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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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das.
    Plötzlich ergab alles einen Sinn. Alexander musste vom Eintreffen des Inquisitors erfahren haben und hatte deswegen kurzfristig die Versammlung einberufen.
    Marcus Capistranus war eine gefürchtete Persönlichkeit. Als oberster Kriegsherr dieses Landes verfügte er über ungeheure Macht. Die Stämme betrachteten die Außenbezirke als ihren Besitz; deshalb diente die Versammlung in erster Linie dazu, Geschlossenheit zu demonstrieren. Alexander wollte seine Macht zeigen. Die Krieger der Heiligen Lanze sollten ruhig spüren, dass sie nur Gäste waren und nur so lange geduldet wurden, wie sie sich ordentlich benahmen.
    Logan fielen die vielen feindseligen Gesichter auf. Inquisitor Marcus Capistranus genoss keineswegs große Beliebtheit bei den Mitgliedern des Steinernen Turms. Als Kolonie, die am weitesten vom Stadtkern entfernt lag, wurde die Nordstadt von der obersten Führung der Kirche ziemlich stiefmütterlich behandelt. Es gab keine Nahrungstransporte, keine Rohstoffe und keine Handelswaren. Medikamente und sonstige Versorgungsgüter blieben den stadtnahen Zonen vorbehalten. Sie waren hier draußen auf sich allein gestellt. Gut, der Inquisitor hatte ihnen das Recht zugesprochen, ihr Leben unabhängig und eigenständig zu gestalten, aber diese Freiheit hatte einen Preis. Einmal im Jahr kam ein Tross Krieger von der Heiligen Lanze und forderte Tribut. Der konnte aus Lebensmitteln, Fellen oder Waffen bestehen, manchmal aber auch aus der Rekrutierung von Soldaten. Junge Männer im wehrfähigen Alter, von denen nur wenige nach ihrer Dienstzeit wieder zurückkehrten. Logan verstand den Hass, den eine solche Entwicklung in den Herzen der Menschen entfachen konnte. Würde Gunnar anders reagieren, wenn man ihm Logan oder Dachs wegnahm?
    Der Inquisitor beendete seine Runde und hielt vor der Tribüne des Warlords an. Sein blindes Auge schimmerte in der Farbe einer gekochten Zwiebel.
    »Verehrter Warlord, Männer des Nordens, Mitglieder des Steinernen Turms, euer Inquisitor grüßt euch.«
    Verhaltener Applaus setzte ein.
    »Ich freue mich, endlich einmal wieder persönlich vorstellig zu werden. Viel zu lange schon haben mich meine Amtsgeschäfte abgehalten, euer schönes Land zu besuchen. Seit ich das letzte Mal hier war, hat sich vieles zum Positiven verändert. Die Straßen sind passierbarer geworden, in den Gärten grünt und blüht es, und wenn ich mich umsehe, sehe ich wohlgenährte, kräftige und gesunde Männer. Kein Zweifel: Der Herr hat seine schützende Hand über euch gehalten.«
    »Als ob dein
Herr
etwas damit zu tun gehabt hätte«, zischte ein alter Mann unweit von Logan in seinen Bart. »Du lobst uns doch nur, damit du dir nachher alles unter den Nagel reißen kannst. Verdammter Heuchler.«
    »Dem Fleißigen winkt das Glück«, fuhr Marcus Capistranus fort. »So ist es kein Wunder, dass der Clan vom Steinernen Turm in diesem Jahr den Titel der Meisterschaft erringen konnte. Ein Jahr lang obliegt euch nun die Führung der anderen Clans. Eine große Verantwortung. Eure Beschlüsse haben Einfluss auf unser aller Schicksal, dessen solltet ihr euch bewusst sein. Gerade in Zeiten wie diesen ist es deshalb von größter Wichtigkeit, einen kühlen Kopf zu bewahren.« Er machte ein paar Schritte und blickte in die Runde. »Ich brauche euch nicht zu sagen, dass wir an der Schwelle einer neuen Zeit stehen. Dunkle Wolken sind über dem Horizont aufgezogen. Wolken, die schon bald zu einem Sturm werden könnten. Nur mit vereinten Kräften wird es uns gelingen, der Bedrohung aus dem Westen entgegenzutreten.« Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Manch einer wird von der Katastrophe gehört haben, die sich im Süden zugetragen hat. Der Angriff auf unsere Hauptversorgungsstation, der Tod Hunderter von Männern. Tapfere Männer, manche von ihnen aus diesem Clan. Sie starben heldenhaft, und es mag euch trösten, dass ihre Seelen Eingang ins ewige Himmelreich gefunden haben. Doch unsere Probleme sind dadurch nicht geringer geworden. Schon dringen Gerüchte von neuen Angriffen an meine Ohren. Sie erreichen uns zu einer Zeit, da wir am verwundbarsten sind. Ich weiß, dass viele von euch nichts von meinen Bemühungen halten, der weiblichen Übermacht Einhalt zu gebieten. Ihr denkt, ihr wärt weit genug weg und die Horden der Amazonen könnten euch nichts anhaben. Meine lieben Freunde, begeht nicht diesen Fehler.« Er rammte seinen Stab auf die Erde. »Niemand kennt die Verderbtheit des Weibes besser als ich. Seht

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