Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
seinem Erfolg gratulieren. Und dann bereite alles für meine Fahrt in den Norden vor. Ich will heute Abend noch aufbrechen.«
13
G wen verließ den Tempel mit einem Gefühl zwischen Erschöpfung und Magenkrampf. Sie war gekommen, um Antworten zu erhalten, doch was Arkana ihr erzählt hatte, waren absurde Andeutungen und Verschwörungstheorien.
Ein Virus? Sie schüttelte den Kopf. Es klang alles so … wirr. Als hätte die Hohepriesterin den Verstand verloren! Behauptete Arkana allen Ernstes, die Feindschaft zwischen Männern und Frauen beruhe auf einer Art Krankheit? Einer Seuche, die obendrein von Menschen gemacht sein sollte? Reichlich absurd.
Noch absurder wurde es, als sie behauptete, dass niemand etwas davon wissen dürfe, weil sich das destabilisierend auf die Gesellschaft auswirken und zu Umbrüchen und Revolutionen führen könnte.
Was mit dir und Juna geschehen ist, hat nichts mit mangelnder Liebe zu tun, sondern mit dem düsteren Geheimnis, das über uns und unserer gesamten Existenz liegt,
hatte sie gesagt.
Was versuchte die Hohepriesterin ihr damit zu sagen? Dass Juna krank war? Aber dann könnte man ihr doch vielleicht ein Gegenmittel verabreichen. Einen Impfstoff, der sie von den Symptomen kurieren und es ihr ermöglichen würde, wieder ein normales Leben zu führen? Nein, nein, es war genau andersherum, wie sie sich erinnerte.
Nicht Juna ist es, die krank ist, sondern wir.
Das waren Arkanas Worte gewesen.
Wir tragen das Virus in uns. Wir sind diejenigen, denen geholfen werden muss. Wenn wir nicht wollen, dass unsere Welt innerhalb der nächsten Jahre vor die Hunde geht, dann sollten wir langsam anfangen, diese Tatsache zu akzeptieren.
Konnte es sein, dass mit der Hohepriesterin etwas nicht stimmte? Oder steckte etwas anderes dahinter? Es war allgemein bekannt, dass Arkana mit Edana über Kreuz lag. Die Feindschaft zwischen ihr und der neugewählten Anführerin des Hohen Rates war kein Geheimnis. Nach der Zerstörung der Raffinerie war Edana mit überwältigender Mehrheit zur neuen Vorsitzenden gewählt worden, und das musste Arkana ein ziemlicher Dorn im Auge sein. Edanas Macht wuchs immer weiter, während sie in ihrem Tempel saß und zusehen musste, wie ihre Macht von Tag zu Tag schwand. Vielleicht war ja die Einladung ein verzweifelter Versuch, wenigstens eine Stimme auf ihrer Seite zu wissen?
»Schwachsinn«, stieß Gwen aus, während sie die nördliche Treppe hinabstieg. »Ich bin nicht krank, ich habe keine Grippe. Was denkt sich Arkana nur dabei, mir so eine Geschichte aufzutischen? Ich glaube, die Frau hat einen Dachschaden.«
Und dann diese Sache mit Juna. Als ob ihr ihre Tochter wirklich im Wasser des Sees erschienen wäre! Aber mit Gwen kann man es ja machen. Die liebe, gute Gwen wird das schon glauben, dann hört sie wenigstens auf, dumme Fragen zu stellen. Gwen ballte ihre Hände zu Fäusten. »Für wie blöd hält sie mich eigentlich?«
Solange sie denken konnte, war sie bei Arkana nur auf Ablehnung gestoßen. Die Hohepriesterin hatte nie etwas von ihrer Beziehung zu Juna gehalten. Nicht ein einziges Mal hatte sie Gwen in ihrem Haus besucht. Niemals hatte sie ihr Geschenke oder irgendwelche Aufmerksamkeiten zukommen lassen, weder zu ihrem noch zu Junas Geburtstag. Von einem Brief oder einer Botschaft ganz zu schweigen. Gwen war für Arkana einfach Luft gewesen. Und jetzt ließ sie sie antanzen, um ihr solche Lügengeschichten aufzutischen? Das war eine Beleidigung, und das wusste sie.
Virus, pah!
Sie war gerade am letzten Drittel der Treppen angelangt, als sie ein Klingeln hörte. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Sie kannte dieses Geräusch, es war die Glocke der Häuser der Heilung.
Gwen stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte, über eine Reihe von Büschen hinweg nach unten zu schauen.
Nach einer Weile sah sie die Häuser der Heilung. Was sie sah, gefiel ihr gar nicht. Da drüben schien einiges los zu sein. Dutzende von Fackeln waren entzündet worden. Eine Menge Menschen rannten aufgeregt hin und her. Planwagen waren vorgefahren, und Bahren wurden abgeladen. Schreie und Wehklagen drangen an Gwens Ohr.
Etwas Schreckliches musste passiert sein.
Eigentlich hatte sie vorgehabt, nach Hause zu gehen und ihren Kummer mit Wacholderbrand zu ertränken, doch nun musste sie ihre Pläne ändern. Wenn sie die Situation richtig einschätzte, dann wurde sie heute Nacht noch gebraucht.
Das Erste, was Gwen sah, war Blut. Viel Blut.
Es klebte auf den Ladeflächen, den
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