Das Urteil
Richterin angewiesen war.
Die zweite Stellungnahme war verzwickter, weil er wußte, daß er nicht darauf hoffen konnte, damit durchzukommen, sofern er nicht legitimen Grund hatte, ein neues Verfahren zu verlangen. Zu diesem Zwecke zählte er auf zwei Argumente: das erste lautete, daß die Zusammenlegung der Anklage wegen Mordes an Ned Hollis mit der wegen der Morde an Larry und Matt die Geschworenen -juristisch gesehen -verhängnisvoll beeinflußt hatte.
Es stimmte, sowohl Freeman als auch Jennifer hatten dieses Thema im Protokoll verworfen, aber diese Klippe konnte er umschiffen. Hardys Argument war, daß kein kompetenter Anwalt unter den gegebenen Umständen die Abweisung des Verfahrens jemals abgelehnt haben könnte, daß Jennifers Einwilligung also aufgrund inkompetenter Beratung erfolgt sei.
(Er wußte, daß Freeman bei solch einer Taktik nicht einmal mit der Wimper zucken würde, Hardy wohl seinerseits auf diese Finte verwiesen hätte, wenn sie Hardy nicht selbst eingefallen wäre. Es ging darum, der Mandantin das Leben zu erhalten, nicht um Bauchpinseleien.)
Das war ein vernünftiges Argument, auch wenn Villars -wieder einmal - bereits eine Entscheidung dazu gefällt hatte und es unwahrscheinlich war, daß sie ihre Meinung ändern würde.
Auf das zweite Argument setzte er die meiste und letzte Hoffnung - das Beweismaterial dafür, daß Jennifer eine mißhandelte Ehefrau war, war unterdrückt worden ... und Hardy wußte, daß die ganze Sach e an diesem Punkt, juristisch betrachtet, auf etwas wackligen Beinen stand, denn wer hatte letztlich das Beweismaterial unterdrückt, wenn nicht Jennifer selbst? Er würde erklären müssen, warum sie das getan hatte.
Er unternahm den Versuch, nach den im Gesetz festgeleg ten Richtlinien zu begründen, warum er auf lebenslange Haft statt auf die Todesstrafe plädierte. Rein technisch gese hen, konnte er diesen Antrag zum gegebenen Zeitpunkt le diglich zum Zwecke der Strafmilderung geltend machen, nicht zur Verwerfung des Schuldspruchs. Nach den sonstigen Ausführungen des Gesetzes war der Antrag als Begründung zur Eröffnung eines neues Verfahrens wahrscheinlich unzulässig.
Falls er wirklich auf ein neues Verfahren hoffen wollte, dann mußte Villars die Verbindung herstellen und einen kühnen Sprung machen. Und dazu mußte sie auf einen ziemlich dünnen Ast klettern, was die richterliche Begründung anging. Er hatte keine Ahnung, ob sie das machen würde.
Aber ihm blieb keine andere Wahl - er mußte alles auf diese eine Karte setzen -, er mußte darauf vertrauen, daß Villars an der Gerechtigkeit, an der Wahrheit gelegen war, wie er e s von ihr annahm. Sie hatte zu ihm gesagt, daß ihr die Todesstrafe größtes Kopfzerbrechen machte, daß die Verantw ortung sie schier erdrückte. Aber ungeachtet dessen würde er sie darum bitten, mehrere von ihr im Verlauf des Prozesses gefällte Entscheidungen umzustoßen. Wenn sie da nur im geringsten schwankte, würde Powell Zeter und Mordio schreien. Und Powell war drauf und dran, der Generalstaatsanwalt des Staates Kalifornien zu werden. Er war zum jetzi gen Zeitpunkt niemand, auf dessen Feindschaft Villars er picht wäre ...
Ein Teil von Hardy w ußte, daß er sich etwas vormachte. Er wußte, daß in der Praxis eine Urteilsaufhebung zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage kam. Die abschließenden Anträge an die Justizbehörde mochten als die letzte Zuflucht des Angeklagten kaschiert werden, aber ihre wahre Absicht bestand darin, dem Richter die Chance zu geben, sich vor dem Kainsmal des unumstößlichen Fehlurteils zu bewahren. Nur auf dem Papier mochte diese letzte Hürde vielleicht eine Auswirkung auf die fairere Handhabung der Todesstrafe haben -historisch betrac htet machte es in der Praxis nur selten ir gendeinen Unterschied.
Nachdem er seine Anträge noch einmal durchgesehen hatte, brachte er den Rest der Nacht damit zu, die Ordner mit den Beweisstücken doppelt und dreifach zu überprüfen und seine Gesprächsprotokolle von A bis Z durchzulesen. Seine Notizen zu Tom DiStephano. Was ihm die Ärzte zu Jennifers »Unfällen«, zu ihren blauen Flecken berichtet hatten. Freemans eidesstattliche Versicherung, daß Jennifer ihm untersagt hatte, sich auf das zu berufen. Die Abtreibungen. Die erste Zeugenaussage des Zahnarztes Harlan Poole.
Und Gott sei Dank hatte er sich damals zu Wort gemeldet und protestiert, darauf beharrt, daß die Besprechung ins Pro tokoll aufgenommen wurde.
Er war durchaus der Ansicht, daß Villars ihm
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