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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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nahm Logan es an sich und drehte an einem der Knöpfe. Ein Knacken ertönte, und ein grünes Licht leuchtete auf. Um ein Haar hätte Logan den Schatz fallen gelassen, doch dann erinnerte er sich, dass sein Vater ihm erzählt hatte, wie empfindlich diese Dinger waren. Neugierig drehte er an einem der anderen Räder. Das Rauschen veränderte sich. Es klang wie Wasser, das über einen Stein floss.
    Doch mehr als Rauschen und Knacken bekam er aus dem Kasten nicht heraus. Er steckte ihn in seine Umhängetasche.
    Kein Zweifel, er hatte den Wanderer gefunden, wenn auch nicht mehr ganz so lebendig, wie er gehofft hatte. Die Himmelskerze war zu seiner letzten Ruhestätte geworden. Irgendwie passend.
    Seufzend stand Logan auf. Er wollte schon gehen, als sein Blick auf eine Mappe fiel, die neben dem Feuer lag. Im schwachen Licht des Tages sah er die Ecke eines Zettels daraus hervorschauen. Neugierig zog er daran und förderte ein Bild zutage. Ein Stück Papier, auf dem vier Personen abgebildet waren: ein Mann mit einem Bart, zwei Kinder und eine Frau mit langen, blonden Haaren. Sie war jung und lächelte. Alle lächelten. Es war eine richtige Familie, so, wie es sie früher einmal gegeben hatte. Merkwürdig war, dass die Abbildung nicht besonders alt zu sein schien. Nicht so wie die Hefte, die man sonst in den Ruinen fand. Eine Fotografie vielleicht? Logan hatte gehört, dass es Apparate gegeben hatte, die solche Bilder machen konnten.
    Im Hintergrund war eine Stadt zu sehen, ein paar Schiffe, ein Hafen. Gebäude ragten auf, doch viele von ihnen waren zerstört – ein klarer Beweis, dass das Bild nach dem Zusammenbruch gemacht worden war. Er ging dichter ran.
    Hatte Cedric nicht erwähnt, der Wanderer wäre aus dem Westen gekommen, vom Meer? Als er die verschlissene Schnur löste, mit der die Mappe zugebunden war, und den Deckel öffnete, ergoss sich eine Flut von Bildern, Zeitungsausschnitten und Briefen vor ihm auf den staubigen Boden. Es bedurfte keines besonderen detektivischen Geschicks, um zu erkennen, dass es sich um die persönlichen und privatesten Dinge aus dem Leben dieses Mannes handelte. Fotos von seiner Frau, seinen Kindern, von Freunden und Verwandten. Bilder aus einer Zeit des Glücks und der Harmonie. Doch dann musste etwas Tragisches geschehen sein. Irgendein Unfall, wenn man den Zeitungsausschnitten glauben durfte. Logan konnte nicht besonders gut lesen, aber es reichte aus, um das eine oder andere Wort zu entziffern. Offenbar war die Familie bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Der Mann war der einzig Überlebende und hatte sich wie durch ein Wunder retten können. Das Ganze lag jetzt zwanzig Jahre zurück.
    Logan nahm das Foto und verglich es mit der Leiche im Zeitungshaufen. Er besaß ein schmales Gesicht, lebhafte Augen und ein gewinnendes Lächeln. Wangen und Kinn wiesen einen dunklen Bartschatten auf.
    »Warst du das?«, fragte Logan. »War das deine Familie in dem Haus? Hast du dich deswegen auf den Weg gemacht und bist ein Wanderer geworden?«
    Der lippenlose Mund schwieg. Doch es war auch so klar, was er sagen wollte. Was immer diesem Mann widerfahren war, sein Schmerz war jetzt vorbei. Der Wanderer war heimgekehrt, er war jetzt wieder bei seiner Familie.
    Logan sammelte die vielen Bilder und Ausschnitte wieder ein und sortierte sie sorgfältig in die Mappe zurück. Er verschnürte sie und nahm sie an sich. Es war ein ganzes Leben, das sich darin befand. So einen Schatz ließ man nicht einfach verrotten. Er warf einen Blick in die Runde, dann ging er zurück zum Aufzug und stieg in die wackelige Holzkonstruktion, mit der er heraufgekommen war. Vorsichtig löste er den Bolzen. Das Zahnrad wurde entsperrt, und das Seil lag straff in seinen Händen.
    Während das Gegengewicht über eine Rolle nach oben gezogen wurde, knarrte die Holzkiste in die Tiefe. Runter ging es bedeutend einfacher als rauf. Durch die Ritzen zwischen den Brettern konnte er in den Abgrund blicken. Unten, am Boden des Schachtes, war ein heller Fleck zu sehen, der langsam näher kam.
Bitte, liebes Seil, nicht reißen, nicht ausgerechnet jetzt.
    Er kam wohlbehalten unten an.
    Vor dem Eingangsbereich wurde er bereits von Halla erwartet. Der Regen hatte nachgelassen. Vielleicht noch eine halbe Stunde, dann würde es wieder trocken sein.
    Sollte er so lange warten oder gleich losreiten?
    Er hatte sich gerade entschieden, dass ihm das bisschen Regen nichts ausmachte, als er die Zufahrt bemerkte, die nur wenige Meter entfernt in die

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