Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
Problem.«
»Mögen die Göttinnen eine schützende Hand über euch halten.« Theresa eilte hinüber zu den anderen.
Merle blickte auf die Frau, als wüsste sie nicht, wo sie anfangen sollte. Dann gab sie sich einen Ruck. »Ich denke, zuerst mal sollten wir die Kleidungsreste entfernen.«
»Nein.« Gwen schüttelte den Kopf. »Sie hat einen Schock. Blässe, Zittern, kalter Schweiß, Unruhe. Das sind klare Symptome. Wenn wir nicht wollen, dass sie ohnmächtig wird, sollten wir zuerst ihre Beine hochlagern. Während du das machst, werde ich die abschnürenden Kleidungsstücke öffnen.«
»In Ordnung.«
Gwen ging vorsichtig und systematisch vor. Sie zog Hemd und Hose aus, entfernte Stoffreste und erklärte der Frau währenddessen in sanftem Tonfall, dass sie keine Angst zu haben brauche. »Es wird dir bald wieder bessergehen, die Verbrennungen sehen schlimmer aus, als sie sind«, sagte sie. »Bestenfalls zweiten Grades. Das kann man an den vielen kleinen Blasen erkennen, siehst du? Wären sie dritten Grades, wäre die Haut verkohlt. Und keine Sorgen wegen deiner Haare, die sind bald wieder nachgewachsen. Deine Freundin hat schnell und gut reagiert. Wo ist sie eigentlich?«
»Da drüben.« Die Frau deutete auf eine junge Frau, die auf einem Stuhl saß, mit glasigen Augen zu Boden starrte und dabei einen Kühlbeutel gegen ihre Schläfe presste. Offenbar eine Prellung.
»Ein brennender Balken hat sie beim Rausgehen am Kopf erwischt«, sagte sie. »Sie sagt, sie hätte Schwindelanfälle und Kopfschmerzen. Außerdem ist ihr ständig übel. Könnt ihr mal nach ihr sehen?«
»Mache ich, sobald ich hier fertig bin.«
»Aber das kann ich doch übernehmen«, sagte Merle. »Soll ich schon mal die Brandblasen öffnen?«
Gwen zuckte zusammen. »Unter keinen Umständen«, sagte sie. »Wenn du das tust, besteht die Gefahr einer Verletzung der unteren Hautschichten. Die Blasen sehen zwar nicht hübsch aus, wirken aber wie ein Polster. Am besten, du kühlst einfach die verbrannten Hautstellen mit feuchten Tüchern und trägst hinterher eine leichte Heilsalbe auf. Die Blasen verschwinden von allein. Verbinden nicht vergessen, aber nicht so stramm. Es muss genügend Luft an die verbrannten Stellen kommen.« Sie verstummte. Ihr fiel gerade auf, dass sie mit Merle sprach, als wäre sie ihre Untergebene. Überraschenderweise schien das der jungen Frau nichts auszumachen, im Gegenteil. Sie wirkte richtiggehend dankbar, dass Gwen ihr so klare Anweisungen gab. Mit Eifer machte sie sich an die Arbeit.
Gwen lächelte grimmig. Merle hatte bei ihrer Prüfung garantiert keinen Blinddarm operieren müssen.
Sie wischte ihre Hände ab und ging hinüber zu der Frau mit der Kopfverletzung. Ein Eimer mit Erbrochenem stand neben ihr.
Die Frau war noch sehr jung. Auf jeden Fall jünger als sie selbst, fast noch ein Mädchen.
»Na, wie geht es dir?«, sagte Gwen. »Deine Freundin sagt, du hättest einen Schlag auf den Kopf bekommen. Stimmt das? Lass mal sehen.«
»Ich … mein … tut … weh.« Das Mädchen war kreidebleich und zitterte.
Gwen berührte ihr Gesicht mit beiden Händen und schaute ihr prüfend in die Augen. Was sie sah, gefiel ihr gar nicht.
»Hat schon eine der Heilerinnen mit dir gesprochen?«
Ein Nicken. »Sagt … Gehirnerschütterung. Hat … Schmerzmittel gegeben.«
Gwen sah die geweiteten Pupillen und wusste, dass die Diagnose falsch war. Dies war keine gewöhnliche Gehirnerschütterung. Im schlimmsten Fall hatten die Schmerzmittel das Leiden sogar verschlimmert.
»Wie lange ist das jetzt her, seit du den Schlag auf den Kopf bekommen hast?«
»Weiß … nicht. Drei Stunden … vielleicht vier.«
»Hast du Anfälle von Bewusstlosigkeit?«
Das Mädchen nickte.
Gwen biss sich auf die Lippen. Die Symptome waren eindeutig. Übelkeit, Erbrechen, Ohnmachtsanfälle und Pupillenerweiterung. Vermutlich war irgendwo im Kopf ein Gefäß geplatzt. Die austretende Flüssigkeit drückte gegen die Schädelwand.
»Ist … sehr schlimm?«
Gwen sah, dass die junge Frau Angst hatte. Ihre Pupillen waren groß wie Wagenräder.
»Nein.« Sie versuchte zu lächeln. Was jetzt kam, würde nicht schön werden. Der Druck im Kopf musste gesenkt werden. Geschah das nicht, war das Mädchen binnen einer Stunde tot. Es gab nur eine Möglichkeit. Sie würde eine Trepanation durchführen müssen, eine Schädelöffnung.
Gwen blickte sich um. Keine der erfahrenen Heilerinnen war verfügbar. Alle waren beschäftigt. Selbst Merle, die mit
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