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Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Das verborgene Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das verborgene Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Fall, dass er sie je verlieren sollte. Er nahm Miley Cyrus aus der Stereoanlage und sammelte Elises andere CD s ein – Märchen, Kinderlieder, noch mehr kitschige Popmusik und eine merkwürdige Sammlung deutscher Sagen, die eine von Alis Tanten ihr geschickt hatte. Als er Elises Lieblings- CD in der Hand hatte – Geschichten von Beatrix Potter –, dachte er kurz daran, sie zu behalten. Sie hatten diese CD während der vergangenen Woche bei all ihren Ausflügen im Auto gehört, und Elise, die jedes Wort mitsprechen konnte, die Stimmen nachzuahmen versuchte und ihm dann den restlichen Tag lang Sätze daraus vorplapperte – das war für ihn der Soundtrack zu diesen letzten Sommertagen geworden. Aber die Vorstellung, wie ein erwachsener Mann sich ganz allein Kindergeschichten anhörte, war allzu erbärmlich. Also packte er die CD zusammen mit den anderen ein.
    Um Punkt elf kam Ali und drückte ein paar Sekunden zu lang auf den Knopf, sodass sich das Klingeln ungeduldig und aufdringlich anhörte. Durch die Glastür sah Zach ihren blonden Schopf, inzwischen zu einem kurzen Bob ge schnitten, in der Sonne leuchten. Sie verbarg die Augen hin ter einer Sonnenbrille und trug einen blau-weiß gestreiften Baumwollpulli, der ihre gertenschlanke Figur betonte. Als er die Tür öffnete, brachte er ein kleines Lächeln zustande, und ihm fiel auf, dass der vertraute Stachel, der ihn bei ihrem Anblick normalerweise durchfuhr, nicht mehr ganz so spitz war wie früher. Was einmal hilflose Liebe, Kummer, Wut und Verzweiflung gewesen war, fühlte sich jetzt eher an wie Nostalgie – ein leichter Schmerz von alter Trauer. Das Gefühl war weicher und ruhiger geworden. Bedeutete das, dass er sie nicht mehr liebte? Wahrscheinlich, nahm er an. Aber wie war das möglich? Wie konnte diese Liebe verschwinden, ohne ein klaffendes Loch in ihm zu hinterlassen wie von einem herausoperierten Tumor? Ali lächelte angespannt, und Zach beugte sich vor, um sie auf die Wange zu küssen. Sie hielt sie ihm bereitwillig hin, erwiderte den Kuss jedoch nicht.
    »Zach. Wie geht’s?«, fragte sie, immer noch mit diesem schmallippigen Lächeln. Sie hatte tief eingeatmet, ehe sie ihn angesprochen hatte, und dann die restliche Luft angehalten, mit leicht geschwellter Brust. Sie erwartete einen weiteren Streit, erkannte Zach. Und sie wappnete sich dafür.
    »Alles bestens, danke. Wie geht es dir? Schon alles gepackt? Komm rein.« Er trat zurück und hielt ihr die Tür auf. Ali nahm die Sonnenbrille ab und ließ den Blick über die beinahe leeren Wände der Galerie schweifen. Ihre Augen waren ein wenig gerötet, ein Anzeichen von Erschöpfung. Sie wandte sich Zach zu und musterte ihn rasch mit einem Ausdruck von Mitleid und Gereiztheit. Doch was immer sie offenbar hatte sagen wollen, sie schluckte es herunter.
    »Du siehst gut aus«, bemerkte sie. Sie wollte höflich sein, begriff Zach. Früher hatten sie einander alles sagen können, und nun waren sie zu bloßer Höflichkeit herabgesunken. Eine kurze Pause entstand, die etwas unbehaglich wurde, während sich dieses letzte Stadium ihrer Beziehung etablierte. Sechs Jahre Ehe, zwei Jahre Scheidung, nun wie der Fremde. »Du hast Delphine immer noch, wie ich sehe«, sagte Ali.
    »Du weißt doch, dass ich dieses Bild nie verkaufen würde.«
    »Aber ist das nicht Sinn und Zweck einer Galerie? Kaufen und Verkaufen …«
    »Und Ausstellen. Sie ist meine Dauerausstellung.« Zach lächelte schwach.
    »Sie könnte dir eine Menge Flüge zu Elise finanzieren.«
    »Das sollte sie nicht müssen«, fauchte Zach mit harter Stimme. Ali wandte den Blick ab und verschränkte die Arme.
    »Zach, nicht …«, sagte sie.
    »Nein, schon gut. Du hast es dir also nicht doch noch anders überlegt?«
    »Wo ist Elise?«, entgegnete Ali und überging seine Frage.
    »Oben. Sie schaut sich irgendetwas Lautes und Albernes im Fernsehen an«, erklärte er. Ali warf ihm einen gereizten Blick zu.
    »Tja, ich hoffe doch, dass du in den letzten Wochen ein bisschen mehr mit ihr unternommen hast, als sie einfach vor der Glotze …«
    »Oh, bitte, Ali. In Sachen Erziehung brauche ich wirklich keine Nachhilfe von dir.« Das sagte er ganz ruhig, ein wenig belustigt. Ali holte wieder tief Luft und hielt den Atem an. »Elise wird dir sicher erzählen, was wir so getrieben haben.« Er streckte den Kopf durch den Türspalt ins Treppenhaus und rief zu ihr hinauf: »Els! Deine Mummy ist da!« Wochenlang schon graute ihm vor dem Moment ihrer Abreise. Seit Ali ihm

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