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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Gedanken waren wie vernebelt. Er konnte nicht fassen, wie alles schiefgelaufen war. Der verdrehte Leib seines Bruders, das viele Blut – nein, es sah schlecht aus.
    Norgal trampelte über Logans Fuß, taumelte und entblößte dabei seine Deckung. Der Moment, auf den Wengul gewartet hatte. Er entsandte seinen Bumerang und schickte ihn auf die Reise quer durch die Arena. Das Publikum zog die Köpfe ein. Niemand wollte dem glänzenden scharfkantigen Ding zu nahe kommen. Wengul griff in die Schlaufe an seinem Arm und zog zwei Wurfmesser hervor. Norgal, der entweder vom Bumerang abgelenkt war oder den kleinen Dingern nicht genügend Bedeutung beimaß, reagierte zu spät und wurde zweimal getroffen. Einmal in die Seite, dann noch einmal in den Oberarm. Der Schmerz ließ ihn aufbrüllen wie einen Ochsen. Er versuchte, seinen Hammer zu heben, doch das zweite Messer schien einen Nerv getroffen zu haben. Sein Arm reagierte nicht, und der Hammer, der eigentlich das dritte Wurfgeschoss abwehren sollte, blieb am Boden.
    Dann ging alles sehr schnell.
    Der Bumerang sauste heran und bohrte sich von hinten zwischen Norgals Schulterblätter, gerade als dieser zur Seite springen wollte. Ein Aufprall war zu hören, ein Keuchen.
    Die Menge hielt den Atem an.
    Norgal stand wie zur Salzsäule erstarrt. Mit unnatürlicher Langsamkeit hob er seinen linken Arm und versuchte, das Ding in seinem Rücken zu packen. Er hatte den Bumerang noch nicht ganz erreicht, als er die Augen verdrehte und ohnmächtig vornüberkippte.
    Ein kurzer Moment der Stille, dann brandeten Freudenschreie und Hurrarufe auf. Die Tiefenwalder sprangen von ihren Plätzen und rissen begeistert die Hände in die Höhe. Der Jubel war unbeschreiblich. Konnte es tatsächlich sein, dass der Tiefenwalder-Clan nach fünf enttäuschenden Jahren endlich wieder einen Sieg davontragen sollte? Alle blickten hinüber zu Quintus Marquardt. Der Zeremonienmeister betrat die Tribüne. Jeden Moment würde er den Gong schlagen und Wengul zum Sieger ausrufen.
    In diesem Moment erklang von irgendwoher Gesang.
    Eine einzelne Stimme. Sie war so klar und schön, dass die Jubelschreie der Menge erstarben und alle nach dem Urheber forschten. Dachs benötigte keine zwei Sekunden, um herauszufinden, wer es war.
    Sein Bruder stand aufrecht neben dem gestürzten Norgal. Logans Hemd, seine Hose, ja selbst sein Gesicht – alles war blutüberströmt. Trotzdem wirkte er, als würde ihm die schreckliche Verletzung nichts ausmachen. Er sang ein altes Volkslied, das ihr Vater ihnen oft vorgesungen hatte. Allerdings tat er das in einer ungleich schöneren Version, denn Logan war ein begnadeter Sänger.
    »Abend ist’s, die Sonne ist verschwunden,
    Und der Mond strahlt Silberglanz;
    So entfliehn des Lebens schönste Stunden,
    Fliehn vorüber wie im Tanz.«
    Die Menge starrte ihn an, als wäre er ein Geist. In vielen Gesichtern stand Angst geschrieben. Jemanden von den Toten auferstehen zu sehen, das war kein alltäglicher Anblick. Und jetzt schickte sich dieser vermeintlich Tote auch noch an, Wengul anzugreifen. Das kunstvoll geschmiedete Schwert surrte erwartungsvoll durch die Luft.
    »Bald entflieht des Lebens bunte Szene,
    Und der Vorhang rollt herab;
    Aus ist unser Spiel, des Freundes Träne
    Fließet schon auf unser Grab.«
    Wengul war so verblüfft, dass er sich kaum zur Wehr setzte. Seine Bewegungen wirkten steif und ungelenk. Alles, was ihm noch blieb, waren ein Bumerang und ein paar Pfeile, doch die setzte er so ideenlos und uninspiriert ein, dass es ein Leichtes für Logan war, sie abzuwehren. Dann kam der entscheidende Moment. Wengul stand unbewaffnet in der Ecke, ganz ähnlich wie Logan vorhin. Dachs ballte seine Hände zusammen. Hatte der Tiefenwalder noch einen Trumpf im Ärmel? Doch das schien nicht der Fall zu sein. Seine Haltung und sein Gesichtsausdruck ließen nur einen Schluss zu: Er hatte aufgegeben. Wie Logan immer sagte: Der Kampf wird im Kopf entschieden. Und Wenguls Kopf war so leer wie ein Krug Met nach einer durchzechten Nacht. Der Krieger beugte sein Haupt, breitete die Arme aus und sank auf die Knie. Das Zeichen der Unterwerfung.
    Logan legte ihm das Schwert auf die Schulter und nahm die Kapitulation an.
    »Bald vielleicht, mir weht, wie Westwind leise,
    Eine stille Ahnung zu,
    Schließ ich dieses Lebens Pilgerreise,
    Fliege in das Land der Ruh.«
    Seine Stimme wehte sanft und klar über den Kampfplatz. Er öffnete sein Hemd und riss sich einige Lederbänder von der Brust. An

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