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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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er ihn brauche. Jetzt machte er einen Rückzieher.
    »Ist sonst noch was passiert?«
    »Nichts ist sonst passiert, außer daß Ihr Staatsanwalt meinen Boß angerufen hat.«
    Schweigen. Aber mehr brauchte auch nicht gesagt zu werden. Hardy hatte Floyd Restoffer in den letzten Monaten vor seiner Pensionierung ein paar ernste Scherereien eingebrockt. Dieser hatte keine Lust, sich noch mehr davon aufzuhalsen. »Ich muß los.«
    Die Leitung war tot.
    Hardy hielt den Telefonhörer im Würgegriff. »Jetzt wird's lustig«, sagte er zu niemand Bestimmten. Er ging ins Bad und schluckte noch drei Aspirin, erhaschte dabei im Spiegel einen Blick auf sein Gesicht. »Hübsche Augen.« Er trat einen Schritt zurück und merkte, daß der Rest bestens zu den Augen paßte - er mußte sich rasieren, frische Sachen anziehen, weitere vierzehn Stunden schlafen. Er hatte nicht den Mut, Fieber zu messen.
    Nachdem er eine Viertelstunde lang im Zimmer auf und ab gegangen war, bestellte er sich ein Frühstück beim Zimmerservice, rief dann erneut Restoffer an. »Margaret Morency ist mit Jody Bachman verlobt, wußten Sie das.« Es folgte ein langes Schweigen, und Hardy sagte: »Irgendwo muß ich anfangen, Floyd. Ich bin hier bei Ihnen in der Stadt. Ich brauche ein bißchen Hilfe. Bitte.«
    Restoffers Atmen war im Telefon zu hören. Hardy wartete. »Ob Sie's glauben oder nicht, Morency steht im Telefonbuch. Ich habe nachgesehen.« Nach einem weiteren Augenblick sagte der Cop »San Marino« und legte auf.
    Hardy hinterließ in der Kanzlei Crane & Crane eine Nachricht für Jody Bachman. Er sei sicher, es handle sich um ein Versehen, weil Bachmann soviel zu tun habe, aber der Anwalt habe sich nie bei ihm in Sachen Larry Witt gemeldet. Derzeit sei Hardy in Los Angeles, und zwar heute und morgen. Vielleicht könnten sie sich irgendwann treffen, vielleicht zum Mittagessen. Er hinterließ die Nummer seines Hotels, falls Bachman ihn zurückrufen wollte. Ebenso die Zimmernummer.
    Seine Glückssträhne war vorbei. Ja doch, er hatte sich mit Clarence Stone treffen können. Freeman war zu ziemlich der gleichen Schlußfolgerung gelangt. Im Flugzeug hatte es einen freien Platz gegeben, im Hotel ein Zimmer.
    Das war's aber auch schon - mehr war leider nicht.
    Jetzt hatte Restoffer keine Lust mehr, mit ihm zu reden, Frannie war nicht zu Hause, Bachman war an einem Sonntag nicht in der Kanzlei, und Margaret Morency besaß offenbar noch nicht einmal einen Anrufbeantworter.
    Hardy machte sich bereit für den Schock und zog den Vorhang zurück. Die San Gabriel Mountains ragten funkelnd vor ihm in die Höhe. Etwas näher, auf dem Colorado Boulevard entlang der Route der großen Blumenparade zur Collegefoot-ballmeisterschaft, konnte er sehen, daß die Flachbauten auf verlorenem Posten gegen die Graffitisprüher standen. Er riß das Fenster auf. Die Luft war wohlriechend und lau, fühlte sich spätsommerlich weich an.
    Ihm wurde erneut schwindlig, und er war versucht, sich der Trägheit zu ergeben, sich einfach hinzulegen und den ganzen Ausflug als Irrtum anzusehen und wieder heimzufliegen, sobald er am Nachmittag wieder aufgewacht wäre. Da er ohnehin auf dem Bett saß, ließ er sich einfach auf den Rücken plumpsen und schloß die bleischweren Lider. Plötzlich zwang ihn die Wut wieder hoch. Er ekelte sich vor sich selbst, vor sei ner Laschheit, seiner Krankheit. Wenn er vorhatte, vierzehn Stunden zu schlafen, dann hätte er das auch zu Hause tun können. Er war nicht den ganzen Weg hierhergereist, um sich auszuschlafen, um sich von einer Pechsträhne fertigmachen zu lassen.
    Daß er sich aufsetzte, brachte ihm einen neuen Schwindel anfall ein. Er wußte, daß das Fieber noch nicht vorbei war, aber er hatte gestern eine Menge geschafft, als er sich weitaus elender fühlte. Er hob sein Hemd auf, das verschwitzt und verkrumpelt war. Das ging einfach nicht. Er mußte sich ein paar Klamotten besorgen. Mußte in Bewegung bleiben ....
    Beim Haus von Clarence Stone in Seacliff hatte es sich um eine hübsche, durchschnittliche Villa von menschlichen Ausmaßen gehandelt. Margaret Morencys Palast in San Marino rückte die Perspektive gerade. Hardy bekam eine Lektion erteilt, welche Rückschlüsse Immobilien auf ihre Besitzer zuließen - es gab die Wohlhabenden, dann die Reichen und dann diejenigen, die Häuser bewohnten, die man von der Straße aus nicht sehen konnte. Die Zufahrt, die durch ein Eisentor mit zwei Flügeln führte, schlängelte sich weiter hinten in ein Wäldchen

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