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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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bemerkt.
    »Sie wollen etwas. Sie wollen etwas von mir.«
    Er sah sie wieder an, und diesmal achtete er sorgsam darauf, dass seine Miene nichtssagend war.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein – nicht von mir. Sie wollen etwas von ihm. Von meinem Vater. Deshalb haben Sie mich nach ihm gefragt.«
    Giovannis Reglosigkeit ließ ihn noch unmenschlicher wirken als vorhin seine Fänge, die nun hinter seinen Lippen verborgen waren.
    »Sie wollen das, was er in Italien gesucht hat, nicht wahr? Sie sind Antiquar. Wollen Sie die Bücher, denen er auf der Spur war?«
    Als sie seine Augen flackern sah, wusste sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte, und lachte ein bisschen. »Aber wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen dabei helfen könnte?«
    »Möchten Sie Ihren Vater wiedersehen, Beatrice? Ich weiß, dass er Sie gern treffen würde.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Wissen Sie, wo er ist? In Europa vielleicht? Es gab Anrufe –«
    »Ich weiß es nicht. Nicht genau jedenfalls. Und ich würde auch nicht an seine Tür klopfen, wenn ich es wüsste. So geht das nicht.«
    Sie runzelte die Stirn. »Sondern wie? Ich möchte ihn sehen.«
    Er verdrehte die Augen, flüsterte in einer fremden Sprache einen Fluch in sich hinein und sah sie wieder an. »Vampire leben sehr zurückgezogen. Verschwiegen. Sonst gäbe es uns nicht sehr lange.«
    Sie musterte ihn mit erhobener Braue. »Sie wirken nicht sonderlich zurückgezogen und verschwiegen auf mich.«
    »Stimmt, und dazu hat Caspar sicher auch etwas sehr Kluges zu sagen«, murmelte er.
    »Ihr Butler weiß Bescheid?«
    »Caspar lebt seit Kindertagen bei mir. Er weiß alles.«
    »Wie –«
    »Das soll er Ihnen selbst sagen.«
    Sie saßen noch ein paar Minuten schweigend da, und das blaue Licht schwebte weiter über ihnen. Sie hielt das Schnupftuch umklammert und versuchte, den Wirbel der Gefühle zu beruhigen, der ihr den Magen umzudrehen drohte. So schockierend die Enthüllung auch war: Sie war erleichtert, dass ihr Vater am Leben war und versucht hatte, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
    Auch wenn er dabei offenbar ihr Gehirn ganz schön in Unordnung gebracht hatte.
    »Giovanni?«
    »Ja?«
    »Jetzt, da ich all Ihre Superheldengeheimnisse kenne – können Sie uns vielleicht hier rausbringen?«
    Er sah sie erstaunt an. »Aber natürlich. Dagegen spricht nichts, nehme ich an.«
    Unvermutet stand er auf, sprang an die Decke, schlug die mittlere Tafel der Verkleidung heraus und sandte das blaue Licht mit einer Handbewegung durch das Loch nach oben.
    »Oh«, murmelte Beatrice.
    »Haben Sie Ihre Sachen?«, fragte er und war kein bisschen außer Atem, als er nun wieder vor ihr stand.
    Sie hob ihr nutzloses Handy auf und vergewisserte sich, dass alles in ihrem Rucksack verstaut war. Wie sie so vor ihm stand, wurde ihr erst voll bewusst, wie groß er war.
    »Ich habe alles.«
    »Prima. Legen Sie die Arme um meine Hüften und halten Sie sich fest. Und drücken Sie sich an mich – das Loch in der Decke ist ziemlich klein.«
    »Alles klar.«
    Sie schlang Giovanni die Arme um den Leib und schmiegte sich an ihn. Noch immer spürte sie diese seltsame Energie, die er ausging, und bemühte sich, gelassen darauf zu reagieren. Und sie versuchte, nicht an den muskulösen Oberkörper zu denken, den sie unter seinen Sachen spürte, oder an seine große Hand, mit der er sie an der Hüfte hielt.
    »Und Beatrice?«
    Sie sah auf, und er grinste vergnügt zu ihr hinunter.
    »Sie werden nie alle meine Superheldengeheimnisse erfahren.«
    Mit einer Bewegung, die ihr nur wie ein Hüpfer vorkam, wurde sie mit ihm vom Boden der Fahrstuhlkabine auf das Dach des Lifts gerissen, der an dicken Kabeln im dunklen Schacht hing.
    »Halten Sie sich fest.«
    »Das habe ich vor«, keuchte sie.
    Das blaue Licht schwebte weiter über ihnen, als er sie sich auf die Schultern setzte und – nur unter Zuhilfenahme seiner Hände – die Wände des Aufzugschachts bis in den vierten Stock zurück kletterte. Sie klammerte sich an seinen Hals und war plötzlich dankbar, dass er nicht zu atmen brauchte.
    Eigentlich aber war sie sich dessen, wie ihr nun auffiel, gar nicht so sicher.
    »Müssen Sie nicht atmen?«
    Er stieß ein etwas ersticktes Geräusch aus, das nach einer Verneinung klang, und so hielt sie weiter seinen Hals umklammert. Die eine Hand an der Serviceleiter, stemmte er mit der anderen die Türen zum Schacht weit genug auf, um Beatrice mit Schwung in den Flur stoßen zu können. Sie sah ihn erneut

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