Das verborgene Feuer
Bibliothek. Ich darf bloß nicht am Computer arbeiten.«
»Das muss inzwischen wirklich frustrierend sein.«
»Sehr. Aufgrund meiner Natur und meiner Neigung zum Feuer kann ich moderne Technologien sogar noch weniger nutzen als die meisten anderen Vampire. Das ist im Lauf der Jahre immer schwieriger geworden.«
»Gut, dass Sie Caspar haben.«
»Allerdings. Er ist sehr nützlich, obwohl er die grässliche Unart hat, Leute zu belauschen.«
»Das habe ich gehört!«, kam es aus der Küche. Giovanni sah Beatrice mit hochgezogenen Augenbrauen an, und sie unterdrückte ein Lachen.
»Wenn ich diesen Job annehme – falls ich ihn annehme: Welche Arbeitszeiten hätte ich? Und wonach suchen Sie überhaupt? Darf ich das fragen?«
Er nickte und nahm noch einen Schluck Whisky, während Caspar hereinkam, ihr erneut einschenkte und einen kleinen Teller mit Käse und Oliven auf den Couchtisch stellte.
»Natürlich. Ich arbeite nur, wenn ich Lust dazu habe, also wäre es eine Teilzeitstelle. Es müsste natürlich abends sein, aber die Wochentage sind mir gleich. Freitags geht es in der Regel nicht. Ich muss zwar nicht arbeiten, aber Unsterblichkeit ist für reiche Müßiggänger schrecklich langweilig – deshalb habe ich meine Beschäftigungen. Ich bin von Natur aus Jäger, also jage ich seltene Dokumente und Bücher für Privatkunden und nebenher auch Antiquitäten. Sammlerstücke, Kunst, so was, obwohl mich Antiquitäten nicht sonderlich interessieren.«
»Und arbeiten Sie vor allem für andere … Vampire?«
»Überwiegend ja, aber nicht ausschließlich. Ich werbe nicht für meine Dienste, und da die Kunden über Empfehlungen zu mir finden, bekomme ich Aufträge in der Regel von Leuten, für die ich schon einmal gearbeitet habe. Die meisten Kunden sind unsterblich.«
Sie saß schweigend da und schaute in ihr Glas. »Oh«, sagte sie schließlich.
Er runzelte die Stirn. »Was? Wieso ›oh‹?«
»Sie sind eine Art … Detektiv für Bücher. Das ist ja toll.«
Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Das bin ich wohl, ja.«
»Und Sie wollen mich dafür bezahlen, dass ich Ihnen helfe, Bücher und Antiquitäten zu finden?«
»Genau.«
Sie zögerte kurz und biss sich auf die Lippe. »Werden Sie mir helfen, meinen Vater zu finden?«
Sein Blut begann schneller zu fließen, und er unterdrückte ein Brummen der Befriedigung. Das war ausgezeichnet. Sie wollte das Gleiche wie er, wenn auch vermutlich aus anderen Gründen.
»Ja«, sagte er und hoffte, seine innere Genugtuung ließe seine Fänge nicht sichtbar werden. »Ich finde ihn.«
Beatrice lächelte. »Dann nehme ich den Job an. Es ist mir sogar egal, ob Sie bei der Arbeit ein Scheusal sind. Außerdem ist Ihr Beruf der Traum jedes Buchliebhabers.«
Er zuckte die Achseln. »Falls Sie eine Laufbahn im Bereich der Unsterblichkeit anstreben, dürfte Sie diese Tätigkeit ebenfalls erfreuen.«
»Das denke ich auch.«
Mühsam unterdrückte er ein breites Lächeln. »Sie sind also bereit, für mich zu arbeiten? Ich gestehe, außer Caspar hatte ich noch nie einen Assistenten. Gut möglich, dass ich bei der Arbeit wirklich ein Scheusal bin.«
»Das bist du!«, rief Caspar aus der Küche.
Darüber musste Beatrice lachen, und Giovanni stimmte unwillkürlich ein. Schon jagten ihm Gedanken durch den Kopf, wie er seine Bücher finden könnte, und die erheiternde Gegenwart der jungen Frau trug dazu unleugbar ihren Teil bei.
Aus den Augenwinkeln sah er einen grauen Streifen die Treppe herunterflitzen, und schon war Doyle da, schmiegte sich an Beatrices Kampfstiefel und sah Giovanni aus kupfernen Augen sehnsüchtig an.
»Oh, hallo. Hallo, Katze.« Beatrice wirkte ziemlich verblüfft darüber, dass die große Katze sie inspizierte. Doyle schnupperte kurz an ihren Stiefeln und sprang dann zu Giovanni aufs Sofa.
»Du bekommst keinen Käse von mir, Doyle. Der ist nicht gut für dich.«
»Das ist wirklich eine sehr große Katze.«
»Stimmt.« Doyle maunzte und schob den Kopf unter Giovannis Hand. Beatrice lächelte beide an. »Er ist sehr klug. Aber verdorben. Ich fürchte, das ist Caspars Werk. Er versucht immer wieder, sich Doyles Liebe durch extravagante Mahlzeiten zu erkaufen.«
»Und eines Tages klappt das auch«, brummte Caspar, kam ins Zimmer und hob die Katze aus Giovannis Schoß. »Komm, Doyle. Ich habe in der Küche herrlichen Thunfisch für dich.«
Er klemmte sich das Tier unter den Arm, kehrte in die Küche zurück und zwinkerte Beatrice dabei zu.
»Und wann
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