Das verborgene Feuer
im Schacht verschwinden, doch gleich darauf war er mit seinen Habseligkeiten wieder da. Dann schnippte er mit den Fingern, und das blaue Licht kehrte auf seine Handfläche zurück, bevor er die Hand anmutig spreizte und die Flammen in die Haut einzusaugen schien.
»Und darum«, meinte er, als würde er eine Bemerkung über das Wetter machen, »ziehe ich das Treppenhaus vor.«
Sie schnaubte ein wenig, lächelte ihn an und war noch immer sprachlos über diese Demonstration offensichtlich unmenschlicher Kraft. Er drehte sich um, schob die Türen mit bloßen Händen Handflächen zu und wandte sich Beatrice wieder zu.
»Möchten Sie mich begleiten?« Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
Sie nickte. »Ja, Treppe klingt gut.«
Er öffnete die Tür zum Treppenhaus, hielt sie aber mit einer Geste zurück und lauschte kurz. Dann winkte er sie zur offenen Tür.
Ihr Verstand begann eine Liste guter Gründe zusammenzutragen, warum sie sich nicht mit einem Vampir in ein leeres Treppenhaus begeben sollte, doch sie wischte ihre Bedenken beiseite und machte sich klar, dass er sie gerade aus einem viel kleineren Raum gerettet hatte.
»Ich bin ziemlich gut im Nicht-Ausrasten, oder?«
»Sehr gut sogar.« Er nickte. »Wirklich beeindruckend.«
Schweigend stiegen sie die letzten Stufen der Treppe hinab und warfen sich dabei verstohlen musternde Blicke zu. Als sie das Erdgeschoss erreichten, hielt er ihr erneut die Tür auf. Sie zögerte, denn sie wusste irgendwie, dass sie anders sein würde, wenn sie durch diese Tür gegangen war – grundsätzlich gewandelt durch das Wissen, das sie nun besaß.
Sie atmete tief ein und schritt über die Schwelle. Giovanni legte ihr mit einer Geste, die sie normalerweise als zu persönlich empfunden hätte, die Hand auf den Rücken, doch angesichts der Umstände hatte sie nun nichts mehr dagegen. Rasch gingen sie zum Ausgang und traten in den dunklen Abend hinaus.
»Ich fahre Sie nach Hause«, sagte er.
»Wirklich nicht nötig.«
Er verdrehte die Augen. »Beatrice, ich habe Ihnen eben erklärt, dass Geschöpfe der Mythologie existieren und Ihr Vater – von dem Sie glaubten, er sei ums Leben gekommen – wahrscheinlich zu ihnen gehört. Bitte erlauben Sie mir, Sie nach Hause zu fahren, damit ich mir keine Sorgen machen muss, dass Sie mit Ihrem Wagen gegen eine Leitplanke krachen.«
Sie hielt inne, wusste ihm aber keine schlagfertige Antwort zu geben.
»Da ist was dran.«
»Danke.«
»Sie würden sich also Sorgen machen?«
Sein Blick sprang zur Seite, doch er ging weiter. »Ich sage Caspar, er soll Sie morgen früh zur ersten Vorlesung abholen. Sie kommen nicht zu spät – versprochen.«
Sie begriff, dass sie auf dem Heimweg ohnehin Zeit zum Nachdenken haben würde. Außerdem hatte sie womöglich die eine oder andere Frage an Batmans Butler.
»Gut, Sie dürfen mich nach Hause fahren.«
»Mein Auto steht da drüben.« Giovanni wies mit dem Kopf auf einen grauen Mustang hinten auf dem Parkplatz.
»Hübsch.«
Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Mir gefällt er.«
»Mir auch.« Ihr Blick glitt über das elegante Äußere des Oldtimers. »Wie können Sie mit diesem Wagen unterwegs sein, wenn Sie nicht einmal Aufzug fahren dürfen?«
»Gute Frage.« Er zuckte die Achseln. »Älteren Autos scheine ich nichts auszumachen, obwohl ich auch sie nur mit Handschuhen fahre. Neue Modelle dagegen …« Er schüttelte den Kopf. »Viel zu viel Elektronik. Ich kann kaum in einem solchen Wagen mitfahren, ohne dass er kaputtgeht. Caspar lässt mich in seinem Auto nur noch auf die Rückbank.«
»Das muss wirklich lästig sein.«
»Sagen wir so: Manchmal vermisse ich Pferde sehr.«
Beatrice lehnte sich lächelnd in das glatte Leder ihres Sitzes zurück und musterte sein Profil im Licht der Straßenlampen, während er den Wagen anließ und vom Parkplatz fuhr. Sein Auto besaß ein Aroma von Leder und Rauch, und sie begriff, dass das, was ihr oft von ihm entgegenschlug, wie die Luft nach einem Gewitter roch. Das ergab plötzlich viel mehr Sinn.
»Gio?«, fragte sie, nachdem sie sich in den Verkehr der Autobahn eingefädelt hatten.
»Hmm?« Seit er sich in den Wagen gesetzt hatte, war er wieder schweigsam.
»Beherrschen alle Vampire diese Feuersache?«
Er warf ihr einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich wieder auf die Straße. »Nein, aber wir haben alle eine gewisse Neigung zu den Elementen. Und niemand weiß, warum.«
»Zu den Elementen? Aber doch nicht wie in der Chemie?«
Er
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