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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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umgehen, das ist alles. Ach, egal!« Sie stand auf. »Ich wette, Milo freut sich riesig.«
    »Ja, so ist es.« Auch Matt stand auf. »Die Vorstellung, dass Fremde dort leben würden, hat ihm gar nicht gefallen, und auf diese Weise hätte auch Lottie einen Ort, an den sie ziehen könnte ... du weißt schon. Wenn ... falls Milo etwas zustößt.«
    Im starrte ihn mit ernster, schockierter Miene an. »Daran hatte ich gar nicht gedacht«, gestand sie. »Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, einer von ihnen könnte nicht mehr im High House sein, aber wahrscheinlich würde sie ohne ihn nicht bleiben. Du meinst, Lottie könnte ins Sommerhaus ziehen? Ach, Matt. Was für eine tolle Idee!«
    »Ich habe es nur so gesehen«, gab er rasch zurück, damit sie nicht wieder emotional reagierte. »Wir könnten es uns teilen. Ich kann meine Freunde einladen, und du und Jules, ihr könntet es am Wochenende oder in den Ferien nutzen, wenn ihr nicht wegfahren wollt. Ihr könntet es sogar mieten, falls ihr keine Wohnung findet.«
    »Nein«, versetzte sie knapp und lächelte begütigend. »Das ist okay. Ich mache nicht gern halbe Sachen. So langsam komme ich damit klar, dass ich es nicht haben kann; wenn wir uns eine Weile dort einmieten, wird mir das wieder schwerer fallen. Aber ich freue mich, Matt. Wirklich. Dann kriegen wir dich demnächst öfter zu sehen. Das wird schön.«
    »Würdest du mich denn begleiten und es mit mir zusammen besichtigen?«, fragte er zaghaft. »Um mich bei der Einrichtung zu beraten, solche Sachen? Oder würde das ... nur Salz in die Wunde streuen?«
    Sie berührte seinen Arm. »Du bist so ein netter Bruder«, meinte sie leichthin. »Versuch bloß, mich von dem Haus fernzuhalten! Du weißt, dass ich das nur zu gern tun würde.«
    »Ja, dann.« Das Ausmaß seiner Erleichterung erstaunte ihn. »Das ist prima. Bei Milo haben wir mit Champagner gefeiert. Was hast du zu bieten?«
    »Da kann ich nicht mithalten. Aber ich habe einen hübschen, kräftigen Rioja. Wenn du leise bist, damit wir Rosie nicht wecken, holen wir Gläser und einen Korkenzieher. Kannst du bleiben und ein Sandwich mitessen, oder musst du zurück?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich dachte, ich lasse Nick und die beiden mal allein.« Er zögerte. »Was hat er hier gewollt, Im?«
    Wieder glühten bei der beiläufigen Frage ihre Wangen. »Braucht er denn einen Grund, um herzukommen? Er schaut oft auf dem Weg nach High House mal rein.«
    »Ein ziemlicher Umweg, oder?«
    Sie starrte ihn an. »Was soll denn dieses Kreuzverhör?«
    »Tut mir leid. Ich war nur erstaunt, ihn zu treffen, das ist alles. Trinken wir jetzt den Wein?«
    Matt fuhr mit einem unguten Gefühl nach Hause: Nick zu treffen war eine Überraschung gewesen, und als er Im darauf angesprochen hatte, hatte sie merkwürdig reagiert, beinahe schuldbewusst. Plötzlich fiel ihm ein, dass Lottie – herrje, Jahre war das jetzt her – ihn einmal gefragt hatte, ob er bemerkt habe, dass Imogen und Nick einander ziemlich oft sahen. Kurz, nachdem Im die Stelle in dem Reitstall bei Newbury angetreten hatte, war das gewesen. Da jedoch nichts darauf hingedeutet hatte, dass die beiden eine Beziehung unterhielten, hatte er die Idee abgetan. Jetzt fragte er sich, ob Lottie womöglich doch recht gehabt hatte, denn Im war ungewöhnlich defensiv gewesen.
    Matt fuhr an den Straßenrand, saß da und sah auf das Watt hinaus. Die Flut hatte gerade eben eingesetzt, sodass die bleichen Flächen mit glitzernden Wasserpfützen übersät und von sprudelnden Wasserläufen durchzogen waren, die alle das kühle Blau des Himmels spiegelten. Er konnte sich die Gefahren leicht vorstellen: Nick war bei Alice schlecht angeschrieben, und Im war wütend auf Jules und fühlte sich verletzt – ein perfektes Szenario für Probleme. Aber trotzdem war das unmöglich. Nick und Im kannten sich seit einer Ewigkeit und waren wie Bruder und Schwester. Vielleicht trösteten sie einander über den Starrsinn ihrer Ehepartner hinweg und nichts weiter ... Aber dennoch hatte Im ihm eine scharfe Antwort gegeben: Braucht er denn einen Grund, um herzukommen? Und dann war sie zweimal rot geworden, als er Nicks Namen erwähnt hatte.
    Nick hatte sich wie immer unbekümmert gegeben, aber er besaß eine Schwäche, das Bedürfnis, geliebt und akzeptiert zu werden. Suchte er diese Anerkennung bei Im – und war sie in der Stimmung, darauf zu reagieren? Matt fluchte halblaut. Wie kompliziert und lästig Beziehungen doch waren! Der Gedanke erinnerte ihn

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