Das verborgene Feuer
entschuldigen, du riechst herrlich – es ist nur anders, dich hierzuhaben. Es ist … schön.«
Schweigend sahen sie den Rest des Films an. Beatrice hatte ihn leise gestellt, um die beruhigenden Geräusche der Gartenpatrouille zu hören.
»Wie war dein Abendessen?«, fragte sie lässig.
»Willst du das wirklich wissen?«
Nein. Sie wusste nicht einmal, warum sie gefragt hatte, und versuchte, die absurde Anwandlung von Eifersucht nicht weiter zu beachten. »Eigentlich nicht.«
»Fad war es. Langweilig.« Er warf ihr einen hitzigen Blick zu. »Vier minus.«
»Ich sagte, ich will es nicht wissen, Gio.«
»Aber vielleicht will ich es dir erzählen, Beatrice.«
»Warum?« Sie zog ein finsteres Gesicht. »Wieso muss ich diesen Mist erfahren?«
»Es geschieht nicht immer im Zorn«, sagte er leise, und sie schaute wieder auf den fast stummen Fernseher. »Manchmal geschieht es nur der Ernährung wegen, denn Vampire brauchen Blut zum Leben. Manchmal geschieht es im Zorn, aber manchmal kann es überaus angenehm –«
»Ich geh in mein Zimmer.« Sie schaltete den Fernseher aus und ging zur Treppe.
»Du musst dich umziehen. Wir gehen aus.«
Sie fuhr herum. »Was? Warum? Wohin fahren wir?«
Er erhob sich und kam mit salopp in die Taschen geschobenen Händen auf sie zu.
»Wir müssen in die Nachteule.«
Die Erinnerung an den Pub ließ sie sofort erröten, und sie stieg die Treppe hoch. »Ich gehe nicht wieder dorthin.«
»Oh doch. Wir müssen uns sehen lassen. Ich habe erfahren, dass Lorenzo sich dort heute mit Gavin trifft, und wir müssen auch da sein.«
»Warum?« Ihr Unbehagen über sein Flirten ließ nach, doch ihr Herz schlug schneller vor Angst, Lorenzo wiederzusehen.
»Wir müssen hin, und ich werde tun, als würde ich dein Blut trinken. Ich werde als dein Geliebter auftreten, und du spielst mit, wenn du weißt, was gut für dich ist.«
Ihr Puls raste schon wieder, aber nicht aus Angst. »Warum? Warum muss ich –«
»Meine Welt kennt keine Regeln. Eigentlich haben wir nicht einmal Gepflogenheiten, aber unter den kultiviertesten Vampiren wird immerhin eine gewisse Höflichkeit beachtet.« Er hielt inne und musterte sie. »Lorenzo hat deinen Vater in einen Vampir verwandelt, und das bedeutet in meiner Welt, dass er … ein gewisses Anrecht auf dich hat. Sollte er von dir trinken wollen, würde niemand auch nur mit der Wimper zucken, solange es nicht auf spektakuläre Weise geschieht. Darum interessiert es auch keinen, dass seine Leute deine Großmutter bei einem sehr hässlichen Angriff gebissen haben. Isadora gehörte zu seinem Kind und damit zu ihm.«
»Dann bin ich nur –«
»Du, Beatrice, gehörst – dem Wissen der anderen Vampire nach – zu mir. Du bist mein Mensch, meine ›Nahrung‹, wie du es heute Abend so gekonnt ausgedrückt hast. Und ich habe Lorenzo in einen Vampir verwandelt und bin darum weit mehr gefürchtet – mein Eigentumsanspruch sticht seinen also aus. Aber wir müssen ihn zwingen, das anzuerkennen, damit du in dieser Stadt eine gewisse Sicherheit genießt. Er muss uns also zusammen sehen, und zwar vor Zeugen – verstehst du?«
»Ja«, flüsterte sie nickend.
»Ich tue das nicht, um dich oder mich zu quälen.« Sein Blick fiel kurz auf ihre tiefroten Lippen. »Sondern weil ich glaube, das dies im Moment unser bester Schachzug ist.«
»Wirst du mich beißen?«
Schluckend musterte er ihren Hals, und hinter seinen Lippen bewegten sich die Fänge, doch er drehte sich um und ging ins Wohnzimmer zurück. »Nein. Zieh dich um.«
»Gut.«
»Zieh den burgunderroten Rock an.«
»Was? Warum? Gibt es eine Kleiderordnung oder so?«
Er zuckte die Achseln. »Er steht dir einfach sehr gut.«
Sie verdrehte die Augen und stapfte die Treppe hinauf.
Zwanzig Minuten später fuhren sie in Giovannis Mustang durch Houstons dunkle Straßen in der Nähe des Rice Village. Er hatte ihr erläutert, wie sie aufzutreten hatte, um als die Frau zu gelten, von der er stets trank. Beatrice fand, diese Regeln sahen vor allem vor, dass sie sich wie ein hypnotisierter Fußabtreter verhielt.
»Und widersprich mir nie vor einem anderen Vampir. Vor Carwyn oder Tenzin kannst du das machen. Bei jedem anderen Vampir würde es dich in Gefahr bringen.«
»Ich muss also so tun, als hätte ich eine Gehirnwäsche verpasst bekommen und wäre damit sehr zufrieden.«
»Wärst du ein Durchschnittsmensch, hätte ich dich längst einer Gehirnwäsche unterzogen, die dir garantiert gefallen hätte.«
»Ich bin ein
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