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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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spielend fertig werden. Die Frage war nur, ob er es wirklich darauf ankommen lassen wollte. Es waren noch halbe Kinder.
    In diesem Moment kam von rechts ein weiterer Junge angerannt. Er mochte vielleicht zehn oder elf sein, hielt schnurstracks auf den Anführer zu und kam direkt vor ihm zum Stehen. Sein Gesicht war gerötet, er atmete schwer.
    »Pip, was willst du denn?«
    Der Junge flüsterte ihm hinter vorgehaltener Hand etwas ins Ohr. Logan verstand nicht, was es war, aber es schien Eindruck zu machen.
    »Bist du sicher?«
    »Sieh selbst.« Der Kleine deutete auf Logan.
    Der Anführer ließ Hallas Zaumzeug los und umrundete Logan mit misstrauischem Blick. »Was ist das für eine Tätowierung über dem Auge?«
    »Was, das?« Logan strich mit den Fingern über die Verletzung. Sie juckte immer noch ein bisschen. »Nur ein kleines Ehrenabzeichen, das ich in der Arena gewonnen habe. Clan-Runen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Und was bedeuten sie?«
    Logan zuckte die Schultern. »Irgendwas wie
Dem Sieger Unsterblichkeit in den Hallen der Götter
oder etwas Ähnliches.«
    »Ich hab’s dir doch gesagt«, zischte der Neuankömmling. »Das is’ der neue Champion.«
    Der Anführer verschränkte die Arme vor der Brust. »Stimmt das? Bist du der Kerl, der Norgal und Wengul fertiggemacht hat?«
    Logan hob erstaunt die Augenbrauen. Dass sein Name bis hierher vorgedrungen war, damit hatte er nicht gerechnet.
    »Sagen wir mal so: Sie haben sich selbst fertiggemacht, und ich habe den Rest erledigt.«
    »Man sagt, du seist der jüngste Champion, den es je gegeben hat.«
    Logan nickte. »Ich glaube schon, ja. Ich bin siebzehn.«
    Die Reaktion war verblüffend. Als habe er irgendwelche magischen Worte gesagt, trat der Anführer einen Schritt zurück, neigte respektvoll seinen Kopf und stieß dann in das Horn, das er um seinen Hals trug. Sofort tauchten überall weitere Jungen auf. Hinter Autos, Mülltonnen, Bäumen und Mauern. Viele waren bemalt, trugen Masken und phantasievolle Rüstungen, andere hatten sich mit Tierfellen – hauptsächlich Kaninchen und Ratten – behängt. Keiner schien älter als er selbst zu sein.
    Logan biss sich auf die Unterlippe. Da war er wohl etwas voreilig gewesen. So einfach, wie er gedacht hatte, wäre der Kampf nicht geworden. Eigentlich hätte er wissen müssen, dass Ratten immer im Rudel auftraten. Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung gewesen, dass er es auf die friedliche Tour versucht hatte.
    »Im Namen der Kreuzgässler heiße ich dich herzlich willkommen«, sagte der Anführer. »Mein Name ist Stan, ich schmeiße den Laden hier. Hab keine Angst, fühl dich wie zu Hause.«
    Logan zögerte, doch Stan schien zu wissen, was in seinem Kopf vorging. »Keine Sorge, das ist kein Trick. Bei uns ist jeder willkommen, der unter zwanzig ist.«
    Ob es wohl zu leichtsinnig war, ihnen zu vertrauen?
    »Seid ihr Kannibalen?«
    Erstauntes Schweigen, dann wieder Gelächter. »Kannibalen? Wer erzählt denn so was?«
    »Viele. Besonders in den Gasthäusern und Wirtsstuben. Ich glaube, es ist wegen der Schädel, die ihr an der Grenze aufgepflanzt habt.«
    »Ach die.« Stan winkte ab. »Die dienen doch nur zur Abschreckung. Wir haben sie gefunden und auf die Stäbe getan. Wie es scheint, haben sie ihre Wirkung nicht verfehlt.« Er lachte. Stan schien ein Raufbold zu sein, aber einer von der aufrichtigen Sorte.
    »Wie kommt es, dass ihr so jung seid? Ich habe ja schon einiges von euch gehört, aber das ist mir neu.«
    Stan grinste. »Wir sind der coolste Clan von allen. Zu uns kommt nur, wer mit Erwachsenen nix am Hut hat: die Ausreißer, die Flüchtlinge, die Heimatlosen und Vertriebenen, die Diebe und die Streuner. Stell dir vor: Fast ein Drittel hier sind Fahnenflüchtige der Heiligen Lanze. Jungs, die keinen Bock auf den Drill und die Schinderei haben und die nicht mehr an den Bockmist glauben, den der Inquisitor ihnen erzählt. Wir nehmen jeden auf, vorausgesetzt, er ist unter zwanzig.«
    »Und dann?«
    Stan zuckte die Schultern. »Dann muss er gehen. Ob freiwillig oder nicht, es liegt an ihm, wie er seinen Abschied gestaltet. Aber es gab noch keinen, der nicht irgendwann das Feld geräumt hätte.«
    Logan warf seinem Begleiter einen Blick aus dem Augenwinkel zu. »Bei dir ist es auch nicht mehr allzu lange hin, oder?«
    Stan spuckte auf den Boden. »Bin gerade erst sechzehn geworden, hab also noch ’n bisschen Zeit.«
    »Weißt du schon, was du danach machen willst?«
    Stan grinste.

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