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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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mit der Schule fertig war. Schließlich hat sie den Sohn der Nachbarn geheiratet, Chris Brock, und die beiden haben ihr restliches Leben hier verbracht.«
    »Nirgends steht etwas über sie. Kein Autor hat je erwähnt, was aus ihr geworden ist.«
    »Na ja, das hat wahrscheinlich auch niemanden wirklich interessiert. Sie war schließlich keine berühmte Künstlerin – und Aubrey war tot. Delphine war noch ein Teenager, als der Krieg ausbrach. Ich nehme an, es hat niemand versucht, sie ausfindig zu machen oder mit ihr zu sprechen.«
    »Ist sie … Lebt sie noch?« Bei der Vorstellung, dem Mädchen, dessen Bild er betrachtet und so sehr geliebt und bewundert hatte, leibhaftig zu begegnen, hatte Zach schlagartig einen trockenen Mund. Doch Hannah schüttelte den Kopf.
    »Nein. Sie ist gestorben, als ich noch sehr jung war. Sie war erst Mitte sechzig, aber sie hatte Krebs.«
    »Oh, das tut mir leid. Kannst du dich an sie erinnern? Was war sie für ein Mensch?«
    »Natürlich erinnere ich mich an sie. Sie war wunderbar. Immer sehr freundlich, rücksichtsvoll, mitfühlend. Und sehr sanft – ich habe nicht ein einziges Mal erlebt, dass sie die Stimme erhoben hätte. Aber sie war so ernst. Ich habe sie kaum je lachen gehört.«
    »Tja, ihre Schwester war gestorben, ihren Vater hielt sie auch für tot, und ihre Mutter hat sie im Stich gelassen … Solche Verluste hinterlassen natürlich Spuren. Warst du nicht wütend, als du herausgefunden hast, dass Aubrey noch so lange gelebt hat? Dass dein Urgroßvater die ganze Zeit über nebenan gewohnt hat? Himmel, ich kann das immer noch kaum glauben! Es ist irgendwie surreal … Also, warst du nicht wütend? Immerhin gehörte er zu deiner Familie.«
    »Nein«, antwortete Hannah leichthin, als wäre sie noch nie auf diesen Gedanken gekommen. »Ich kannte ihn ja gar nicht. Ich habe nichts verloren, als er starb.«
    »Aber deiner Großmutter wegen …«
    »Ja, ihretwegen hätte ich wohl wütend sein sollen. Die arme Delphine – sie hat ihn immer sehr vermisst, das weiß ich. Aber was nützt es, wütend zu sein, wenn man etwas nicht ungeschehen machen kann? Jemanden so lange nach dem eigentlichen Geschehen zu bestrafen kann nichts Gutes bringen – Delphine war schon fast zwanzig Jahre tot, als ihr Vater verstorben ist.«
    »Hat sie je von ihrer Mutter gesprochen? Von Celeste? Bist du ihr einmal begegnet?«
    »Nein. Soweit ich weiß, hat Delphine sie nie wiedergesehen. Jedenfalls nicht nach meiner Geburt – wie gesagt, soweit ich weiß. Sie hat auch nie von ihr gesprochen. Es war, als wäre Celeste ebenso im Krieg gefallen wie Delphines Vater.«
    »Also gehören die Bilder dir. Als Charles Aubreys Urgroß enkelin. Sie gehören dir«, sagte Zach, blickte zu Hannah auf und versuchte festzustellen, was er eigentlich empfand. Er war erschöpft. Er war überladen, verwirrt, aufgeregt. Hannah nickte langsam.
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragte er. Sogleich wirkte Hannah nervös.
    »Wichtiger ist, was du tun wirst, Zach. Also?« Zach schwieg verblüfft.
    Die Nacht schien schon vor Jahren begonnen zu haben, vor Jahrzehnten sogar. Nach einer Weile ging Zach wieder nach oben in das kleine Zimmer, wo all die Bilder warteten. Er sah sich jedes einzelne an. Zweihundertsiebzehn vollendete Werke insgesamt. Da waren Bilder von Dimity mit zwanzig, mit dreißig, in ihren mittleren Jahren, im Alter. Das langsame, beständige Verstreichen ihres Lebens war Stück für Stück in Aubreys lebhaften Skizzen und Gemälden festgehalten. Es gab auch Szenen der Gewalt und Verwüstung, geprägt von Chaos und der brutalen, unfassbaren Grausamkeit des Krieges. Solche Bilder kannte Zach gar nicht von Aubrey – einem Mann, den vor allem die Schönheit inspiriert hatte. Schon war er in Gedanken dabei, die Bilder zu katalogisieren, zu einer Ausstellung zu arrangieren, die biografischen Erläuterungen zu jedem Stück zu entwerfen. Das war eine Geschichte, wie die Kunstwelt sie noch nie erlebt hatte, wurde ihm bewusst. Absolut jeder würde kommen und sich diese Bilder ansehen, diese Geschichte hören wollen. Und in diesem Augenblick wusste er, dass er sie unbedingt erzählen wollte. Aber das lag natürlich nicht bei ihm. Die Entscheidung lag allein bei der Eigentümerin all dieser Bilder. Und wenn sie beschloss, sämtliche Werke in diesem Raum einzuschließen und die Tür nie wieder aufzumachen, dann war das ihr gutes Recht. Die Vorstellung war niederdrückend.
    Zach fand Porträts von Dennis mit zahlreichen verschie denen

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