Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
Champion und einen renitenten, paranoiden Warlord als obersten Führer. Alles scheint sich gegen uns verschworen zu haben.« Er ließ den Brief auf den Tisch sinken und legte seine Hand darauf. Die Haut sah aus, als bestünde sie aus geschmolzenem Glas. »Es wird höchste Zeit, dass ich eine Reise in den Norden antrete«, sagte er. »Ich werde mich mit Alexander treffen und mit ihm reden. Vielleicht gelingt es mir ja, ihn doch noch für unsere Sache zu gewinnen. Und wenn nicht, dann bleibt uns immer noch sein Sohn.«
»Sein Sohn?«
Capistranus nickte. »Cedric. Er vergöttert die Heilige Lanze. Wünscht sich nichts sehnlicher, als dazuzugehören. Und es wäre nicht das erste Mal, dass ein Sohn seinen Vater vom Thron stürzt. Man müsste nur seinen Ehrgeiz genügend anstacheln.« Er steckte die Lupe zurück in den Halter. »Mit diesem Cedric an meiner Seite wäre es ein Leichtes, die Truppen zu formieren und für den finalen Schlag vorzubereiten.«
Der Kammerdiener stieß ein Räuspern aus. »Ihr wisst, dass unsere Treibstoffvorräte begrenzt sind. Ein Angriff dieses Ausmaßes könnte unsere letzten Reserven …«
»Glaubst du, das weiß ich nicht?«, schrie Capistranus. »Was meinst du wohl, worüber ich mir hier Tag für Tag den Kopf zerbreche? Sieh dir meine Hand an. Sieh sie dir an.« Er hielt dem erschrocken aussehenden Kammerdiener das vernarbte Fleisch vors Gesicht. »Seit dem Angriff der Hexen habe ich keine ruhige Nacht mehr gehabt. Immer wenn sich der wohltuende Schleier des Schlafes auf mich legt, weckt mich der Schmerz und erinnert mich daran, was diese Kreaturen mir angetan haben. Was sie
uns
angetan haben. Uns, den Vertretern Gottes auf Erden. Zuerst haben sie mir meinen geliebten Claudius genommen, später auch noch Amon. Hundert tapfere Männer sind in den Flammen des Infernos umgekommen. Millionen Liter Treibstoff und Dutzende Fahrzeuge wurden vernichtet, von unserem Waffenlager ganz zu schweigen. So überheblich verhielten sich diese Weiber, dass sie uns sogar anboten, uns bei der Rettung und Versorgung unserer Verletzten zu helfen. Kannst du dir eine größere Demütigung vorstellen? Nur mit großem Glück konnte ich ihren Häschern entkommen und zurück in die Kathedrale fliehen.«
»Es war ein Wunder«, versicherte der Kammerdiener schnell. »Gott hat seine schützende Hand über Euch gehalten.«
»Ein Wunder, in der Tat. Doch ob Gott seine Finger im Spiel hatte, das wage ich zu bezweifeln. Tatsächlich habe ich meine Rettung einigen wenigen tapferen Kriegern zu verdanken, die ihr Leben für mich aufs Spiel setzten. Solange solche Männer unter meinen Gefolgsleuten sind, gebe ich die Hoffnung nicht auf.«
Er ließ die Hand zurück auf den Tisch sinken. »Wir mögen angeschlagen sein, am Boden sind wir noch lange nicht. Und wenn ich unsere Truppen zu Fuß nach Glânmor führen muss, ich schwöre dir, wir werden diese Stadt angreifen. Wir werden sie in Schutt und Asche legen und dieses verfluchte Weibspack in die Knie zwingen. Diesen Eid habe ich geschworen, und ich werde ihn erfüllen.«
»Bravo.« Der Kammerdiener senkte ergeben sein Haupt. »Unter Eurer Führung wird es uns gelingen, dessen bin ich gewiss. Nur, wie wollt ihr das anstellen? Ohne Treibstoff sind wir ihren berittenen Horden hoffnungslos unterlegen. Die Brigantinnen sind gefürchtete Kämpferinnen, die mit ihren Pferden alles niederreiten, was sich ihnen in den Weg stellt.«
Marcus Capistranus lächelte. »Zerbrich dir mal nicht den Kopf über militärische Details. Ich werde den Plan zu gegebener Zeit enthüllen. Alles, was jetzt zählt, ist, dass wir genügend Furcht in den Grenzländern säen. Wir müssen die Frauen bis aufs Blut reizen. So lange, bis sie von ganz allein zu uns kommen. Sag, gibt es Neuigkeiten von meinem Einsatzkommando?«
»Ja, Herr.« Der Diener strahlte. »Der Konvoi ist vor einer halben Stunde zurückgekehrt.«
Capistranus fixierte sein Gegenüber mit eisgrauem Blick. »Und?«
»Ein voller Erfolg, Euer Eminenz. Das Dorf wurde dem Erdboden gleichgemacht, genau wie Ihr befohlen habt. Die Frauen waren vollkommen überrascht. Angeblich gab es Dutzende von Toten und Verletzten unter ihnen. Vom Tempel steht kein Balken mehr auf dem anderen.«
»Und wann hattest du vor, mir das zu sagen?« Capistranus stand auf. »Immerhin, das sind gute Neuigkeiten. Noch ein paar solcher Angriffe, und wir können unseren Plan in die Tat umsetzen. Bring den Anführer des Kommandos zu mir. Ich möchte ihm persönlich zu
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