Das Urteil
davon?«
Hardys Augen brannten jetzt, und sein Mund war knochentrocken, aber er hatte während des gesamten Monologs aufmerksam zugehört. Es war dem Szenario, das er selbst entworfen hatte, ähnlich genug. Jetzt mußte er die Sache nur noch beweisen.
»Ich gebe Ihnen neun Punkte dafür«, gab Hardy zur Antwort. »Meine Freundin kann dazu tanzen.«
Freeman schaute ihn an, als sei er ein Marsmensch. Hardy begann zu fiebern, und Freeman sagte, er solle ein Taxi nehmen und nach Hause fahren. Er ließ ihn auf der Couch sitzen und ging in die Küche, um das Taxi zu rufen.
Trotz aller gutgemeinten Ratschläge aber dachte er nicht daran, nach Hause zu fahren. Er hatte dazu keine Lust. Am Dienstag morgen war eine Besprechung mit Villars angesetzt, und falls das hier nicht klappte, mußte er den Montag damit zubringen, seinen Antrag für den Fall der Fälle vorzubereiten.
Das hier war seine beste Chance. Vielleicht klappte es ja.
Er rief Frannie vom San Francisco Airport aus an und stellte sich dem erwarteten Zornesausbruch. Es war ihr gutes Recht, zornig zu sein. In den letzten Monaten hatte er sich weder als Vater noch als Ehemann besondere Verdienste erworben. Aber er würde es bei ihr wieder wettmachen, bei den Kindern ebenfalls. Aus dem Prozeß hatte er etwas gelernt. Eine ganze Menge. Es war ein verrücktes Leben, und er war einfach so hineingeraten. Aber er hatte genug davon. Er würde etwas anderes machen - oder aber das, was er jetzt machte, auf andere Weise. Sobald alles vorbei war.
Doch zuerst würde er die Sache durchziehen.
Wenn sie sich abgeregt hatte, würde sie es schon verstehen. Außerdem würde sie gar nichts anderes von ihm erwarten -schließlich war sie diejenige gewesen, die darauf bestanden hatte, daß er sein Möglichstes tue, um die Wahrheit hinter dem Mord an Larry Witt herauszufinden. Und hinter dem Mord an Matt. Jennifer zuliebe. Und jetzt würde er genau das tun, egal ob krank oder nicht, falls er nicht bei dem Versuch ins Gras beißen würde.
51
Das Flugzeug sollte planmäßig eine Stunde vor Sonnenuntergang in Burbank landen. Er hielt in einem Fenstersitz ein Nickerchen, mit einer Decke zugedeckt, als der Pilot im Lautsprecher den Landeanflug ankündigte. Er machte die Augen auf und genoß die Aussicht. Die Sonne, zwei- oder dreimal so groß wie sonst, glitzerte draußen auf dem Pazifik durch einen roten Nebel. Als er nach unten blickte, sah Hardy das Labyrinth der Schnellstraßen, die sich durch das Tal schlängelten, der Hollywood Highway selbst jetzt an einem frühen Samstag abend verstopft, der Golden State Highway in Richtung Stadtmitte ebenfalls eine einzige Autoschlange. Der Pasadena Highway machte noch nicht den Eindruck eines Parkplatzes, zumindest nicht aus der Luft.
Total am Ende vor Müdigkeit und Fieber, schloß er erneut die Augen, bis sie zu dem berühmten vollkommenen Stillstand am Flugsteig gekommen waren.
Das hier war eine dumme Idee, sagte er sich, als er sich auf dem Weg zum nächsten Schalter einer Autovermietung zusammenreißen mußte, um nicht zu taumeln.
Doch irgendwie schaffte er es bis nach Pasadena. Er hatte dort in den Embassy Suites ein paar Seminare im Rahmen seiner Ausbildung zum Staatsanwalt besucht und eine vage Erinnerung daran, wie er fahren mußte. Binnen einer Stunde nach der Landung hatte er sich im Hotel angemeldet, geduscht, eine Nachricht für Frannie hinterlassen, daß er glücklich angekommen sei, und war unter der Bettdecke in Ohnmacht gefallen.
Er schlief vierzehn Stunden und wachte in klitschnaß durchgeschwitztem Bettzeug auf, hatte aber das Gefühl, daß er eine Uberlebenschance besaß. Es war Sonntag, der 24. Oktober, kurz vor Mittag. Nach einer weiteren Dusche und immer noch wacklig auf den Beinen rief er erneut zu Hause an, und wieder ging niemand ans Telefon. Er hinterließ eine neue Nachricht. Er fühlte sich besser, was nicht viel heißen wollte. Er würde es heute abend noch mal versuchen.
Restoffer hob nach dreimaligem Läuten ab. Die Begrüßung war herzlich genug, aber als Hardy anfing, den anderen zu informieren, warum er hierhergeflogen war, hatte er noch keine zwei Sätze gesagt, als er eine Veränderung spürte, eine beinahe ominöse Zurückhaltung.
Restoffer fiel ihm ins Wort. »Lassen Sie die Finger von der Sache. Oder lassen Sie zumindest mich aus dem Spiel.«
Eine unwillkommene Überraschung. Als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten, hatte Restoffer zu ihm gesagt, Hardy könne sich bei ihm melden, wenn
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