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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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der Graf adoptiert hatte und ausbilden wollte. Der Kleine schien das uneheliche Kind eines seiner Brüder zu sein, doch der Brief verriet nicht, um welchen Bruder es sich handelte.
    Eine Passage sprang ihr förmlich in die Augen:
    Lorenzo hat Dich seit Deinem Besuch bei ihm mehrmals erwähnt. Deine mitunter skandalösen Äußerungen haben ihn amüsiert, und würdest Du bald nach Florenz zurückkehren, wäre er wohl sehr erfreut, eure Bekanntschaft fortzuführen.
    Meine Güte
, dachte sie,
Lorenzo de Medici. Lorenzo der Prächtige
. Ob Giovanni ihn tatsächlich kennengelernt hatte? Sollte er wirklich über fünfhundert Jahre alt sein, war das durchaus möglich.
    Stadtgeflüster wurde erwähnt: ein seltsamer Mann namens Niccolo Andros, Lorenzos Kinder und schließlich ein Skandal, in den Pico und eine verheiratete Frau verwickelt waren.
    Errötend legte sie den Brief weg. Schwer vorstellbar, dass eine Frau nicht von Giovanni angezogen wurde. Trotz seines schroffen Auftretens spürte auch Beatrice, wie sie immer stärker in seinen Bann geriet.
    Sie las den Brief viermal, machte sich Notizen und brachte Namen und Daten zu Papier. Dann sah sie sich den zweiten Brief an, beschloss aber, vor der Lektüre den Hintergrund der beiden Männer zu recherchieren. In der italienischen Renaissance kannte sie sich nicht sonderlich aus, und ausgerechnet den, der darin bestens bewandert war, konnte sie nicht fragen. Sie schnaubte bei der Vorstellung, wie diese Unterhaltung verlaufen würde:
    »Oh, hallo, Gio. Bist du zufällig ein Philosoph aus dem fünfzehnten Jahrhundert namens Giovanni Pico? Ach, und was hat das Ganze mit meinem Vater zu tun?«
    »Bitte machen Sie sich wieder an die Durchsicht der langweiligen Auktionskataloge, Beatrice. Ich bin viel klüger als Sie und zu eingebildet, um Ihre Fragen zu beantworten. Außerdem sehe ich sehr gut aus und komme auch dann durch, wenn ich mich wie ein Scheusal verhalte.«
    Seufzend steckte Beatrice die Notizen in die Tasche. Sie würde am Abend zu Hause surfen, nachdem sie ihre Großmutter zu einem Abendessen mit ihren Freundinnen begleitet hatte.
    »Beatrice, du musst für die Mädchen ein Foto von Giovanni besorgen!«
    Sie verzog das Gesicht, als die Stimme ihrer Großmutter aus der Küche an ihren Schminktisch drang, wo sie sich zum Ausgehen herrichtete. Seit Beatrice sich erinnern konnte, trafen Isadora und ihre engsten Freundinnen sich jeden Dienstagabend zum Essen. Diese Zeit hatten Beatrice und ihr Großvater früher in seiner Werkstatt oder mit dem Anschauen alter Horrorfilme verbracht, doch seit seinem Tod begleitete sie ihre Großmutter bei diesen wöchentlichen Ausflügen.
    Erst hatte sie das nur getan, um nicht den quälenden Verlust des Großvaters zu empfinden, doch inzwischen genoss sie die Abende mit diesen interessanten Frauen richtig.
    »Oma, ich bitte meinen Chef nicht um ein Foto, damit du es deinen Freundinnen zeigen kannst. Das ist peinlich.«
    »Aber er sieht so gut aus! Vielleicht kannst du ihn mit deinem Handy aufnehmen?«
    »Nein! Was für eine grässliche Vorstellung. Ich glaube außerdem nicht, dass er gern fotografiert wird.«
    Das wäre vermutlich keine gute Idee, wenn man schon über fünfhundert Jahre lebt
, dachte sie und trug Kajal auf.
    »Das Ganze ist so aufregend. Du musst allen von den Buchgeheimnissen erzählen, die du inzwischen zu lösen hilfst.«
    Beatrice schnaubte. »Ich durchforste seit fast einem Monat online gestellte Auktionskataloge nach einem Dokument, Oma. Meine Arbeit ist nicht so glanzvoll, wie es sich anhört.«
    »Trotzdem.« Isadora kam lächelnd ins Bad, um ihre Frisur vor dem Spiegel zu prüfen. »Die Bibliothek klingt wunderbar. Kannst du dir vorstellen, wie neidisch dein Vater wäre? Und wie unglaublich stolz zugleich?«
    Der Gedanke an ihren Vater ließ Beatrice verstummen. Seit sie zugestimmt hatte, für Giovanni zu arbeiten, hatte sie sich gesträubt, mit ihm über ihren Vater zu sprechen, weil sie noch immer nicht wusste, was der Vampir eigentlich von ihr wollte. Und obwohl es sie beruhigt hatte, Caspar kennenzulernen, hatte sie noch immer das unbehagliche Gefühl, vieles über Giovanni Vecchio noch nicht zu wissen.
    Und vielleicht auch vieles gar nicht wissen zu wollen.
    »Sei stets dankbar für unvermutete Chancen, Mariposa. Du weißt nie, wohin eine solche Aufgabe dich führt.« Isadora tätschelte ihrer Enkelin die Wange. »Stell dir vor, was für aufregende Dinge dir die Zukunft bringen mag!«
    Beatrice seufzte. »Das

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