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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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um Hitler entgegenzutreten. Im Jahr darauf würde er im Chaos von Dünkirchen umkommen. Sein Leichnam würde hastig auf einem Friedhof der Alliierten begraben werden, Kameraden würden seine Erkennungsmarken mit nach Hause bringen.
    Als Zach sich abwandte, sah er, dass der alte Mann ihn mit ernster Miene beobachtete. Seine Augen waren von so hellem Blau, dass sie beinahe farblos wirkten. Zach nickte ihm lächelnd zu, doch der Mann wandte den Blick ab und richtete ihn auf seinen leeren Teller, ohne den Gruß zu erwidern, also kehrte Zach an die Bar zurück.
    »Wissen Sie vielleicht, ob noch irgendjemand im Dorf sich an diese Zeit erinnern könnte? Oder Charles Aubrey sogar mal begegnet ist?«, fragte Zach den Wirt. Er hielt die Stimme gesenkt, doch in der Stille im Raum waren die Worte deutlich zu hören. Der Mann lächelte schief und hielt inne. Er warf keinen Blick zu dem älteren Ehepaar hinüber – das war auch nicht nötig.
    »Könnte schon sein. Lassen Sie mich mal überlegen.« Hinter Zach standen die beiden auf. Mit einem angedeuteten Abschiedsgruß an den Wirt – ein erhobener, knotiger Zeigefinger – legte der Mann eine Hand sanft um den Ellbogen seiner Frau und führte sie zur Tür. Der Whippet folgte ihnen mit leise tippelnden Schritten, den geschwungenen Schwanz fest zwischen den Hinterbeinen. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, räusperte sich der Wirt. »Die Sache ist so … Diejenigen, die etwas dazu sagen könnten, möchten vielleicht nicht unbedingt darüber reden. Das muss man verstehen; im Lauf der Jahre waren eine Menge Leute hier und haben Fragen über Aubrey gestellt. Er hat hier zu seiner Zeit für einen kleinen Skandal gesorgt, und da er selbst nicht aus Blacknowle stammte, neigen die meis ten hier nicht dazu, seine Verbindung zum Ort noch zu betonen.«
    »Das verstehe ich. Aber inzwischen – ich meine, mehr als siebzig Jahre später –, da können die Leute sich doch nicht immer noch seinetwegen aufregen, oder?«
    »Sie würden staunen, mein Freund«, entgegnete der Wirt grinsend. »Ich lebe jetzt seit siebzehn Jahren hier, den Pub führe ich seit elf Jahren. Die Einheimischen nennen mich immer noch einen Zugezogenen. Die haben ein langes Gedächtnis und können einen Groll hegen, das würden Sie nicht glauben. In unserer ersten Woche hier hat meine Frau gehupt, weil ein paar Schafe die Straße blockiert haben. Sie hatte den Bauern nicht gesehen, der hinter ihnen herging. Und eines ist sicher – diesen Anfall von Ungeduld wird man ihr hier niemals verzeihen.«
    »Jemand hegt heute noch Groll gegen Aubrey? Aber warum?«, fragte Zach. Der Mann hinter dem Tresen blinzelte und schien mit seiner Antwort kurz zu zögern.
    »Tja, wenn die Leute hier etwas gegen meine Frau haben, weil sie ein paar Schafe angehupt hat, was meinen Sie, was die dann von einem Mann hielten, der nur den Sommer über hier war, sein Geld mit anzüglichen Porträts von jungen Mädchen verdiente und mit seiner ausländischen Geliebten in Sünde lebte? Und all das in den Dreißigerjahren?«
    »Ja, das muss wohl für einige Aufregung gesorgt haben. Aber ich würde seine Bilder kaum als anzüglich bezeichnen.«
    »Tja, Sie und ich vielleicht nicht. Aber damals … Ich meine, er hat nie die unscheinbaren Mädchen gezeichnet, nicht?« Der Mann kicherte dumpf, und Zach verspürte den Drang, Aubrey zu verteidigen. »Und dann natürlich diese andere Geschichte …«
    »Andere Geschichte?«
    »Sie wissen doch sicher von – der Tragödie, die sich hier abgespielt hat?«
    »Ach ja, natürlich. Aber das war doch nur ein tragisches Unglück. Aubrey war nicht schuld daran.«
    »Na ja, da würden Ihnen manche Leute widersprechen. Ah, da kommt Ihr Essen.« Zachs Sandwiches wurden von einer mürrisch dreinblickenden jungen Frau aus der Küche gebracht. Er bedankte sich lächelnd, doch sie brachte nicht mehr als ein Zucken ihrer Mascara-beschwerten Wimpern zustande. Der Wirt verdrehte die Augen gen Himmel. »Meine Tochter Lucy. Arbeitet richtig gern für ihren Vater, nicht wahr, Lu?« Lucy antwortete nicht, sondern schlenderte zurück in die Küche.
    »Sie meinen also nicht, dass irgendjemand mit mir über ihn sprechen würde? Wissen Sie vielleicht, ob jemand Bilder von ihm hat, die ich mir mal ansehen dürfte?«
    »Kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, tut mir leid.« Der Gastwirt stemmte eine Hand auf den Tresen, tippte sich mit der anderen an den Kopf und schien gründlich nachzudenken. »Nein, keine Ahnung. Seine Bilder sind

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