Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
Laken, dem Boden. Selbst auf den Innenverkleidungen der Lastkarren, mit denen die Verwundeten hertransportiert worden waren. Es war furchtbar.
Pflegerinnen legten die Verwundeten auf Bahren und brachten sie in die Behandlungszimmer, während sich Brigantinnen von der gegenüberliegenden Kaserne um die verstörten Pferde kümmerten.
Einige Meter weiter standen Mutter Magdalena und Ratsherrin Edana zusammen und versuchten, eine aufgebrachte Frau zu beruhigen. Die Frau war verletzt, wenngleich offenbar nicht ganz so schlimm wie die anderen. Sie hatte eine lange Schnittwunde am Arm sowie Prellungen an Schulter und Kopf. Während die oberste Heilerin ihre Wunden reinigte und ihr einen Druckverband anlegte, ließ Edana sich erklären, was vorgefallen war.
»Sie kamen ohne Vorwarnung«, stieß die Frau aus. »Aus heiterem Himmel, mitten während der Abendandacht. Es ging so schnell, dass wir das Warnsignal erst hörten, als es schon zu spät war. Es war ein verdammter Alptraum.«
»Habt ihr jemanden erkennen können?«
»Wie denn, die Kerle waren ja alle vermummt. Sie hatten Jacken mit Emblemen an und trugen Masken.«
»Embleme?«
»Ja, eine Kirche mit zwei Türmen. Schwarze Stickerei auf goldenem Hintergrund. Ich konnte es nicht genau erkennen, es ging alles so schnell.«
Edana warf Magda einen vielsagenden Blick zu. »Das Symbol der Heiligen Lanze.« Sie humpelte zur Seite, um ein paar Trägern mit einer Bahre Platz zu machen. Seit dem Angriff auf die Raffinerie benötigte sie eine Gehhilfe.
»Und wir hatten geglaubt, wir hätten sie am Boden.«
»Die Heilige Lanze mag geschwächt sein, am Boden ist sie noch lange nicht«, sagte Magda. »Nicht, solange der Inquisitor lebt.«
»Ihr habt recht«, stieß Edana aus. »Höchste Zeit, dagegen etwas zu unternehmen.«
Gwen räusperte sich. »Herrin?«
Magdalena hob den Kopf. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ah, Gwen! Ein Segen, dass du gekommen bist. Wir können jede Hilfe brauchen. Edana, das ist Gwen, eine unserer vielversprechendsten Anwärterinnen. Sie wird demnächst die Prüfung ablegen, und ich bin sicher, dass sie eine hervorragende Heilerin werden wird.«
Edana hob die Augenbrauen. »Du kommst mir bekannt vor. Warst du nicht die Gefährtin von Juna?«
»Ja, Ratsvorsitzende.« Gwen kreuzte ihre Arme und neigte den Kopf. Sie erinnerte sich noch gut, wie Edana in ihr Haus eingedrungen war und Nachforschungen angestellt hatte. Sie war damals nicht sehr freundlich zu ihr gewesen. Seitdem war ihre Macht noch einmal deutlich angewachsen.
Edana musterte sie kritisch. »Deine Gefährtin hat für einigen Wirbel gesorgt. Bis heute ist es mir nicht gelungen, herauszufinden, was damals genau geschehen ist. Aber was es auch war, sie hat die Raffinerie zerstört – und das ist etwas, wofür wir ihr nicht genug danken können.«
Magdalena kürzte den Faden, mit dem sie die Oberarmwunde vernäht hatte, und holte eine Bandage aus ihrer Verbandstasche.
»Was soll ich tun, Herrin?«, fragte Gwen.
»Am besten, du meldest dich bei Theresa und hilfst ihr bei der Erstversorgung der Verwundeten. Wir haben etwa ein Dutzend Frauen, die dringend ärztlicher Behandlung bedürfen. Ich werde nachkommen, sobald ich hier fertig bin.«
Gwen wandte sich zum Gehen, blieb aber noch einmal stehen. »Was ist eigentlich passiert?«
»Ein Kommando der Heiligen Lanze«, sagte Edana. »Sie sind in Andomar eingefallen. Sie haben geplündert und gebrandschatzt und alles dem Erdboden gleichgemacht.«
»Wenn sie etwas mitgenommen hätten, hätte ich es ja noch verstanden«, stöhnte die Frau. »Aber es ging ihnen nur ums Zerstören. Als ob wir ihnen irgendetwas getan hätten.«
»Das Dorf liegt nordöstlich in Richtung des großen Stroms, unweit der Raffinerie«, erläuterte Edana. »Wir tippen auf einen Racheakt.«
»Es war einfach schrecklich«, schluchzte die Frau. »Sie hatten sich als fahrende Händler verkleidet, so dass wir erst erkannten, was los ist, als es schon zu spät war.«
»Diese Teufel. Aber dafür werden sie bezahlen, das verspreche ich dir«, sagte Edana. »Ich werde den Hohen Rat einberufen und ihn davon überzeugen, dass es höchste Zeit wird, Konsequenzen zu ziehen. Wir dürfen den Stadtbewohnern keine Kinder mehr überlassen. Keine Schandkreise und keine Darbietungen, damit muss ein für alle Mal Schluss sein. Wir werden uns nehmen, was wir brauchen, und den Rest der Natur überlassen. Aber vorher werden wir uns noch diesen Inquisitor vorknöpfen. Eine
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