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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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weißt du?«, warf Élodie ein. »Neulich habe ich Käsebrötchen gebacken. Daddy hat gesagt, das waren die besten Käsebrötchen, die er je gegessen hat.«
    »Ja, ja. Sie waren köstlich. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, so begabte Töchter zu haben«, sagte Celeste be sänftigend. Sie strich Élodie das schwarze Haar aus der Stirn und drückte einen Kuss darauf. »Jetzt hör auf zu prahlen, und bring die Suppenteller.« Das sagte sie ganz leichthin, doch Élodie machte ein finsteres Gesicht, als sie die Teller holte. Dimity nippte an ihrem Wasser und hockte sprungbereit auf der Stuhlkante, denn sie hatte das beunruhigende Gefühl, dass sie irgendwie helfen sollte. Doch als sie es versuchte, schob Celeste sie mit ihren langen, eleganten Händen auf ihren Stuhl zurück.
    »Bleib sitzen. Du bist hier der Gast! Du brauchst nichts weiter zu tun, als es dir schmecken zu lassen«, sagte sie mit ihrem starken Akzent. Dimity wollte sie zu gern fragen, woher sie kam. Sicher von weit weg, Cornwall vielleicht, oder sogar Schottland.
    Charles kam durch die Hintertür herein, als Delphine gerade die Suppe auf den Tisch stellte. Er war windzerzaust, mit rosigen Wangen und leicht verbranntem Nasenrücken. Er legte die Segeltuchtasche ab, die er bei sich getragen hatte, und ließ sich geistesabwesend auf einem Stuhl nieder. Celeste und Delphine wechselten einen Blick, den Dimity nicht deuten konnte. Eine Pause entstand. Er blinzelte, und dann lächelte er.
    »Welch eine Schar von Schönheiten«, murmelte er. »Was könnte ein Mann sich mehr wünschen, wenn er nach Hause kommt?« Seine Töchter lächelten, aber Celeste beobachtete ihn noch einen Moment lang angespannt.
    »Ja, was noch?«, fragte sie leise. Dann nahm sie die Kelle und begann, die Suppe zu servieren. Aubreys Blick fiel auf Dimity.
    »Ah! Mitzy. Wie schön, dass du kommen konntest. Deine Eltern hatten hoffentlich nichts dagegen, ein paar Stunden ohne dich auskommen zu müssen?« Dimity schüttelte den Kopf und fragte sich, ob sie erwähnen sollte, dass sie nur eine Mutter hatte.
    »Mein Vater ist auf See verschollen«, platzte sie her aus und wäre dann am liebsten im Boden versunken, als sie Celestes bestürztes Gesicht sah.
    »Du armes Kind! Wie schrecklich für ein so junges Mädchen! Du vermisst ihn sicher sehr, und deine arme Mutter auch«, sagte sie, beugte sich vor, packte Dimity am Arm und starrte ihr mit diesen wundervollen Augen forschend ins Gesicht. Eine solche Reaktion hatte Dimity wirklich nicht erwartet. Auf See verschollen meinetwegen. Sie nickte stumm und erzählte nicht, wie wütend Valentina immer wurde, wenn sie nach ihm fragte. »Wie kommt deine Mutter denn zurecht? Ach, es ist bestimmt sehr schwer, als Frau allein in so einem Nest ein Kind großzuziehen …« Sie unterbrach sich. »Also, dann erzähl uns doch etwas von deiner Mutter. Wie heißt sie denn?«
    »Valentina«, antwortete Dimity hölzern.
    Über nichts wollte sie weniger sprechen, über nichts hatte sie weniger zu sagen als über ihre Mutter. Aber am Tisch entstand ein langes, geladenes Schweigen, und ihre Kehle war schlagartig trocken vor Nervosität. »Sie ist eine Zigeunerin, also, ihre Familie, meine ich. Von sehr weit weg. Sie macht Medizin und Amulette aus Kräutern und solche Sachen, und ich lerne es von ihr. Die Leute im Dorf tun zwar so, als glaubten sie nicht daran, aber früher oder später kommen sie alle, um etwas zu kaufen oder sie etwas zu fragen. Meine Mutter ist etwas ganz Besonderes«, sagte sie. Und obwohl nichts davon gelogen war, hatte sie trotzdem das Gefühl, dass ihre Täuschung schwer in der Luft hing und sie umgab wie eine dicke, graue Wolke. Und zugleich dachte sie, wie wunderbar es wäre, wenn die echte Valentina dieser Darstellung entspräche.
    »Eine Dorfhexe also«, sagte Charles und starrte Dimity an. Sie war sich nur allzu bewusst, dass die Sonne durchs Fenster auf ihr Gesicht fiel und sie sich nirgends verstecken konnte. »Faszinierend … Ich bin noch nie einer echten Hexe begegnet. Ich muss euch unbedingt besuchen und mich ihr vorstellen.«
    »O nein! Bitte nicht!«, rief Dimity entsetzt aus, ehe sie sich besinnen konnte.
    »Aber warum denn nicht?«, erwiderte er lächelnd. Dimity fiel keine Antwort ein, also blieb sie einfach sitzen, starrte kläglich auf ihre Suppe und zuckte zusammen, als er die Hand auf ihren Unterarm legte und sie seine dicken, starken Finger spürte. Sie drückten leicht ihre Haut, und ein Schauer überlief sie. »Keine

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