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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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leicht geöffnet, und sein Zahnfleisch sah beinahe grau aus. Zach hatte auf einmal den starken Eindruck, dass es dem Kind ganz und gar nicht gut ging. »Wir müssen uns hier verstecken. Nur ein Weilchen. Sie sind – sehr müde. Sie sind sehr weit gereist.«
    »Gereist?«, fragte Dimity verwundert und starrte Rozafa verständnislos an. Rozafa ließ sich von ihr mustern, ohne mit der Wimper zu zucken. Zach holte tief Luft, um die aufsteigende Panik zurückzudrängen.
    »Ja, gereist. Sie sind gerade erst aus …«
    »Ilirs Leute? Roma?«, unterbrach Dimity ihn plötzlich. Die alte Frau blinzelte, und endlich wirkte ihr Gesichtsausdruck aufmerksamer, als sei ein Teil von ihr aus weiter Ferne zurückgekehrt. Der Blick, den sie Zach zuwarf, war schärfer.
    »Ja, genau …«
    »Kommt, kommt, kommt!«, sagte sie lebhaft, hielt ihnen die Tür auf und winkte sie herein. »Sein Volk ist immerhin auch mein Volk. Meine Mutter war eine Zigeunerin – habe ich Ihnen das schon erzählt? Kommen Sie rein, und machen Sie die Tür zu. Hier ist ein gutes Versteck …«
    Zach betrat als Letzter das Haus, und als er die Tür schloss, sah er Scheinwerfer oben auf der Dorfstraße. Sie schwenk ten in ihre Richtung um, und ihm stockte der Atem. Er konnte sich nicht vorstellen, weshalb die Polizei hierherkommen sollte. Aber Hannah hatte kurz gezögert, als er The Watch vorgeschlagen hatte, als zweifelte sie daran, dass sie hier sicher wären. Vielleicht hatte die Polizei sie bei der Flucht über die Weiden doch entdeckt. Er nahm Dimity sacht am Arm, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Ich glaube, es kommt jemand hierher«, flüsterte er besorgt. »Wir müssen die beiden verstecken. Wo können wir hin? Nein – nicht!«, sagte er, als Dimity die Hand nach einem Lichtschalter ausstreckte. »Es ist schon sehr spät. Tun Sie besser so, als lägen Sie bereits im Bett.« Die alte Frau faltete die Hände vor der Brust, beinahe so, als wollte sie beten. Die Augen der anderen waren nur schwach schimmernde Punkte in der Dunkelheit. Dimity schien vor Rat losigkeit wie gelähmt, unfähig, sich zu entscheiden. Das Blaulicht fiel durchs Fenster herein und ließ unheimli che Schatten über die Wände huschen. »Dimity?«, drängte Zach. »Die dürfen sie nicht finden. Bitte – wenn die Polizei sie entdeckt, werden sie Ilir genommen und wieder weggebracht.«
    »Weggebracht? Nein, nein. Verstecken können Sie sich nur oben. Wenn die Polizisten hierherkommen, wimmele ich sie schon ab. Gehen Sie, bringen Sie sie hoch, in das linke Zimmer. Das Zimmer auf der linken Seite, haben Sie das verstanden? Die Tür ist offen. Linke Seite.« In diesem Moment war ein Motor vor dem Haus zu hören, und Schein werferlicht fiel grell durch das kahle Fenster.
    »Die sollen erst ihre Dienstausweise durch den Brief schlitz stecken, ehe Sie die Tür aufmachen, Dimity! Los, los!«, zischte Zach und schob Rozafa zur Treppe. Die Frau huschte leichtfüßig mit dem Kind in den Armen die Stufen hinauf, Zach ihr dicht auf den Fersen. Sie schlossen sich in einem Schlafzimmer ein und hockten sich geduckt hinter die Tür. Beide bemühten sich, möglichst leise zu atmen, und lauschten auf jedes Geräusch.
    Es klopfte an der Haustür, und dann dauerte es ein Weil chen, bis Dimity öffnete. Gedämpfte Stimmen drangen durch den Boden, aber Zach konnte kein Wort verstehen. Neben ihm atmete Rozafa jetzt ruhig und tief, und er fragte sich, ob sie eingeschlafen war – ob sie jeden Versuch aufgegeben hatte, ein wenig Kontrolle über ihre Situation zu be halten, und ihrer Erschöpfung erlegen war. Bald darauf grollte draußen wieder ein Motor, und dann war alles still.
    In diesem Zimmer hingen eigentümliche Gerüche schwer in der Luft: nach Moder und Grünpflanzen, Papier, un gewaschener Kleidung, abgestandenem Essen, Wasser, Salz, Ruß, Ammoniak. Und da war ein weiterer starker, chemischer Geruch, den Zach augenblicklich erkannte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie dieser Geruch in Dimitys Häuschen kam. Doch trotz aller Ungeduld war ihm klar, dass sie nicht aus ihrem Versteck kommen sollten, ehe Dimity sie holte, nur für alle Fälle. Er holte sein Handy heraus und sah, dass es hier im Obergeschoss tatsächlich einen Balken für den Empfang anzeigte. Aber keinen entgangenen Anruf, keine SMS von Hannah, und er widerstand dem Drang, sie anzurufen, solange er nicht wusste, ob die Luft rein war. Die Stille zog sich hin. Zach wartete, und irgendwann wurde ihm bewusst, dass ein kalter

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