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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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bin ich nie dazu gekommen, sie danach zu fragen.«
    »Ich habe meine Großeltern auch nach so vielem nicht gefragt. Selbst nach wichtigen Dingen nicht. Mein Großvater ist tot, der ist also schon mal vom Haken.«
    »Natürlich – der kaltherzige Großvater, verbittert wegen der Gerüchte über Charles Aubreys unersättliche Gelüste«, sagte Hannah.
    »Du glaubst das keine Sekunde, oder?«
    »Dass du einer von Charles Aubreys unehelichen Enkeln bist?« Sie zog spöttisch eine Augenbraue hoch, und Zach musste lächeln. »Wer weiß?« Hannah schleuderte das flache Schneckengehäuse in die Dunkelheit und ließ sich in seine einladenden Arme sinken. Zach küsste sie auf den Kopf und spürte ihre federnden Locken an seinem Kinn. Ihr Haar duftete nach Meer und Schafwolle, und ihn durchfuhr ein beinahe schmerzhafter Stich von Zärtlichkeit.
    Sie blieben am Strand, bis es stockfinster war, und unterhielten sich über die kleinen Dinge, aus denen ihr Leben bestand, und die großen Dinge, die darüber hereinbrachen und alles andere ins Chaos stürzten. Hannah war gerade dabei, die vielfältigen Probleme zu schildern, die sie seit dem Kauf ihrer kleinen Herde mit den Tieren gehabt hatte, von einem Milbenbefall bis hin zu einem Bock, der einfach kein Schaf bespringen wollte, als sie sich plötzlich unter brach.
    »Entschuldige. Ich langweile dich bestimmt zu Tode.«
    »Nein, sprich weiter. Ich will alles wissen«, sagte Zach.
    »Wie meinst du das?« Sie rückte ein wenig von ihm ab, um ihm ins Gesicht schauen zu können.
    »Ich meine, dass ich alles über dich wissen will.« Er lächelte.
    »Niemand weiß alles über einen anderen Menschen, Zach«, erklärte sie ernst.
    »Nein. Ansonsten wäre das Leben wohl auch ziemlich langweilig. Immerhin gäbe es dann nichts Geheimnisvolles mehr.«
    »Und du liebst Geheimnisse, nicht wahr?«
    »Wer liebt die nicht?«
    »Aber du bist wild entschlossen, die Wahrheit, wie du das nennst, über Charles Aubreys Zeit hier herauszufinden. Über Dimitys Zeit mit ihm. Wenn das alles kein Geheimnis mehr ist, verliert es dann nicht seinen Reiz?«
    »Kann schon sein«, entgegnete er und wunderte sich darüber, dass sie das gerade jetzt erwähnte. »Aber das ist etwas anderes. Ich habe nicht von Charles Aubrey gesprochen. Sondern von dir, Hannah, und …« Er unterbrach sich und sah hastig auf seine Armbanduhr. »Oh, Mist!« Steif rappelte er sich auf.
    »Was ist?«
    »Heute ist Samstag. Ich bin um elf via Skype verabredet, mit Elise!«
    »Tja, jetzt ist es Viertel vor. Das schaffst du nie.« Hannah stand auf und wischte sich die Hände am Hosenboden ab.
    »Ich muss es versuchen. Ich muss los. Es tut mir leid, Hannah.«
    »Nicht nötig. Ich komme mit«, sagte sie schlicht, drehte sich um und schob mit dem Fuß die glühenden Holzstücke auseinander.
    »Wirklich?«
    »Außer, das ist dir nicht recht.«
    »Doch, natürlich. Danke.«
    Der Pub war so gut wie leer, und als Zach seinen Laptop hochfuhr, schlenderte Hannah zur Bar hinüber und begrüßte Pete Murray, der sich mit einem einsamen Gast auf einem der Barhocker unterhalten hatte. Eigentlich war schon Sperrstunde, doch Pete schenkte Hannah trotzdem einen Wodka ein und stellte ihn vor sie hin.
    »Also, Hannah«, hörte Zach den Wirt sagen. »Wegen deiner offenen Rechnung … Ich muss dich wirklich bitten, die endlich mal zu begleichen.« Hannah nippte an dem Wodka.
    »Das mache ich bald, versprochen«, erwiderte sie.
    »Das hast du vor zwei Wochen schon gesagt. Ich meine, ich war bisher sehr geduldig, aber inzwischen sind über dreihundert Pfund offen …«
    »Ich brauche nur noch ein paar Tage. Bald kommt bei mir Geld rein, ehrlich. Und dann bringe ich es dir sofort vorbei. Du hast mein Wort darauf. Nur noch ein paar Tage.«
    »Na gut – aber länger darf es wirklich nicht mehr dauern. Du bist nicht die Einzige, die einen Betrieb zu führen hat, weißt du?«
    »Danke, Pete. Du bist ein Schatz.« Sie lächelte ihn an und hob das Glas, als wollte sie auf den Wirt trinken, ehe sie es leerte.
    Hannah wartete in taktvoller Entfernung, während Zach, anfangs ein wenig verlegen, Elise erzählte, was er so gemacht hatte, und sie ihm erzählte, was sie alles erlebt hatte – etwa zum ersten Mal Kürbiskuchen gegessen. Dann erzählte er ihr eine Gutenachtgeschichte, obwohl für sie noch gar nicht Schlafenszeit war. Zu der Darstellung gehörten mehrere alberne Stimmen und Soundeffekte. Er war sich bewusst, dass er damit bei der Handvoll Leute im Pub

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