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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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witzig«, erwiderte er und suchte den Waldrand nach einem Hinweis auf sie ab.
    »Aber sie ist tatsächlich sehr klug. Und mutig. Sie hat sich zum Pförtnerhaus durchgeschlagen und sich jemanden gesucht, der ihr das Reiten beibringt.«
    Isabel stieß ein klingendes Lachen aus. »Für Estebans Familie hat sie sich eine ausgefeilte Geschichte ausgedacht, weil sie nicht wusste, was diese Leute über uns wissen. Er gab ihr zu verstehen, sie müsse nichts verbergen, und dann hat ein Junge ihr Reitunterricht erteilt.«
    »Welcher?«
    »Ist das wichtig?«, fragte sie mit erhobener Augenbraue. »Offenbar ja.«
    Lächelnd sah sie wieder zum Waldrand. »Ein großer, bärenstarker Kerl, der auch die Klettergruppen führt, nehme ich an.«
    Giovanni stieg schon knurrend die Verandastufen hinab, als sie ihn endlich auslachte. »Sie ist jetzt bei Gustavo, beruhige dich. Er bringt sie gleich zurück.«
    Er schnitt eine Grimasse, doch sie kicherte nur. Als Mensch hatte er keine ältere Schwester gehabt, doch wenn er sich eine ausmalte, besaß sie stets große Ähnlichkeit mit Isabel. Er kehrte auf die Veranda zurück und setzte sich auf den Stuhl neben sie. Während sie gemeinsam auf Beatrice warteten, spürte er das Gewicht unausgesprochener Fragen, das auf ihnen lastete.
    »Was ist dem Mädchen zugestoßen, Giovanni? Für einen so jungen Menschen blickt sie zu traurig.«
    »Das kann ich dir nicht –« Er räusperte sich. »Das musst du sie fragen. Es ist an ihr, diese Geschichte zu erzählen, wenn sie es will.«
    Isabel schnaubte. »Du kannst einen wirklich aufregen! Ich ertrage deine ewige Geheimniskrämerei nur, weil ich weiß, dass du zu allen so bist.«
    »Es steht mir nicht zu –«
    »Blablabla. Das habe ich millionenfach gehört – du brauchst dich nicht zu wiederholen«, brummte sie. »Immerhin sind deine Lippen auch versiegelt, wenn ich dir ein Geheimnis anvertraue.«
    Achselzuckend fasste er den Weg zum Pförtnerhaus ins Auge, von wo schwache Geräusche von Beatrice und Gustavo zu ihm drangen. Sein Herz begann rascher zu schlagen. Isabel musste das gemerkt haben, denn sie sah ihn an.
    »Bist du in sie verliebt?«
    Er stand auf und trat an das Geländer. Über seine Gefühle wollte er nicht sprechen, auch nicht mit jemandem, dem er so sehr vertraute wie Isabel.
    »Ich denke ja«, konstatierte sie und setzte nach einer Pause leise hinzu: »Sie ist sehr jung, mein Freund.«
    »Das weiß ich.«
    »Und sie ist tief verletzt.«
    »Ja.«
    Sie musterte ihn, bis er den Blick ihrer dunklen Augen erwiderte. Inzwischen waren Beatrice und Gustavo deutlich zu vernehmen.
    Isabel holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Ich werde für dich beten. Für euch beide.«
    Er wandte den Kopf, als die beiden Reiter am Waldrand auftauchten, und beobachtete, wie Beatrice über die üppige Wiese trabte. Ihre Haut war bleich und leuchtete nahezu in der Dämmerung; ihre Wangen dagegen färbte eine gesunde Röte, und sie lächelte kurz, als Gustavo eine spaßige Bemerkung machte, doch Giovanni sah, dass die Freude ihre Augen nicht erreichte.
    »Danke, Isabel – für deine Hilfe und für alles andere.«
    »Gern geschehen, mein Freund.«
    Wie seit Beginn ihrer Bekanntschaft folgten Giovanni und Beatrice auch in Cochamó rasch einem penibel eingehaltenen Tagesrhythmus. Sie erkundete tagsüber das Tal in Begleitung eines Mitglieds der Menschenfamilie, die für Gustavo und Isabel das Touristen zur Übernachtung dienende Landhaus führte. Nach der Rückkehr aß sie allein zu Abend, las etwas und ging schlafen. Im Haus gab es keinen Strom, aber Kamine wärmten alle Zimmer, und ein alter Wasserturm neben dem Stall sorgte für fließendes Wasser.
    Sie sprachen kaum miteinander, und Beatrices Schweigen, das früher beruhigend auf ihn gewirkt hatte, zehrte langsam an ihm. Sie wollte nicht über ihre Zeit bei Lorenzo reden, und ihre Unterhaltung ging nur sporadisch über beiläufige Informationen über das Tal und seine Bewohner hinaus.
    Schlimmer aber war, dass sie – endlich eingeschlafen – Nacht für Nacht im Traum weinte. Dann saß er stundenlang geräuschlos vor ihrer Tür und hörte sie – von schrecklichen Erinnerungen gequält – schluchzen und im Schlaf murmeln. Ihr Herz raste dann, und er roch ihre Panik im ganzen Haus. Sosehr er sich auch bemühte, ihre Privatsphäre zu respektieren, entschloss Giovanni sich schließlich doch, in ihr Zimmer einzudringen und sie zu wecken, musste aber feststellen, dass die Tür abgeschlossen war.
    In der siebten

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