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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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handelte sich um einen alten Bewässerungskanal, und das Beste daran war, er führte genau in die Richtung, in die sie wollten. Sie überlegte kurz, dann steckte sie zwei Finger in den Mund und stieß einen Pfiff aus.
    *
    Der Transporter verließ die mehrspurige Straße und fuhr über eine zerborstene, zugewucherte Betonpiste in Richtung Osten. Von einem sanften Hügel aus konnte man die gesamte Anlage überblicken. Zwischen den zylinderförmigen Speichertürmen standen unzählige Häuser und Fabrikgebäude; ihre rußigen und mit Efeu bewachsenen Fassaden erinnerten an Tempelruinen, die den Kampf gegen die Vegetation verloren hatten. Schornsteine ragten in die Höhe, während verrostete Rohrleitungen das Gelände wie eine Ansammlung monströser Ranken überzogen. Der größte Teil der Anlage schien nicht mehr intakt zu sein, aber ein Abschnitt im nordwestlichen Sektor war noch in Betrieb. Die Gebäude wirkten, als wären sie bewohnt, und auch die Speichertürme sahen halbwegs gepflegt und funktionstüchtig aus. Zwischen den Ziegelhäusern sah David Menschen herumlaufen, auf der Straße fuhren Tanklaster. Umgeben war die Anlage von einem meterhohen Wall, auf dessen Krone Wachposten patrouillierten. Das sollte ein Jahr lang seine Arbeit sein: monotone Rundgänge im Schatten der Treibstofftanks.
    Schöne Aussicht.
    »Siehst du das Gebäude dort drüben, außerhalb der Raffinerie?« Sven deutete hinüber zu einem Gebäudekomplex, der etwas abseits und außerhalb der Umgrenzungsmauer stand.
    David kniff die Augen zusammen. Er sah einen Turm, eine Werkshalle mit gewölbtem Dach und ein Stück breite, asphaltierte Straße, die irgendwo anfing und ebenso abrupt endete. Vielleicht ein aufgegebenes Straßenbauprojekt?
    »Das ist mein Reich«, sagte Sven. »Mein ganz eigener Spielplatz. Der Ort, an dem ich tun und lassen kann, was ich will. Die wenigsten wissen, was ich da treibe, und das ist gut so. Was ich überhaupt nicht brauchen kann, sind Schaulustige, die alle naslang vorbeikommen und mich von der Arbeit abhalten.« Er warf David einen Blick von der Seite zu. »Ich suche allerdings einen Assistenten. Jemanden, der mir zur Hand geht, Botengänge für mich erledigt und mir beim Schreibkram hilft. Du bist nicht zufällig interessiert?«
    »Ich? Nein.« David schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nichts von Motoren und Maschinen.«
    »Das brauchst du auch nicht, dafür bin ich ja da. Aber du kannst lesen, zumindest entnehme ich das deinem Buch. Was genau hast du im Kloster gemacht?«
    »Ich war im Skriptorium beschäftigt. Buchbinderei, Schriftsetzerei, kopieren, sortieren und archivieren. Nichts, was für einen Konstrukteur von Nutzen sein könnte.«
    »Im Gegenteil, mein Junge. Genau das suche ich. Ich brauche jemanden, der alte Konstruktionspläne für mich entziffert. Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich bin schon über vierzig. Mein Augenlicht ist nicht mehr das beste, und ich habe oft Schwierigkeiten, die winzigen Zahlen und Symbole zu entziffern. Außerdem sollte mein Assistent gut zeichnen können. Meine Skizzen sind so unbeholfen wie die eines Fünfjährigen.«
    »Zeichnen kann ich«, erwiderte David. »In der Restaurationswerkstatt musste ich öfter Zeichnungen kopieren oder ergänzen. Viele der Bücher aus der Zeit vor dem Zusammenbruch sind stark beschädigt und müssen repariert werden. Mein Meister hat immer gesagt, er kenne niemanden, der eine so ruhige Hand hat wie ich.«
    »Siehst du? Genau das meine ich.« Sven entblößte einige verfärbte Zähne. »Wie wär’s? Hättest du Lust, bei mir anzufangen? Ich habe einen guten Draht zum Inquisitor. Wenn ich ihn darum bitte, wird er bestimmt nicht ablehnen.«
    David blickte skeptisch. Erstens hatte er keine Ahnung, an was Sven da arbeitete, zweites glaubte er nicht, dass Amon ihn so einfach gehen lassen würde. Ihr Verhältnis hatte sich so weit abgekühlt, dass er sich auf nichts einlassen würde. Oder doch?
    »Ich weiß nicht …«, sagte er zögernd.
    »Nun komm schon. Oder willst du unbedingt oben auf dem Wall Wache schieben? Ich kann dir sagen, was dich erwartet. Vier Stunden wachen, vier Stunden schlafen – und das rund um die Uhr. Es dauert keine drei Tage, dann ist deine biologische Uhr komplett durcheinander. Ich kenne Jungs – gute Jungs, die fitter waren als du –, die nach drei Wochen zusammengeklappt sind. Und denk nicht, sie wären danach vom Dienst befreit worden. Im Gegenteil. Die Ausbilder sind in diesen Dingen alles andere als

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