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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zu unserer Arbeit und unserem Heim. Und die Liebe zu einem Lebensgefährten. Wir wurden nicht geboren, um allein zu sein. Jeder von uns braucht jemanden, dem er sich anvertrauen und hingeben kann, ob das nun eine Frau oder ein Mann ist. Aber wo, außer in unseren Gesetzen, steht geschrieben, dass die Liebe zu einer Frau mehr wert ist als die zu einem Mann? Gibt es solche Gesetze auch für die Tiere? Ich glaube nicht. Wer sind wir, dass wir uns über die Natur hinwegsetzen dürfen? Was für eine Arroganz, was für ein Hochmut! Die Natur hat das Männliche und Weibliche in perfekter Balance geschaffen. Wir selbst, wir Menschen, haben diese Balance zerstört. Machen wir unsere Schuld nicht noch größer, indem wir per Gesetz strafen wollen, was die Natur längst für gut befunden hat.« Sie musste kurz Atem schöpfen.
    »Liebe Mitschwestern, wenn ihr mich fragt, ob ich gegen unsere Gesetze verstoßen habe, so antworte ich mit ja. Fragt ihr mich aber, ob ich es bereue, dann lautet die Antwort:
nein.
Es ist Zeit, uns von althergebrachten Denkmustern zu lösen. Es ist Zeit für Veränderung. Macht nicht alles noch schwerer, indem ihr mich und meinen Mann hinrichtet. Lasst die Natur ihren Lauf nehmen und vertraut auf die Göttinnen. Das ist alles, was ich zu sagen habe.«
    Auf dem Richtplatz war es leise geworden. Niemand rührte sich. Langsam und gedankenvoll trat der große schwarze Vogel vor die Menge. Dann hob er einen Flügel. Die drei Erinnyen ließen ihre Fackeln auf das mit Öl getränkte Holz fallen. Als Holz und Stroh Feuer fingen, setzte ein Brausen ein. Ein heißer Wind fing an zu wehen, verwirbelte Arkanas Haare und raubte ihr die Sicht. Funken stoben auf und schwirrten wie Glühwürmchen in den Himmel. Der Vogel nahm seine Maske ab. Dahinter erschien das Gesicht Edanas. Ihr Mund war zu einem schauerlichen Grinsen verzerrt. Arkana wandte sich ab und sah stattdessen Claudius an. In seinen Augen spiegelte sich das Feuer. Eine einzelne Träne wanderte seine Wange hinab. Dann schlugen die Flammen hoch.
     
    Urplötzlich und mit einem intensiven Gefühl von Schmerz wachte Arkana auf. Sie saß senkrecht in ihrem Bett, stocksteif, nicht fähig, sich zu rühren. Ein paar Atemzüge später war ihr klar, dass sie doch nicht verbrennen musste. Sie tastete an sich herab. Kein Rauch, keine Flammen, keine Hitze. Nur ein Traum, oder? Sie presste ihre Hand an die Brust. Das Stechen ließ langsam nach.
    Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es weit mehr gewesen war als nur ein Traum. Es war
eine Vision.
Was sie gesehen hatte, würde geschehen. Nicht heute, nicht morgen, aber bald. Sie stand auf und ging zum Fenster. Draußen hatte Regen eingesetzt.
    Sie nahm ein Streichholz und entzündete die Kerze neben ihrem Bett. Dann legte sie ihre Hand auf den neben ihr liegenden Körper und schüttelte ihn. »Wach auf.«
    »Was … was ist denn?« Die Stimme klang schläfrig.
    »Habe ich wieder geschnarcht?«
    »Nein«, sagte Arkana. »Wach auf. Es ist dringend.«
    Claudius drehte sich um. Der Kerzenschimmer fiel auf seinen silbergrauen Bart. »Was ist denn los? Ist etwas passiert?«
    »Wir müssen weg hier. Auf der Stelle.«
    »Was?«
Er setzte sich hin und lauschte in die Nacht. »Aber es ist stockfinster da draußen. Außerdem regnet es.«
    »Wir müssen fliehen«, sagte Arkana mit Nachdruck. »Sofort. Oder wir werden beide sterben.«

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    Teil  2
    Von einer, die auszog, das Fürchten zu lernen

22
    D er Boden war übersät mit Schutt, Müll und herausgebrochenen Gesteinstrümmern. Grünes Moos wucherte auf den Brocken, und allenthalben waren Pfützen, die von Rinnsalen aus der Decke gespeist wurden. Das Plätschern war allgegenwärtig.
    Die Fackeln reichten kaum aus, um die Finsternis zu erhellen. Ein paar Konturen, das war alles. Um sich angemessen orientieren zu können, hätten sie deutlich mehr Fackeln mitnehmen müssen, doch dafür war kein Platz. Gähnende Öffnungen und Spalten klafften in Wänden und Decken. Aus den Rissen wucherten Flechten und seltsam bleiche Schlingpflanzen. Hin und wieder stießen sie auf rostige Türen, die jedoch versperrt waren. Bekam man doch mal eine auf, stieß man dahinter nur auf schmale Gänge, die im Nirgendwo endeten.
    Die Stollen waren menschenleer. Keine Heilige Lanze. Noch nicht mal Stadtstreicher, Bettler oder Clanmitglieder. Mordra hatte also recht gehabt. Warum sollte sich irgendjemand hier unten die Füße schmutzig machen?
    Gwen war trotzdem überrascht. Natürlich hatte sie kein

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