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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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verätzten und einen qualvoll sterben ließen. Ein kluger Mann hatte einmal gesagt, er wisse nicht, welche Waffen beim nächsten Krieg zum Einsatz kämen, aber der übernächste würde wieder mit Keulen und Äxten ausgefochten. Wie recht er doch gehabt hatte!
    Gwen kniff die Augen zusammen. Die Sonne überstrahlte alles. Jede Farbe, jeden Schatten. Bäume, Sträucher, Gras, alles verschwamm in Abstufungen von Weiß. Ohne Form, ohne Farbe, ohne Leben. Tote Äste ragten in die Luft, der Boden war aufgerissen und staubig. Die Trockenheit hatte die Erde mit einem Muster feiner Risse überzogen, die sich einem Netz gleich in der Endlosigkeit der Steppe verloren.
    Gwen schloss die Tasche, um Füchschen vor der Sonne zu schützen. Sie beschattete ihre Augen und presste sich an Logans Rücken.
    Je weiter sie ritten, desto gnadenloser stach die Sonne vom Himmel herab. Der Horizont war wie ein weiter Kreis aus Hitze und Staub. Die gleißenden Strahlen verdorrten die Erde, brachen sie auf und ließen nichts als totes Land zurück. Kilometer um Kilometer nur Steine, Steppe und Einsamkeit. Der Durst wurde zu einem quälenden Begleiter. Es musste gegen Mittag sein, und die hochstehende Sonne brachte ein weiteres Problem mit sich. Es gab keinen Schatten und folglich auch keine Möglichkeit, festzustellen, in welche Richtung sie ritten. Die Luft war zu dunstig, um sich orientieren zu können. Die Sicht betrug vielleicht zwei, drei Kilometer, dann war Schluss, nur noch Dunst und Staub. Gwen vermutete, dass sie in westlicher Richtung unterwegs waren, aber sicher konnte sie nicht sein. Hoffentlich wusste Logan, wohin es ging.
    Schritt für Schritt, Meter für Meter trabten sie weiter. Die Luft flimmerte, kochte in ihrem Hals und verbrannte ihre Lungen. Die Trinkbeutel waren schon wieder so gut wie leer. So blieb ihr nichts anderes übrig, als auf ihr Pferd zu vertrauen. Halla verfügte über enorme Kraftreserven, aber ob es ihr wirklich gelingen würde, diese Steppe zu durchqueren, war fraglich.
    Wäre sie doch nie von Glânmor weggegangen!
    Glânmor. Allein das Wort klang so verheißungsvoll. Warum nur hatte sie nicht auf Magdalena gehört? Die oberste Heilerin hatte völlig recht gehabt: Gwen war für ein solches Abenteuer nicht geschaffen. Was für eine Vermessenheit zu glauben, sie könne mit Juna mithalten. Verglichen mit ihr war sie eben doch nur ein dummes Bauernmädchen. Am liebsten hätte sie geweint, aber für Tränen war nicht mehr genug Wasser übrig. Und so brachte sie nicht mehr als ein jämmerliches Schniefen zuwege.
    »Alles in Ordnung, dahinten?« Logan hatte ein Tuch um den Mund gebunden und einen Hut auf den Kopf gesetzt. Er sah irgendwie verwegen aus.
    »Ja«, sagte sie. »Alles in Ordnung. Ich habe mir nur Sorgen wegen unserer Richtung gemacht. Wie kannst du dich nur in dieser Einöde orientieren?«
    »Indem ich die Landschaft auswendig lerne. Hast du das noch nie gemacht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nie von zu Hause weg gewesen. Das hier ist das erste Mal.«
    »Im Ernst?« Sie glaubte, ihn hinter seinem Mundschutz lächeln zu sehen. »Na, dann will ich dir mal erklären, wie das geht. Also, du musst dir bestimmte markante Punkte entlang deines Weges einprägen und sie auswendig lernen. So, wie wenn du ein Gedicht oder ein Lied auswendig lernst. Du musst eine Geschichte um sie herum erfinden und in der Lage sein, sie dir selbst zu erzählen. Dann kommt der knifflige Teil. Wenn du wieder zurückwillst, musst du in deinem Kopf alles vertauschen. Was rechts war, ist jetzt links, was Vorderseite war, ist jetzt Rückseite. Es ist, als würdest du die Geschichte rückwärts erzählen. Zum Beispiel da drüben. Siehst du den Wall?« Er deutete nach links. »Das ist in meiner Geschichte die Mauer des Todes. Noch nie hat ein Mensch diese Mauer überwunden, denn dahinter beginnt das Reich der Toten. Willst du es sehen?«
    »Was?«
    »Das Reich der Toten.«
    »Wenn es nicht zu lange dauert.«
    »Keine Sorge, wir liegen gut in der Zeit. Es wird zwar dunkel, bis wir zu Hause eintreffen, aber diesen Anblick solltest du dir wirklich nicht entgehen lassen.« Er zog am Zügel und lenkte Halla auf den Wall zu.
    Es dauerte ein wenig, bis Gwen erkennen konnte, dass der Wall in Wirklichkeit eine riesige Aufschüttung war, schätzungsweise zwanzig Meter hoch. Warum irgendjemand auf die verrückte Idee kam, hier im Niemandsland so einen Wall aufzuschütten, entzog sich ihrem Vorstellungsvermögen. Logan hielt direkt davor

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