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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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zurückging.
    Sie legten den kleinen Einweggrill auf ein paar flache Steine am Strand, jenseits der Muschelschalen und Sepiaschalen, die die Flutlinie markierten. Der Grill stank ein wenig nach Paraffin, als Zach ihn anzündete, und Hannah schüttelte den Kopf.
    »Ich Idiot«, sagte sie.
    »Was ist denn?«
    »Ich hätte uns ein richtiges Feuer machen können. In ir gendeinem Schuppen oben liegen sogar Grillrost und Zange.«
    »Gut, dann kümmere ich mich um das hier, und du machst uns da drüben ein richtiges Lagerfeuer. Für später.«
    »Später?«
    »Das kleine Ding hier wird uns nicht warm halten, wenn die Sonne erst untergegangen ist«, erklärte Zach.
    »Also gut. Gib mir den Wein – ich stelle ihn kalt.« Lächelnd streckte Hannah die Hand nach der Flasche aus, trug sie zum Wasser und grub sie bis zum Hals in den feinen Kies ein. Dann schlenderte sie weiter über den Strand und sammelte Treibholz für das Feuer. Der Abend wurde mild, der Wind flaute ab, und kleine Wellen kräuselten sich mit einem leisen Wispern auf dem Kies. Der Himmel war blassgelb, und in diesem gnädigen Licht wirkte alles weicher. Zach wartete, bis die Flammen im Grill zu Glut herabgebrannt waren, und legte dann die Garnelen und Hähnchenschenkel darauf. Sie aßen sie heiß, sobald sie durchgegart waren, und verbrannten sich Finger und Lippen. Ihrer beider Kinne glänzten von Zitronensaft und Fett, und sie tranken den Wein aus Pappbechern.
    Das Treibholz färbte ihr Lagerfeuer grünlich, sodass die Flammen fast unsichtbar waren, während die Sonne noch schien. Doch sobald der Himmel über ihnen dunkel wurde, sahen sie magisch aus, beinahe überirdisch. Zach starrte Funken nach, die hochwirbelten und in der Luft erloschen. Mit Wein im Blut und vollem Bauch erschien ihm die Welt auf einmal sehr friedvoll, als liefe die Zeit langsamer als sonst, oder als spielte hier, in Blacknowle, der Rest der Welt keine so große Rolle mehr. Der Feuerschein fing sich in Hannahs Haar und ließ sie bezaubernder aussehen als je zuvor. Das Kinn auf die Knie gestützt, starrte sie ins Feuer, und Zach glaubte, auch in ihrer Haltung etwas von seiner eigenen friedlichen Stimmung zu erkennen.
    »So etwas habe ich noch nie gemacht«, sagte er.
    »Was denn?« Sie wandte ihm das Gesicht zu und legte die Wange auf die Knie. Hinter ihr ging die schmale, leuchtende Mondsichel auf.
    »Am Strand gegrillt – mit einem richtigen romantischen Lagerfeuer. Das gehört zu den Dingen, die ich schon immer mal tun wollte, aber irgendwie kam es nie dazu.«
    »Sollten auf solchen Listen nicht etwas radikalere Dinge stehen? Wie ein Fallschirmsprung oder Fagott spielen lernen?«
    »Das hier ist doch viel besser, als Fagott spielen zu lernen.«
    »Woher willst du das wissen?« Sie grinste ihn an, rückte dann näher zu ihm heran und lehnte sich an die glatte Seite eines großen Felsbrockens. »Deine Frau ist also kein großer Outdoor-Fan?«
    »Exfrau. Und nein – ganz sicher nicht. Ein Paar Gummistiefel hatte sie, glaube ich, aber die waren nur dazu da, aus dem Haus zu gehen, ohne auf nassen Bürgersteigen auszurutschen. Matsch haben die nie gesehen.«
    »Und haben deine Gummistiefel denn schon Matsch gesehen?«
    »Ich besitze nicht einmal welche. Bitte mach deswegen nicht gleich Schluss mit mir«, sagte Zach lächelnd. Hannah kicherte.
    »So etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht.«
    »Aber ich glaube, ich könnte mich damit anfreunden. Mit dem Landleben und so weiter. Ich meine, es ist schön hier, nicht? Das muss gut für die Seele sein.«
    »Tja, komm mal an einem Regentag im Januar wieder her, dann werden wir sehen, ob du es noch so schön findest.«
    »Vielleicht werde ich im Januar noch hier sein«, entgeg nete Zach. Hannah erwiderte lange nichts darauf, doch dann holte sie tief Luft und atmete ein einziges Wort wieder aus.
    »Vielleicht.« Sie griff nach einem Napfschneckengehäuse und drehte es zwischen den Fingern hin und her. »Wir haben abends oft am Strand gegessen.«
    »Wer – du und Toby?«
    »Die ganze Familie. Meine Eltern, und manchmal sogar meine Großmutter, als ich noch klein war.«
    »Hat sie damals bei euch gewohnt?«
    »Ja. Sie war wie du – ein Stadtkind. Aber sie hat in die Familie eingeheiratet und sich auch in das Leben hier unten verliebt, in diese Küste. Aber das war eine stille Art Liebe. Ich glaube, sie gehörte zu der Sorte Menschen, die das Meer melancholisch macht. Sie ist gestorben, als ich noch ein unausstehlicher Teenager war, deshalb

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