Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
Vom Netzwerk:
ich habe keine Ahnung, wie ich dir helfen kann.«
    »Wenigstens bist du nicht angeekelt vor mir zurückgeschreckt und hast mir gezeigt, wo die Tür ist. Ich schätze, ich wollte nur ein wenig ... ach, ich weiß nicht ... – Zuneigung? Freundschaft? –, bevor ich Dad gegenübertrete.« Er zog ihre Hand an die Lippen, küsste sie sanft und ließ sie dann los. »Du warst immer etwas Besonderes für mich, Im, das weißt du ja.«
    »Das war vor langer Zeit«, murmelte sie und schob ihm einen Becher Tee über die Theke zu.
    »Aber danach war nichts mehr so wie vorher, oder?«, fragte er.
    »Wir waren uns einig«, sagte sie und vermied es, direkt zu antworten. »Wir haben gesagt, dass wir uns zu nahestehen. Beinahe wie Bruder und Schwester. Wir waren uns einig «, wiederholte sie, energischer jetzt. »Eher so wie Milo und Lottie.«
    »Ganz und gar nicht wie Milo und Lottie«, wandte er ein. »Wir sind überhaupt nicht verwandt.«
    »Wir sind aber beinahe wie Geschwister aufgewachsen«, protestierte sie. »Oder wenigstens wie Cousin und Cousine.«
    Er beobachtete sie nachdenklich. »Ich habe aber trotzdem recht, oder? Danach war nichts mehr wie zuvor. Ich war nie wieder so glücklich wie damals mit dir, Im.«
    Sie errötete. »Das ist vorbei, Nick. Das war vor zehn Jahren. Und was hat das mit der Gegenwart zu tun? Was wirst du Milo erzählen?«
    Er atmete tief ein und seufzte. »Ich fürchte, ich werde ihm die Wahrheit sagen müssen.« Angesichts ihrer Miene lächelte er. »Überrascht? Oh, glaub mir, ich habe mir schon alle möglichen Geschichten ausgedacht, aber sogar mir fällt nichts Plausibles ein. Ich hoffe nur, dass er mich nicht hinauswirft.«
    »Du weißt ganz genau, dass Milo so etwas nie tun würde.«
    Er sah so verzweifelt aus, dass ihr Herz vor Angst und Mitleid schmerzte. Sinnlos, ihm zu sagen, was für ein Narr er war; das wusste er offensichtlich selbst gut genug.
    »Ist Alice sehr wütend?« Sie hatte Alice nie besonders gut leiden können.
    »Sie ist restlos empört über mich«, brummte er. »Hat gesagt, sie könne meinen Anblick nicht ertragen. Ich kann es ihr nicht verübeln.«
    »Aber wieso hast du das nur getan?«, fragte sie sanfter. Ihr wurde klar, dass sie sich ein ganz klein wenig tugendhaft fühlte, weil sie toleranter mit seinen Schwächen war als die aufrechte, unversöhnliche Alice. Natürlich kannte sie ihn auch seit einer Ewigkeit, wusste um seine Schwächen – und Stärken.
    Nick trank von dem Tee. »Du hast wirklich keine Ahnung, Im, wie es ist, in einer sehr kommerziellen Gesellschaft zu leben. In der du schon am Schultor nach deinen Schuhen beurteilt wirst und deine Kinder wahrscheinlich Loser sind, wenn sie die falschen Füllermäppchen haben. Oder wenn du deinen Skiurlaub nicht in dem Ferienort verbringst, der dieses Jahr angesagt ist. Der Druck ist gewaltig. Mit Kinderpartys wird gewetteifert, dass es ein Albtraum ist. Ich hatte meinen Kreditkartenrahmen ausgeschöpft, war mit den Hypothekenraten im Rückstand und brauchte zusätzliches Geld; so einfach ist das. Das Problem ist, dass man das Gefühl hat, mit seinen Freunden mithalten zu müssen.«
    »Dann zieht um. In eine Gegend, wo diese Werte nicht gelten.«
    Er lachte sie aus. »Willst du diejenige sein, die Alice sagt, dass sie sich von ihrem gewohnten Lebensstandard verabschieden soll? Sie ist daran gewöhnt, und das wusste ich, als ich sie geheiratet habe. Ich dachte, ich könnte das schaffen. Es ist nicht ihre Schuld, dass ich es nicht bringe. Wenn ich mir rasch etwas Geld leihen kann, dann komme ich so gerade zurecht, und dann wird sie sich vielleicht dazu durchringen, es zu übersehen.«
    »Wie viel, Nick?«
    Er verzog das Gesicht. »Dreiundzwanzigtausend?«
    »Herrgott!«
    »Ich weiß. Aber ich habe nirgendwo mehr Kredit, und aus der Hypothek kann ich keinen Penny mehr herausziehen, also ist Dad meine letzte Zuflucht.«
    »Hat Milo denn überhaupt so viel übrig? Er hat doch nur seine Pension, oder?«
    Nick wich ihrem Blick aus. »Er hat noch das Sommerhaus«, meinte er zögernd. »Und Ma sagt, dass die Mieter bald ausziehen.«
    »Du meinst, er soll es verkaufen?« Sie spürte einen Anflug von echtem Kummer. »Oh, Nick, das wäre so traurig! Es hat doch immer zu High House gehört, oder?«
    Er zuckte die Achseln. »Hast du eine bessere Idee?« Er setzte seinen Becher ab. »Ich muss weiter. Sie werden sich schon fragen, ob ich okay bin. Sehen wir uns noch?«
    »Natürlich. Halt mich auf dem Laufenden!«
    »Danke, Im. Ich

Weitere Kostenlose Bücher