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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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es zur Pflege seiner Klingen, schwor aber Stein und Bein darauf, dass es bei allen möglichen Zipperlein half. Seit Logan denken konnte, war er mit diesem zähen Zeug eingeschmiert worden. Bei Verbrennungen, Schnittverletzungen, Schürfwunden und Mückenstichen. Sein Vater verwendete es gegen Haarausfall, Rückenbeschwerden, ja sogar bei Husten. Einen Löffel auf die Brust, einen zweiten in einem Krug mit heißem Wasser aufgelöst. Das Zeug stank so eklig, dass man lieber erst gar nicht krank wurde. Er wollte gerade nach dem Topf greifen, als ein tiefes Hornsignal erklang. Drei langgezogene Töne, die in einem schauerlichen Heulen endeten.
    Dachs spitzte die Ohren, dann sprang er von seinem Platz auf.
    Das Versammlungszeichen.
    Gunnar ließ das Metallstück ins Wasser gleiten. Eine gewaltige Dampfwolke stieg auf. Mit grimmiger Miene verließ er die Werkstatt und trat ins Freie.
    »Du hast recht«, sagte er nach einer Weile. »Es ist das Versammlungszeichen. Klingt, als käme es vom Kampfplatz.« Er wischte seine Hände am Kittel ab. »Kommt, Jungs. Schauen wir mal nach, was da los ist.«
     
    Der Kampfplatz war bereits gut besucht. Clanmitglieder aus allen Teilen der Siedlung waren zusammengeströmt und hatten auf den umgestürzten Fahrzeugen Platz genommen. Der Warlord und sein Sohn befanden sich in einem abgetrennten Bereich auf der gegenüberliegenden Seite der Arena.
    Logan blickte nervös in die Runde. Das letzte Mal, als er hier gestanden hatte, war er der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gewesen. Wie anders sah das alles von hier aus! Von vielen Seiten erntete er wohlwollende Blicke.
    Sein Vater legte ihm seine Hand auf die Schulter. »Siehst du, Logan? Das ist etwas, das du dir für Geld nicht kaufen kannst: Respekt. Die Leute werden nie vergessen, dass du dich für sie geschlagen hast. Ich frage mich allerdings, warum wir hergerufen wurden.«
    Logan fühlte, wie seine Ohren glühten.
    Sie erklommen einen umgestürzten Kleinbus und nahmen Platz. Von Süden näherte sich eine Staubwolke. Der Boden war trocken, es hatte seit Wochen nicht geregnet. Das dumpfe Dröhnen der Motoren ließ die Erde vibrieren.
    »Motorfahrzeuge«, sagte Gunnar. »Das kann nur die Heilige Lanze sein.«
    Logan reckte den Hals. Er hatte schon lange keine benzingetriebenen Fahrzeuge mehr gesehen. Insgesamt vier Fahrzeuge: ein Zweirad, zwei Jeeps mit starr montiertem Maschinengewehr und ein gepanzerter Lastwagen. Durch die dunkel getönten Scheiben konnte man die Umrisse der Insassen erkennen. Als der Konvoi den Platz erreichte, sah Logan, dass der Transporter auf seinen Flanken mit dem Symbol der Heiligen Lanze bemalt war. Sein Vater hatte recht gehabt.
    Die Gespräche erstarben. Alle blickten neugierig auf die Neuankömmlinge. Türen wurden geöffnet, dann stiegen Männer aus. Sie trugen weite Umhänge, Stiefel und Handschuhe. Ihre Gesichter wurden von unheimlich aussehenden Masken verdeckt. An Tragegurten baumelten Maschinenpistolen, über ihren Schultern trugen sie Patronengurte, und an Hüftgurten hingen Handfeuerwaffen. Zwei Standarten wurden aufgepflanzt, beide mit dem Symbol der Kirche versehen. Als alles bereit war, ging der Fahrer zur rechten Seite des Fahrzeugs und öffnete die Beifahrertür. Logan fuhr ein Schreck durch die Glieder.
    Er wusste, wer das war.
    Der Inquisitor war ein hagerer Mann, gekleidet in eine scharlachrote Robe, deren weit überhängende Kapuze sein Gesicht verdeckte. Beim Gehen stützte er sich auf einen seltsamen Stab, eine Eisenstange, die mit Stacheldraht umflochten war.
    Sein Gang war steif und langsam, als würde er von Schmerzen geplagt. Während er an den Tribünen vorbeiging, streifte er langsam die Kapuze vom Kopf. Logan bemerkte, wie es ringsumher still wurde. Das Gesicht des Inquisitors war auf das schrecklichste entstellt. Er war vor vielen Jahren nur knapp dem Feuertod entronnen. Es hieß, die Hexen hätten ihn in ein brennendes Haus gesperrt und ihn dann seinem Schicksal überlassen. Angeblich habe ein Engel ihn gerettet, der ihm den Auftrag gab, das Geschlecht der Hexen für immer zu bekämpfen. Solche Geschichten machten an Lagerfeuern immer gerne die Runde. Natürlich war das absoluter Blödsinn, doch es konnte niemand leugnen, dass Marcus Capistranus kein einfaches Leben gehabt hatte.
    Dachs tippte ihn an.
Ist das … eine Maske?
    »Nein, kleiner Bruder, ich fürchte, das ist sein wahres Gesicht. Aber du brauchst dich nicht zu fürchten, er ist nur ein Mensch.« Zumindest hoffte er

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