Das Vampir-Pendel
Problem.«
»Stimmt, Rangar, stimmt. Aber ich denke einen Schritt weiter, und deshalb muß ich dich als ehemaligen Besitzer des Pendels fragen, welche Aufgaben es erfüllt und welche Kräfte in ihm stecken. Was soll ein Mensch wie ich damit?«
»Man kann es einsetzen.«
»Als was?«
»Als eine Art Sonde, als einen Sucher und letztendlich auch als einen Finder.«
»Bitte, Rangar, du sprichst nach wie vor in Rätseln.«
»Das weiß ich. Aber wir werden weitersehen. Ich bin noch nicht am Ende. Du hast es gefühlt, es wird immer dein bleiben, bis du es abgibst, und du wirst damit etwas aufspüren können.«
»Aha.«
Der Zigeuner lachte leise. »Ja, wir nähern uns dem eigentlichen Ziel, Juri, denn dieses Pendel ist in der Lage, dir gewisse Dinge zu zeigen. Das Pendel wird dort ausschlagen, wo sich das Böse versteckt. Es ist in der Lage, Vampire aufzuspüren. Es findet ihre Gräber. Seine Ausschläge und die Reaktion des Gesichts werden dir anzeigen, wo sich Vampire aufhalten. Man kann die Blutsauger also durch dieses Pendel mit den gleichen Waffen bekämpfen, Juri. Verstehst du das?«
»Ja«, flüsterte er. »Ja, das habe ich verstanden, aber ich kann es noch immer nicht fassen. Welches Machtmittel ist mir damit in die Hand gegeben worden? Ich werd? also in der Lage sein, mit diesem Pendel bestimmte Wesen aufzuspüren.«
»Vimpirgräber.«
»Ach das.«
»Und die Blutsauger selbst«, sagte der Zigeuner. »Mit diesem Pendel kannst du sie jagen.«
Dei Blinde nickte. Dann strich er über seine Stirn. Dabei hörte er, wie die Stahlkette, an der das Pendel hing, klirrte. Er wußte, daß Rangar das Pendel anhob. Er stand auch auf und trat hinter seinen Besucher.
»Ich werde es dir jetzt umhängen, denn das muß einfach sein. Du bist jetzt sein Besitzer. Du wirst damit die Orte des Grauens finden können, obwohl du dein Augenlicht verloren hast. Aber du wirst spüren, wie sich das Pendel bewegt, wie es anfängt zu schwingen, und ich kann dir sagen, daß die Augen des versteinerten Gesichts anfangen zu glühen. Du wirst es nicht sehen, doch spüren können. Da bin ich mir ganz sicher. Und ich wüßte nicht, wem ich das Pendel hätte überreichen sollen. Du bist der einzige, dem ich es mit einem guten Gewissen umgehängt habe.«
Juri wußte nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich beschämt und fürchtete sich auch davor, dem großen Vertrauen, das in ihn gesetzt worden war, nicht gerecht werden zu können.
Er zitterte, dann umklammerte er das Pendel mit beiden Händen, als wollte er es nie mehr loslassen in seinem restlichen Leben.
»Wie fühlst du dich, mein Freund?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»Du wirst dich aber daran gewöhnen. Dessen bin ich mir sicher, Juri. Ja, wirklich.«
»Danke.«
»Und ich danke dir noch einmal dafür, daß du uns gewarnt hast. Wir werden noch in dieser Nacht damit beginnen, unser Lager abzuräumen. Das ist ein Versprechen.«
»Dann hat sich mein Besuch letztendlich gelohnt.«
»Für uns beide, Juri.«
Es waren Worte des Abschieds, das wußten die Männer. Rangar brachte seinen Gast noch bis zur Tür, wo sich die beiden Männer umarmten.
Dann ging der Blinde hinaus und bekam einen Begleiter zugewiesen, der auf ihn achten sollte.
»Ich werde wieder zurück in den Wald gehen«, sagte Juri.
»Das ist gut, mein Freund. Lebe wohl.«
Der Blinde konnte noch immer nicht fassen, was er da bekommen hatte.
Er dachte an einen Traum, doch auf der anderen Seite wußte er sehr gut, daß es kein Traum war, denn er spürte vor der Brust sehr deutlich den Druck des Steins.
Er besaß das Pendel. Damit nicht genug. Er hatte auch eine große Verantwortung auf sich genommen und mußte sich ihr würdig erweisen und vor allen Dingen jemanden finden, dem er ein so großes Vertrauen entgegenbringen konnte, wie Rangar ihm entgegengebracht hatte.
Es würde schwer werden.
Aber es würde hoffentlich nicht unmöglich sein…
***
Juri räusperte sich, bat mit leiser Stimme um die Flasche und flüsterte, als Marek nach ihr griff: »Jetzt weißt du alles. Und jetzt weißt du auch, daß ich jemanden gefunden habe, dem ich dieses Pendel von ganzem Herzen gönne. Du bist der richtige Mann, Marek. Ich habe von dir gehört. Dein Ruf hat sich im Land herumgesprochen. Du bist der große Hasser aller Blutsauger, und du wirst es in deinem Sinne einsetzen können.«
»Trinke erst mal.« Der Pfähler drückte dem Blinden die Hasche zwischen die Hände. »Eanke.«
Während Juri trank, dachte Marek nach,
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