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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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hatte, und legte dann Umhang und Schwertgehänge ab. Dann ließ er sich neben dem Gast nieder, und zwar so, dass dieser zwischen ihm und der Wand saß. Offenbar wollte er einen Fluchtversuch verhindern. Ein Gefangener? Dachs runzelte die Stirn.
    Vielleicht ein Dieb.
    Auch Gunnar schien zu merken, dass etwas nicht stimmte, und setzte sich in die Nähe seiner Waffen. Nach dem Gesetz der Clans waren Diebe Freiwild. Man durfte sie töten oder einsperren, ganz wie man wollte. Man durfte sie auch einem Gericht überantworten, das dafür sorgte, dass diese Person künftig keine Diebstähle mehr verübte. Zwangsarbeit, Züchtigung oder Erhängen, die Methoden waren ebenso zahlreich wie hart. Ein Diebstahl bedrohte die materielle Existenz und wog damit schwerer, als wenn jemand einem anderen den kleinen Finger abhackte.
    Während Gunnar einen Krug Wasser und etwas trockenes Brot auf den Tisch stellte, versuchte Dachs immer noch, einen Blick auf das Antlitz des Fremden zu erhaschen. Ein paarmal kreuzten sich ihre Blicke, doch die meiste Zeit wich der Fremde ihm aus. Gesprochen hatte er bisher kein einziges Wort.
    Logan war auch nicht besonders mitteilsam. Er bot dem Fremden etwas zu essen an, doch der schüttelte nur den Kopf. Ihm war anzusehen, dass er erst mal abwarten wollte, was hier geschah. Achselzuckend machte Logan sich über die Brote her, trank einen ganzen Krug Wasser und gab dann einen herzhaften Rülpser von sich. »Das hat gutgetan«, sagte er nach Beendigung der Mahlzeit. »Ich war halb verdurstet. Die Verbotene Zone zieht dir jeden Tropfen Wasser aus dem Körper. Eigentlich hätte ich noch eine Nacht einlegen müssen, aber als ich die Wohntürme am Horizont auftauchen sah, konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Tut mir leid, wenn ich euch aus dem Schlaf gerissen habe.«
    »Sagst du uns jetzt endlich, wer das ist?« Gunnars Ausdruck war inzwischen nicht mehr ganz so freundlich.
    »Mein Begleiter … tja.« Logan wischte sich über den Mund. »Ich weiß nicht, wie ich euch das sagen soll. Es ist kompliziert …«
    »Ein einfacher Name und ein Blick auf sein Gesicht dürften genügen«, sagte der Schmied. »Wir haben hier nichts zu verbergen.« Er zögerte einen Moment, dann streckte er dem Fremden seine Pranke entgegen und sagte: »Ich heiße Gunnar und bin Logans Vater. Das hier ist Dachs, Logans jüngerer Bruder. Er ist stumm, aber er kann gut hören, und auf den Kopf gefallen ist er auch nicht. Also, wie dürfen wir dich anreden?«
    Die fremde Person warf einen kurzen Blick zu Logan hinüber, dann zog sie das Tuch vom Gesicht. »Mein Name ist Gwen.«
    Dachs erstarrte. Einen Moment lang saß er stocksteif auf seinem Platz, dann rutschte er mit seinem Stuhl einen halben Meter zurück. Gunnar war wie vom Donner gerührt, dann stieß er aus: »Bei den Göttern … ein Weibsbild.«
    Seine Augen waren groß wie Murmeln. »Was hat das zu bedeuten? Ich verlange eine Erklärung …«
    Auf Logans Gesicht erschien ein schiefes Grinsen. »Wie schon erwähnt, es ist ein bisschen kompliziert.«
    »Und wenn es die ganze Nacht dauert. Ich will wissen, was hier gespielt wird und warum du sie mitgebracht hast.«
    »Na schön. Aber beklagt euch nicht, wenn es spät wird. Ich habe euch gewarnt.«
    Logan holte noch mehr zu trinken, dann fing er an, von seiner Reise zu berichten. Von der Himmelskerze, seiner Begegnung mit den Kreuzgässlern und dem Wanderer, seinem Vorstoß in die Unterwelt. Er schilderte, wie er auf die Bleichen gestoßen war und die Frau gerettet hatte. Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Geschichte zu Ende war, und er musste sich nebenher oft zu trinken nachschenken. Währenddessen saß die Frau regungslos daneben und rührte weder Speise noch Trank an.
    Irgendwann kam er zum Ende, und alle saßen schweigend um den Tisch.
    »Das ist in der Tat eine Geschichte, die man nicht alle Tage hört«, sagte Gunnar leise. »Du kannst von Glück sagen, dass du ohne Schaden aus der Sache herausgekommen bist.« Er schüttelte den Kopf. »Als ich dir sagte, du solltest mit einer guten Geschichte heimkehren, habe ich natürlich nicht gemeint, dass du dich dafür in Lebensgefahr stürzen solltest. Die Bleichen … das ist wirklich allerhand.« Ein kurzes Zögern, dann sagte er: »Es erklärt aber immer noch nicht, warum du sie mitgebracht hast.«
    »Ich konnte sie doch schlecht dort liegen lassen«, erwiderte Logan. »Selbst meinem schlimmsten Feind würde ich es nicht antun, bei lebendigem Leib von den Bleichen

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