Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
brauchten sie sich nicht mehr zu verstecken. Gwen hatte ihre Kapuze abgestreift und ließ ihre Haare im Wind flattern. Als dann der Regen einsetzte, verschwand sie wieder unter ihrem Umhang.
Logan half Gwen aus dem Sattel und machte ein paar steife Bewegungen.
Himmel,
sein Hintern fühlte sich an wie ein durchgerittenes Steak. Nach ein paar Schritten verschwand das taube Gefühl, und er konnte wieder normal gehen.
Sie befanden sich an der Grenze zur Verbotenen Zone. Logan hatte einen Platz gewählt, der in einer geschützten Nische unterhalb eines halben Brückenbogens lag. Ob die Brücke überhaupt jemals fertiggestellt oder während der Dunklen Jahre zerstört worden war, konnte niemand mit Bestimmtheit sagen. Ein paar Stahlstreben ragten aus dem Beton hervor wie die Finger eines Blinden. Ein düsterer Ort, der vor dem Hintergrund der herannahenden Regenwolken noch bedrohlicher wirkte.
Gwen war schweigsam. Seit ihrer Rettung hatte sie kaum ein Wort gesprochen. Jetzt stand sie bei den Satteltaschen und begann, eine kleine Mahlzeit für sie herzurichten. Logan erinnerte sich, wie sie immer das Essen für ihn und seine Familie zubereitet hatte. Schöne Tage waren das gewesen. Tage, die niemals wiederkehren würden. Vielleicht war das der Grund für ihre Schweigsamkeit. Als habe sie seine Gedanken gelesen, hob sie den Blick.
»So nachdenklich?«
»Ich mache mir Sorgen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, und das Wetter macht gerade dicht. Ich fürchte, wenn der Regen kommt, werden wir uns mitten in der Verbotenen Zone befinden.«
»Komm, setz dich zu mir.« Sie klopfte mit der Hand auf die Decke und reichte ihm ein Stück Brot. Sie hatte es liebevoll mit dünn geschnittenem Schinken und wildem Löwenzahn belegt.
»Tut mir leid, wenn ich dir nicht mehr anbieten kann.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte er. »Ich weiß selbst, wie es um unsere Vorräte bestellt ist. Aber keine Sorge, bald werden wir in fruchtbarere Gegenden kommen, dann steht auch wieder Fleisch auf dem Speiseplan.«
»In den Ortschaften können wir uns mit Nahrung versorgen. Ich werde um etwas Brot und Käse bitten.«
»Und du meinst, das wird man uns so einfach geben?« Er schüttelte den Kopf. »Machen wir uns nichts vor. Sobald die mich sehen, werden sie die Stadttore verschließen. Ich bin der Feind. Ich werde stets nur der Feind sein.«
»So darfst du nicht denken. Wir müssen etwas haben, worauf wir hoffen können. Und selbst, wenn ich allein in die Ortschaften gehen muss, ich werde etwas zu essen bekommen, versprochen.«
»Und dann? Wollen wir uns die ganze Zeit verstecken? Immer in Angst leben, entdeckt zu werden? Es fällt mir schwer, mir ein solches Leben vorzustellen.« Er schüttelte den Kopf. »Besser, wir sehen den Dingen ins Auge und stellen uns den Tatsachen. Du wirst in die eine Richtung gehen und ich in die andere. Genau das wird passieren.«
Gwen ließ ihre Schultern hängen. »Gott, wie ich das alles hasse«, sagte sie. »Unsere bornierten Führer, die immer und überall nur Krieg und Verrat wittern. Und diese dummen Leute, die ihnen auf Gedeih und Verderb folgen, ohne Fragen zu stellen. Warum können sie sich nicht einfach alle die Hände reichen und gut ist? Warum können wir nicht das Kriegsbeil begraben und in Frieden miteinander leben? Was hindert uns daran?« Sie starrte missmutig zu Boden. »Sieh mich an. Bis vor kurzem habe ich Männer gehasst. Ich hätte jeden getötet, der mir in die Finger gekommen wäre. Ihr habt mir Juna weggenommen, ihr wart dafür verantwortlich, dass mein ganzes Leben aus der Bahn geraten ist. Ich habe dir nie erzählt, was wirklich in den unterirdischen Stollen geschehen ist, nicht wahr?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich gehörte einem Sonderkommando an, einem Kommando mit dem Ziel, den Inquisitor zu töten. Wir wollten auf unterirdischen Pfaden zur Kathedrale vorstoßen und diesem Teufel in Menschengestalt den Garaus machen. Ich war eine Attentäterin, doch dann wurde ich selbst zur Gejagten.«
»Ich hatte mir schon so etwas gedacht …«
»Weißt du, warum ich diesen Auftrag angenommen habe? Um mich selbst zu bestrafen. Um nicht zugeben zu müssen, dass ich keinerlei Schuld an Junas Flucht trage. Ich wollte mich aber schuldig fühlen. Aus einem Mangel an Selbstbewusstsein und weil ich es nicht besser wusste. Ich war der Meinung, Juna habe mich nur deshalb verlassen, weil ich ihr nicht gut genug war. Ich habe nicht verstanden, dass ich gegen einen Gegner kämpfte, gegen den ich
Weitere Kostenlose Bücher