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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Knoten um Füchschens Reisetasche fester. Trotz aller Bedenken hatte sie ihre kleine Freundin mitgenommen. Ohne Füchschen würde sie nirgendwo hingehen.
    Die Hufe der Pferde hinterließen eine lange Staubschleppe. Nicht ungefährlich auf einer geheimen Mission. Andererseits: Wer sollte sie hier schon sehen? Hier gab es niemanden, selbst die Krähen machten einen weiten Bogen um dieses Land.
    Gwen warf einen verstohlenen Blick zu ihren Begleiterinnen hinüber. Es waren allesamt schweigsame und erfahrene Kriegerinnen, gekleidet in die schwarzen Uniformen der Heiligen Lanze. Angeführt wurde ihre Gruppe von Mordra und Kendra, den beiden Schwestern, die auch schon an der Zerstörung der Raffinerie beteiligt gewesen waren. Mordra war ein Bär von einer Frau, mit Schultern und Armen so kräftig wie Oberschenkel. Kendra wirkte dagegen bedeutend schlanker und sehniger. Sie war eine Meisterin des Bogens und konnte ein Kaninchen auf eine Entfernung von fünfzig Metern erlegen. Dann waren da noch Josepha und Mildred, beide etwa fünfundzwanzig Jahre alt und von eher dunkler Hautfarbe. Mit ihren achtzehn Jahren war Gwen die Jüngste in der Gruppe, was ihr aber nichts ausmachte. In der Gemeinschaft der Frauen galt man schon mit sechzehn als erwachsen.
    Was Gwen zu schaffen machte, war das Schweigen. Nur das Klappern der Hufe und das Heulen des Windes waren zu hören. Zu Hause galt sie nicht gerade als besonders gesprächig, aber verglichen mit ihren vier Begleiterinnen plapperte sie wie ein Wasserfall. Nur gut, dass Füchschen bei ihr war; anders wäre diese Einsamkeit kaum zu ertragen gewesen.
    Die Uniformen der Heiligen Lanze waren allesamt grob und unförmig. Sie bestanden aus einfachen Stoffhosen, die an der Taille mit einer Kordel geschnürt wurden, einem kurzen Hemd sowie einer Kutte mit angenähter Kapuze. Die Füße steckten in abgewetzten Stiefeln, an denen oftmals die Ösen zum Schnüren fehlten, während die Hände nur notdürftig von löchrigen Lederhandschuhen geschützt wurden. Einzig das Wappen – schwarzer Kirchturm vor goldenem Hintergrund – bot etwas Abwechslung fürs Auge.
    »Wie können die Männer nur solche Sachen tragen«, sagte sie und fuhr über den Stoff. »Diese Uniformen sind schwer, kratzig und unbequem. Der Stoff hat an meinem Po schon wieder eine Falte gebildet. Habt ihr keine Probleme damit?«
    »Standarduniform der Heiligen Lanze«, sagte Mildred in gewohnt nüchternem Tonfall. »Da kannst du keinen Maßstab an Bequemlichkeit und Eleganz anlegen.«
    »Seien wir doch dankbar, dass die Männer überhaupt Kleidung tragen«, lachte Josepha. »Im schlimmsten Fall hätten wir nackt reiten müssen.« Josepha war von allen Frauen die kleinste. Eine flinke Rothaarige mit blitzenden Augen und einer Hand, die das Schwert so schnell ziehen konnte, dass man es erst sah, wenn die Klinge direkt vor einem schwebte.
    »Als ob diese Affen Kleidung bräuchten«, entgegnete Mildred. »Ich habe gehört, sie seien so behaart, dass sie den Winter auch ohne Stoff am Körper überleben würden. Man hat mir sogar berichtet, dass sie nach dem Angriff auf die Raffinerie draußen auf der Wiese lagen und sich ihrer Nacktheit nicht schämten. Bucklige, unförmige Kreaturen. Mehr Tier als Mensch.«
    »Sei still«, sagte Mordra. »So zu reden stünde dir nicht mal zu, wenn du dabei gewesen wärst. Sie waren verwundet, verbrannt, verkohlt, geschlagen. Wir haben ihnen Hilfe angeboten, aber sie waren zu stolz, um sie anzunehmen. Sie haben ihre Niederlage mit Würde getragen.«
    »Außerdem sind sie arm«, ergänzte Kendra. »Eingepfercht in ihren Städten, müssen sie von dem leben, was zwischen den Ruinen und den wuchernden Wäldern wächst. Keine Ahnung, ob sie überhaupt Webereien besitzen.«
    »Selbst schuld«, entgegnete Mildred eingeschnappt. »Sie haben mit diesem Krieg angefangen.«
    »Das war der Inquisitor«, sagte Mordra. »Er ist die Wurzel allen Übels. Deswegen ziehen wir ja aus, um ihn zu töten. Und jetzt schweigt. Ich will so schnell wie möglich dieses verfluchte Land hinter mir lassen.«
    Schweigend ritten sie weiter.
    Gwen war tief in Gedanken versunken. Stimmte es, was Mordra gesagt hatte? War es wirklich nur die Schuld des Inquisitors?
    Es ist eine Krankheit,
eine Seuche, die Männer und Frauen auseinanderbringt.
Arkanas Worte geisterten in ihrem Kopf herum.
Ein Virus, genau wie ein Schnupfen.
    Sie schüttelte den Kopf. Keine Zeit jetzt für wirre Theorien. Sie musste sich auf die vor ihr liegende Aufgabe

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