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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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Niccolo Andros? Hatte Giovanni sie gestohlen? Und was hatte all das mit ihrem Vater zu tun? Sie blätterte erneut in ihren Notizen, um zu sehen, welche Art Bücher Signore Andros besaß, und runzelte die Stirn. Warum sollte ihr Vater nach Büchern über östliche Mystik suchen?
    Beatrice machte sich Notizen zu dem siebten Brief und war überzeugt, dass ein weiteres Teil des Puzzles beinahe in Reichweite war. Sie musste die Briefe im Zusammenhang studieren, durfte bei der Arbeit aber keine Zeit mehr darauf verschwenden. Also machte sie rasch Kopien und kehrte in den Lesesaal zurück, wo Dr. Scalia schon mit Dr. Christiansen in das neueste Schreiben vertieft war.
    »… dass die Ausbreitung von Savonarolas radikalen Ideen mit Picos Depression zusammenfiel, erscheint mir als einer der faszinierendsten Aspekte. Und die Erwähnung seiner Gedichte. Ich denke, Pico hat diese Sonette an die Frau eines Medici-Cousins gerichtet. Das war damals ein Skandal und führte zu seiner ersten Gefängnishaft, aber diese Schreiben waren sicher ein Hinweis darauf, dass sie ihre Beziehung zumindest brieflich fortsetzten.«
    »Was ist an den Sonetten denn so besonders?«, hörte Beatrice Charlotte fragen.
    »Wir wussten, dass Pico Gedichte verfasst hat, dachten aber, Savonarola habe sie auf dem Scheiterhaufen vernichtet oder Pico habe sie aus freien Stücken zerstört, um Buße zu tun. Darum wohl hat Poliziano – der selbst ein Dichter war – versucht, diese Lyrik zur sicheren Verwahrung zu bekommen.«
    »Und was wurde aus dem Rest von Picos Bibliothek?«
    Aller Blicke richteten sich auf Beatrice.
    Dr. Scalia runzelte die Stirn. »Welche Bibliothek?«
    »Na, in den Briefen werden Bücher und andere Schriften erwähnt. Besaß er nicht auch viele mystische Texte? Und eigene Aufzeichnungen? All diese Adligen und Philosophen hatten doch eigene Bibliotheken. Was ist aus Picos Sammlung geworden? Vielleicht befinden sich die Sonette ja dort?«
    Dr. Scalia nickte. »Allen Berichten zufolge besaß Pico eine sehr große Bibliothek, doch wir wissen nicht, was aus ihr geworden ist. Er hatte keine Erben, müssen Sie wissen. Und als er starb –«
    »Wann war das? Und woran ist er gestorben?«
    Der Professor wirkte erstaunt über ihre Unterbrechung, lächelte aber und schüttelte den Kopf.
    »Das wissen wir nicht genau. Giovanni Pico starb 1494 in Ferrara, doch es gibt keine Hinweise darauf, dass er eine große Bibliothek hinterließ, und er starb unter mysteriösen Umständen. Da er keine Erben hatte, haben vermutlich seine Verwandten – die Familie Mirandola – die Bibliothek übernommen. Sie stand ihnen jedenfalls zu, sofern Pico sie nicht anderen gestiftet hatte.«
    Beatrice war nun noch verwirrter. »Danke … verzeihen Sie, Dr. Scalia – ich möchte nicht unhöflich sein, aber …«
    »Schon gut, meine Liebe. Ich mag Studenten, die Neugier an den Tag legen. Das erst macht das Unterrichten zu einer dankbaren Aufgabe.«
    Charlotte musterte sie nachdenklich, und Beatrice war froh, dass ihre Schicht bald vorüber war. Als sie ins Magazin zurückging, um den Luftentfeuchter zu überprüfen, gerieten ihre Gedanken immer mehr durcheinander, und sie war verwirrt über dieses Puzzle, das sich einfach nicht zusammenfügen ließ.
    Sie machte sich eine Dose Suppe warm, als Giovanni am Abend in die Küche kam. Er trug Hemd, Jackett und Bügelfaltenhose – alles ganz in Schwarz. Er sah so umwerfend aus wie immer, und Beatrice schaute weg und versuchte, die Anziehung zu verdrängen, die er wie stets auf sie ausübte.
    »Guten Abend, Beatrice.«
    Sie lächelte. »Hast du dich für den diskreten Nein-ich-bin-kein-tödliches-Geschöpf-der-Nacht-Look entschieden?«
    »Wie bitte?«
    Sie musterte ihn von oben bis unten. »Es ist Freitag, oder? Zeit zum Abendessen? Fahren die Mädels immer noch auf Männer ganz in Schwarz ab?«
    Er sah sie prüfend an. »Willst du wirklich darüber reden?«
    Sie dachte kurz nach. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Ich muss los.« Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Es sei denn, du bietest mir deinen Hals an – dann könnte ich auf die Klubs verzichten. Das wäre viel bequemer.« Er zwinkerte ihr zu und steckte die Schlüssel in die Tasche.
    Sie verdrehte die Augen und deutete zum Herd hinüber. Seine ungewöhnliche Flirtstimmung erstaunte und erheiterte sie. »Siehst du das? Das ist Suppe. Suppe ist Essen.« Sie sah wieder zu ihm hoch. »Und siehst du mich? Ich bin ich – und kein Essen. Noch Fragen?«
    Er sah sie von oben bis

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