Das Vampir-Pendel
und er fühlte sich nicht euphorisch. Auch er dachte an die Verantwortung, die er übernommen hatte. Es kam ihm beinahe vor, als wollte er den Teufel mit dem Beelzebub vertreiben oder bekämpfen, denn der neue Besitzer dieses Pendels zu sein eröffnete auch neue Perspektiven Er brauchte nicht mehr zu warten, bis die Blutsauger auf ihn zukamen oder ihm gemeldet wurden. Durch das Pendel war er in der Lage, ihre Verstecke aufzutreiben, um sie herauszuholen und zu vernichten.
Ein Wahnsinn war das!
Von so etwas hatte er schon immer geträumt und sich nicht vorgestellt, daß es das tatsächlich gab.
Er stellte die Flasche wieder an den alten Platz zurück. Der Blinde hatte sie leer getrunken.
»Nun, Marek, hast du nachgedacht?«
»Das habe ich.«
»Und wie stehst du dazu, jetzt der neue Besitzer des Vampirpendels zu sein?«
»Ich weiß noch immer nicht, was ich sagen soll. Ich kann behaupten, daß ein Traum in Erfüllung gegangen ist, denn jetzt werde ich sie aufspüren können.«
»Das ist der Sinn und Zweck, Marek. Du bist der Pfähler, du wirst immer der Pfähler bleiben, aber du wirst in der Zukunft noch viel stärker werden.« Juri räusperte sich. »Nimm meine Hand. Versprich mir, daß du auch in meinem Sinne handeln wirst.«
Marek schlug ein. »Das ist versprochen.«
»Ich glaube an dich.«
Marek hatte das Pendel noch nicht selbst gesehen, aber das änderte sich, denn der Blinde hob seine Hände an und führte sie der Brust entgegen, wo er den Gegenstand unter seinem dünnen Pullover verborgen hielt. Er zog dabei die Wolle straff, und so malte sich der Umriß bereits ab.
»Da ist es«, sagte er, »hilf mir bitte, damit ich die Gliederkette über meinen Kopf streifen kann.«
Marek war ihm gern behilflich. Seine Finger zitterten noch immer, und er fing beinahe an zu beben, als das Pendel freilag und er es betrachten konnte.
Er erinnerte sich an seinen Freund John Sinclair, der durch das Kreuz zum Sohn des Lichts gemacht worden war. Auch John trug das Kreuz vor seiner Brust, und nun war Marek an der Reihe, ebenfalls einen derartigen Talisman oder eine Waffe zu tragen.
Der Blinde hatte ihm das Pendel auf die Handflächen gelegt. Die Kette lag unter dem Stein zusammengerollt, so daß sich Marek den Stein sehr genau anschauen konnte.
Ja, da war das Gesicht.
Auch bei den nicht eben vorzüglichen Lichtverhältnissen erkannte er es genau. Die Augen, die Nase, er sah den Mund und auch die beiden schrecklichen Zähne.
Es schüttelte ihn. Für einen Moment schloß er die Augen, als könnte er den Stein nicht mehr sehen. »Nun, Marek?«
»Es ist wie ein Wunder. Ich kann es kaum fassen, aber ich werde es in Ehren halten.«
»Und damit auf Jagd gehen.«
»Bestimmt.«
»Gleich morgen schon«, sagte Juri leise. »Du darfst keine Zeit verstreichen lassen. Ich kann sie zwar nicht sehen, Marek, aber ich will dir sagen, daß ich sie spüre. Ich glaube fest daran, daß sie sich in meiner Nähe aufhalten. Ich bin blind, aber meine anderen Sinne sind ungemein geschärft worden. Ich spürte die gefährliche Aura, die auch mein Haus umgibt. Sie lauert, sie wartet auf die Finsternis, auf die gefährliche Nacht, wo sie endlich frei sein kann. Deshalb war es so dringend, und ich war froh, daß du den Weg schnell zu mir gefunden hast.«
»Ich wußte es«, murmelte Marek. »Ja«, bestätigte er noch einmal nickend. »Ich habe es gewußt. Ganz genau gewußt. Ich bin, nun ja…«
»Du wirst die Nacht hier bei mir verbringen müssen, Freund. Die Sonne ist dabei, in das Meer der Finsternis einzutauchen. Ich kann es zwar nicht sehen, aber spüren. Meine Sinne sind auch in dieser Richtung hin sehr geschärft worden.«
Marek glaubte ihm. Er schnitt aber ein anderes Thema an. »Was ist mit Milan?«
»Wie meinst du?«
»Kannst du ihm vertrauen?«
»Voll und ganz, Marek. Milan ist für mich wie ein Enkel. Er hat mir das Leben gerettet, er hat mir geholfen, als ich zum Spielball irgendwelcher Halbwüchsigen werden sollte, die sich einen Spaß daraus machten, einen Blinden zu jagen. Ich habe nicht gesehen, was Milan tat, aber es muß den anderen sehr weh getan haben.«
»Erist ein Soldat.«
»Das sagte er mir. Aber er ist kein Rumäne. Ich habe gehört, was sich im ehemaligen Jugoslawien abspielt, und ich finde es beschämend. Das hat mir Milan auch gesagt. Nur kann er es nicht ändern. Er hat die Konsequenzen gezogen. Er wollte nicht auf seine Brüder schießen.«
»Vielleicht sollten alle so denken«, sagte Marek und stand
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