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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Ich war innerlich ganz schwarz geworden, wollte sie sagen. Mein Herz war stehen geblieben. Ich war nicht ich selbst. Doch sie schwieg. »Ich dachte, ich wüsste, was ich tue. Ich dachte, ich wüsste so viel wie du. Ich habe mich für ach so klug gehalten.« Delphines Stimme troff vor Selbsthass.
    »Warum bist du wieder hergekommen?«, fragte Dimity. Das war ein Vorwurf, eine Bitte, rasch wieder zu gehen. Del phine riss all die Wunden wieder auf, schmerzhafter als je zuvor.
    »Ich … Ich wollte nur da sein, wo sie einmal waren. Mummy und Daddy und Élodie. Ich bin fertig mit der Schule, weißt du? Ich wusste nicht recht, wohin oder – eigentlich gar nichts mehr. Erst war ich in London, aber unser Haus ist ausgebombt. Völlig zerstört. Wie alles andere. Hier habe ich sie zuletzt gesehen. Ich hatte gehofft, dass sie vielleicht noch hier sind. In gewisser Weise.« Wieder rannen ihr Tränen über die Wangen, und Dimity fand es erstaunlich, dass immer noch welche in ihr waren. »Wenn ich mich nur erinnern könnte, wie ich mich damals gefühlt habe. Wie das Leben sich angefühlt hat, als wir hier waren und gespielt und Unsinn angestellt haben, als Vater immerzu gezeichnet hat und Élodie ständig Streit mit Mummy hatte. Als du und ich herumgestreunt sind und Kräuter gepflückt und Krebse gefangen haben. Wir beide sind als Letzte übrig, die Einzigen, die wissen, wie schön damals alles war. Du und ich. Wie hat sich das angefühlt? Kannst du dich erinnern?« Sie starrte Dimity mit einem furchtbar hungrigen Blick an, wartete aber nicht auf eine Antwort. »Was haben wir nur falsch gemacht, dass unser Leben so kaputt sein sollte? Ruiniert oder beendet, so früh? Warum werden wir so bestraft?«, murmelte sie. Dimity schüttelte den Kopf.
    »Warum fährst du nicht zu deiner Mutter?«
    »Ich – kann nicht. Nicht, wenn sie mich nicht will.« Delphine unterbrach sich und wischte sich mit dem Handrücken die Augen. »Ich kann immer noch nicht fassen, dass sie mich zurückgelassen hat, Mitzy. Einfach so. Ich wollte Élodie nichts antun … Sie muss doch wissen, dass ich das nicht wollte.«
    »Wenn Celeste dich nur sehen könnte, würde sie dich wieder lieb haben. Du solltest trotzdem zu ihr fahren«, drängte Dimity. Doch Delphine schüttelte den Kopf.
    »Tja, ich kann aber nicht, selbst wenn sie mich darum bitten würde. Nicht, solange der Krieg andauert. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll, Mitzy.« Sie blickte auf, und ihr Gesicht war ein einziges Flehen, aber Dimity wusste nur eines: Delphine konnte nicht in Blacknowle bleiben. Das durfte sie nicht, denn ruhig bleiben, glücklich sein, die schwarze Welle und die Ratten im Zaum halten, all das würde sie nicht schaffen, wenn Delphine in der Nähe wäre. »Vielleicht … Meinst du, ich könnte eine Weile bei dir bleiben, Mitzy? Jetzt, da deine Mutter doch nicht mehr ist. Nur ein Weilchen, damit ich darüber nachdenken kann, wo ich hingehen und was ich als Nächstes tun soll?«
    »Nein! Du kannst nicht hierbleiben. Tu das nicht. Zu viele Erinnerungen.« Dimitys Stimme klang scharf und fremd. Delphine starrte sie bestürzt an, und ihre gepeinigte Miene brannte auf Dimitys Haut wie Zigarettenglut. »Das geht nicht!«, keuchte sie. »Es ist unerträglich, dich hier zu haben!«
    »Natürlich. Es tut mir leid.« Delphine blinzelte und schaute aufs Meer hinaus. »Entschuldige bitte. Ich hätte nicht darum bitten dürfen. Dann gehe ich vielleicht noch ein bisschen spazieren. Ehe ich wieder wegfahre. Ich würde gern noch ein paar Orte besuchen, wo wir oft hingegangen sind, früher. Ich möchte mich ein Weilchen daran erinnern können, wie es war. Wie das Leben war, als mir alles noch so sicher erschien.« Sie schniefte und holte ein Taschentuch hervor, um sich die Nase zu putzen.
    »Wenn du das willst, solltest du von hier fortgehen. Dieser Ort fängt dich sonst. Das ist eine Falle, und Blacknowle wird dich hierbehalten, wenn es kann. Also geh bald, ehe es dich packen kann«, sagte Dimity. Am liebsten hätte sie Delphine eigenhändig weggestoßen, weit weg von Blacknowle. Sie konnte ihre Freundin nicht in ihrer Nähe haben, wenn sie in Frieden leben wollte, so viel stand fest.
    »Ich verstehe«, sagte Delphine, doch Dimity wunderte sich, wie sie das verstehen könnte. Dann stand ihr mit quälender Deutlichkeit vor Augen, dass Delphine Zurückweisung erwartete, dass sie damit rechnete, nicht erwünscht zu sein.
    »Bleib nicht hier, Delphine. Fang neu an, irgendwo anders.«
    »Ja,

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