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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Göttinnen.«
    »Bei den drei Göttinnen.«
    »Gut.« Arkana blickte Gwen streng an. »Dann werde ich dir eines der größten Geheimnisse unserer Zeit anvertrauen. Du arbeitest doch in den Häusern der Heilung. Ist dir jemals der Begriff
Virus
untergekommen?«
    »Virus?« Gwen dachte einen Moment lang nach, schüttelte dann aber den Kopf. Zugegeben, ihr Wissensstand entsprach nicht dem einer Heilerin, doch an einen solchen Ausdruck hätte sie sich erinnert. »Nein.«
    »Gut, dann pass auf.«

12
    M arcus Capistranus rückte näher an den Tisch heran und spähte durch sein Vergrößerungsglas. Vornübergebeugt studierte er ein Dokument, das sein Kammerdiener ihm soeben überreicht hatte. Obwohl das Licht der Öllampen sein Zimmer in wohltuende Helligkeit tauchte, reichte es kaum aus, um die kleine Schrift zu entziffern. Sein verbliebenes Auge wurde von Jahr zu Jahr schlechter.
Grauer Star
lautete die Diagnose. Sein Medicus hatte ihm geraten, endlich die Operation durchführen zu lassen, doch der Inquisitor schob die Entscheidung vor sich her. Ihm behagte die Vorstellung nicht, dass man Teile seines Auges entfernte und durch die eines Toten ersetzte. Mochte ihm der Mediziner noch so sehr von der Einfachheit des Eingriffs vorschwärmen, er hasste es, an sich herumschnippeln zu lassen. Dies war sein einziges Auge. Wenn irgendetwas schiefging, wäre er in einer Welt aus immerwährender Dunkelheit gefangen. Nie wieder den Sonnenaufgang von der Spitze der schwarzen Kathedrale aus erleben, nie wieder die Allgewalt des großen Stroms bestaunen, nie wieder die Worte der Heiligen Schrift lesen.
    Nein.
    Solange er noch ein Fünkchen Licht sah, würde er nichts riskieren und lieber noch mehr Lichter aufstellen lassen.
    Die blankpolierte Tischplatte schimmerte im Licht der Kerzen wie Blut. Ein Stoß Papier, ein Federkiel nebst Tintenfass, ein Rosenkranz und eine Leselupe, mehr benötigte er nicht, um sein Amt auszuüben.
    Doch die Geschäfte liefen nicht gerade gut in letzter Zeit. Die Zerstörung der Raffinerie, der Verlust der wichtigen Treibstoffreserven, der Tod seines geliebten Amon – all das hatte ein Feuer in seiner Seele entfacht.
    Seine Finger umkrallten das Papier.
    »Die Clans haben einen neuen Anführer ernannt«, las er mit leiser Stimme. »Er tritt damit für ein Jahr die Nachfolge von Ansgar an, dem Herrn des Tiefenwalder-Clans. Sein Name ist Alexander.«
    »Alexander?« Der Kammerdiener zog die Brauen zusammen. »Der Fürst vom Steinernen Turm?«
    »Ebender.« Capistranus hob seinen Blick. »Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.«
    »Warum?«
    »Nun, zum einen, weil Alexander offen herumposaunt, er habe kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Heiligen Lanze, zum anderen, weil er einer Gruppe von Separatisten angehört, die für eine langfristige Abspaltung der Clans von der Kirche plädieren. Das bringt mich in eine sehr unangenehme Position.«
    »Wahrlich schlechte Nachrichten«, sagte der Kammerdiener.
    »Wahrlich schlechte Nachrichten«,
äffte Capistranus ihn nach. »Es ist viel schlimmer als das. Mit einem solchen Mann an der Spitze rückt der heilige Krieg in weite Ferne.«
    Der Kammerdiener senkte sein Haupt. »Wie konnte das nur geschehen? Alexanders Champion war ein Nichts, ein Niemand. Die Tiefenwalder haben Wengul ins Rennen geschickt, einen der besten Krieger, die ich je gesehen habe. Ich habe ihn in der Arena kämpfen sehen, der nimmt es locker mit fünfen gleichzeitig auf. Ich hätte die Hälfte meines Vermögens auf ihn gesetzt.«
    »Genau wie ich. Auf ihn oder den anderen«, erwiderte Capistranus. »Norgal vom Eisengießer-Clan, ein Berg von einem Mann. Sein Sieg wäre für uns ebenfalls sehr willkommen gewesen. Die Chancen, dass einer von den beiden den Sieg erringen würde, lagen bei neunundneunzig Prozent. Und doch hat dieser Logan gewonnen, was mich in eine verteufelt schwierige Lage bringt.«
    »Wie konnte er gegen diese beiden erfahrenen Kämpen bestehen?«, sinnierte der Diener. »Ich habe ihn noch nie gesehen. Ist er besonders stark oder wendig?«
    »Weder noch. Er ist der jüngste Kämpfer, der es je bis in die Endausscheidung geschafft hat«, erwiderte der Inquisitor. »Ein Niemand, dem es durch einen Trick gelungen ist, den Sieg an sich zu reißen.« Er presste die Lippen zusammen. »Du weißt, wie oft ich den Clanchefs geraten habe, die Statuten für das Turnier zu verändern, aber sie wollten ja nicht hören. Jetzt haben wir den Salat. Einen jugendlichen Schwächling als

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