, Powell damit durchkommen zu lassen. »Wortklauberei, Euer Ehren. Was ist der Kernpunkt dieser Frage?«
    Villars stimmte zu. Jennifer mußte keine Antwort geben, aber Hardy konnte sehen, daß die Frage sie verunsichert, ihre Selbstbeherrschung bereits angeknackst hatte. Er fing ihren Blick auf und hob die Handfläche halb in die Höhe - ruhig Blut, Jennifer, lassen Sie sich nicht provozieren.
    Powell lächelte die Angeklagte an und fing von vorne an. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mrs. Witt, dann möchte ich gerne einen Teil Ihrer Erzählung abklären, den ich bislang nicht begriffen habe. Sie haben ausgesagt, daß Sie und Ihr Mann erneut zu streiten anfingen, als Sie wieder die Treppe herabkamen, nachdem Sie die Betten gemacht hatten und so weiter.«
    »Larry fing wieder zu schreien an, ja.«
    »Und Matt fing zu weinen an?«
    »Ja.«
    »Und Sie als Mutter, Ihre Reaktion auf das Weinen Ihres Sohnes war es, aus dem Haus zu gehen?«
    »Ich habe versucht, dem Ganzen ein Ende zu setzen, indem ich fortging.«
    »Ja, das verstehe ich, aber wie haben Sie versucht, Ihren Sohn zu trösten? Haben Sie ihn umarmt? Zu ihm gesagt, daß Sie ihn gern haben?«
    »Nein, in dem Moment nicht. Ich dachte mir, wenn der Streit zwischen mir und Larry aufhört, dann hört er schon zu weinen auf...«
    »Und darum ging es, nicht wahr? Daß er damit aufhört?«
    »Naja, nein. Er würde schon damit aufhören, will ich damit sagen.«
    »Also sind Sie einfach weggegangen?«
    Hardy stand auf. »Bereits gefragt und beantwortet, Euer Ehren.« Auf katastrophale Weise.
    Powell zog die Frage zurück,

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