Das Valentinsduell
sie weit weg von daheim diesen stressigen Job am Hals hatte! Nun musste sie auch noch mit einem wildfremden Typen unter einem Dach leben, wobei ihr Chef ihr unter Schwüren versichert hatte, dass sich dieser Fremde hundertprozentig professionell verhalten werde. Wenn es wirklich nicht ging, konnte sie immer noch in einem der Motels unterkommen. Aber solch eine Geldverschwendung würde gegen ihr Prinzip der Sparsamkeit verstoßen. Unter erwachsenen Menschen sollte man sich arrangieren können.
Zudem hatte Darcy von Männern fürs Erste genug. Auch wenn sie mit der Möglichkeit durchaus gerechnet und versucht hatte, sich dagegen zu wappnen, hatte sie die Tatsache tief verletzt, dass Jake sich nicht mehr gemeldet hatte.
Die Hintertür zum Restaurant war abgeschlossen, so auch der Neben- und der Haupteingang. Ein kurzer Blick auf ihr Handy ließ auch ihre Hoffnung schwinden, dass sie diesen J.P. Holland über seine Mobilfunknummer erreichte, die Kevin ihr gegeben hatte. Zurück zur Tankstelle zu fahren, um von dort zu telefonieren, hatte auch keinen Zweck, denn wenn sie hier kein Netz hatte, hatte man dort vermutlich auch keines.
Auf der Rückseite des Gebäudes gab es allerdings eine Außentreppe. Darcy vermutete, dass sie zu der besagten Wohnung führte. Auch wenn sie sich keinen Erfolg davon sprach, stieg sie hinauf. Zu ihrer Überraschung ließ sich die Tür öffnen. Erst als sie schon eingetreten war, fiel ihr ein, dass es angebrachter gewesen wäre, vorher anzuklopfen.
Sie fand sich selbst in einem in düsterem Braun gehaltenen Wohnzimmer wieder. Ein wesentlich erfreulicherer Anblick war da schon der sonnengebräunte nackte Rücken einer männlichen Person, die ein Stück weiter hinten stand. Dampfwolken kamen aus einem Raum, der offensichtlich das Badezimmer war. Offenbar kam der Mann, der gerade dabei war, sich die Haare abzufrottieren, eben aus der Dusche. Einige Wassertropfen rannen ihm noch den muskulösen Rücken hinunter und verschwanden im Hosenbund seiner Jeans. Angesichts dieser Rückansicht war Darcy ganz dankbar, dass der Mann in Jeans steckte. Hätte er nur ein Handtuch um die Hüften gehabt, wäre das wohl wirklich zu viel für sie gewesen.
„Ich … äh … Entschuldigung“, stotterte sie.
Der Mann drehte sich um und ließ das Handtuch sinken. Darcys Magen machte Bocksprünge. Ihr Verstand weigerte sich, zu begreifen, wen sie hier vor sich hatte. Nur die Schockstarre hinderte sie daran, auf dem Absatz kehrtzumachen und wegzulaufen.
Jake starrte sie einige Augenblicke lang genauso fassungslos an. Er war nicht weniger verblüfft als sie. „Darcy?“
„Was machst du denn hier?“
Er runzelte die Stirn. „Und was machst du hier?“
„Ich habe zuerst gefragt.“
„Ich bin hier beschäftigt.“
„Ich auch.“ Langsam fiel bei ihr der Groschen. „Oh Gott! Jetzt erzähl mir nicht, dass du J.P. bist!“
„Nur für Kevin. Eigentlich hasse ich diese Abkürzung, aber als Kevin und ich uns trafen, kannte er drei Jakes. Irgendwie ist dann J.P. an mir hängen geblieben.“ Er murmelte etwas Unverständliches in sich hinein, dann fragte er: „Seit wann arbeitest du für Kevin?“
„Seit Jahren schon. Paulie und ich waren bereits im Jasper’s, bevor Kevin es übernommen hat.“ Darcy wunderte sich, wie gefasst sie trotz allem war – gefasst genug jedenfalls, ihm nicht gleich ein Knie in die Weichteile zu rammen und dann die Flucht zu ergreifen.
„Dann bist du die Hilfe, die Kevin mir schicken wollte?“
War sie das? War das wirklich alles, was ihm in diesem Augenblick einfiel? Keine Entschuldigung? Nicht einmal eine faule Ausrede? Er hatte ihre Hand gehalten, sie wie verrückt geliebt und ihr am nächsten Morgen mit einem Abschiedskuss versprochen, sich zu melden. Und jetzt fragte er sie doch tatsächlich, ob sie die Hilfskraft war, die Kevin geschickt hatte! „Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird.“
Sie würde sich sofort auf den Weg machen und zurück nach Concord fahren. Auf dem Rückweg hätte sie drei Stunden Zeit, sich eine gute Ausrede für Kevin zurechtzulegen, warum sie diesen Job beim besten Willen nicht übernehmen konnte. Sie könnte ihm beispielsweise erzählen, dass sie einem Bären über den Weg gelaufen war, der in den Mülltonnen gewühlt hatte, und dass sie allergisch gegen Bären war.
Jake prustete laut aus und warf das Handtuch beiseite. „Dann arbeiten wir eben zusammen. Wir schaffen das schon.“
Darcy seufzte. Sie war ein durch und durch freundlicher
Weitere Kostenlose Bücher