Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
Mond.
« Sie malte eine Sichel rechts über den Dachs und verzierte das Bild mit ein paar Sternen. »Ein Dachs im Schein des Mondes. Sieht doch hübsch aus.«
Dachs wollte etwas entgegnen, doch in diesem Moment erklang ein seltsam krächzender Laut von rechts.
»Du lieber Himmel, das hätte ich ja fast vergessen.« Gwen öffnete die Tasche, und heraus hüpfte eine völlig verstrubbelte und augenscheinlich recht unzufriedene kleine Katze. Sie sprang direkt auf den Tisch und verwüstete das Bild, das Dachs und Gwen gemalt hatten. Dachs zuckte zurück. Das fauchende Etwas sah ziemlich bedrohlich aus. Er griff nach dem Besen.
»Nein, bitte nicht, sie ist ganz harmlos.« Gwen kraulte der Katze über den Kopf, die sich daraufhin rasch beruhigte. »Füchschen, darf ich vorstellen, das ist Dachs. Er ist eindeutig eine Nummer zu groß für dich, also versuch lieber erst gar nicht, ihn zu fressen.«
Dachs blickte die beiden eine Weile groß an, dann stieß er ein tonloses Lachen aus. Das
Weibsbild,
wie sein Vater sie genannt hatte, besaß auch noch Humor. Er hätte sie gerne gefragt, ob sie länger bleiben würde, doch er wusste nicht, wie. Außerdem kamen in diesem Moment sein Vater und Logan wieder zurück. Ihre Gesichter waren ernst. Als Gunnar die Katze bemerkte, wurde sein Blick noch finsterer. »Was ist denn das für ein Vieh? Raus damit, und zwar schnell. Logan, tu, was ich dir gesagt habe.«
»Aber …«
»Keine Diskussion. Das ist mein Haus, und hier herrschen meine Regeln. Wenn dir das nicht passt, kannst du gerne gehen.«
Logan sah aus wie ein Kind, das man beim Stehlen von Süßigkeiten erwischt hatte. Wortlos ergriff er Gwens Tasche, nahm Füchschen und packte sie wieder hinein. Dann nahm er Gwen beim Arm und zog sie hinter sich her.
»He, was soll das?«, rief Gwen. »Wohin bringst du mich?«
»Rüber in den Stall. Da kannst du erst mal schlafen, bis sich die Wogen etwas geglättet haben.«
»Ist das die vielbeschworene Gastfreundschaft, von der du mir erzählt hast?«
Logan schwieg.
Dachs blickte seinem Bruder fragend hinterher und folgte ihm dann hinaus in den mondbeschienenen Hof. Sein Bruder führte die junge Frau hinüber zum Pferdestall, wo Liesel und Halla bereits in ihren Boxen standen. Daneben war noch ein kleiner Pferch, in dem früher mal eine Ziege gestanden hatte. Sie war gestorben, als Dachs noch sehr klein gewesen war. Er hatte kaum noch Erinnerungen an sie, nur dass sie einen ziemlich fiesen Charakter gehabt hatte.
»Hier wirst du schlafen«, sagte Logan und legte Decken und etwas Heu hinein. »Ich werde dir gleich noch einen Krug mit Wasser und etwas zum Waschen bringen.«
»Warum darf ich nicht im Haus schlafen?«
»Du hast meinen Vater doch gerade erlebt. Es geht nicht. Ich werde morgen noch mal mit ihm reden. Hier wirst du es auch recht gemütlich haben. Auf jeden Fall gemütlicher als während unserer Reise. Wenn du mir versprichst, dass du nichts anstellst, kann ich auf die Fesseln verzichten. Allerdings werde ich den Stall abschließen. Ich hoffe, das ist okay für dich.«
»Tu, was du nicht lassen kannst«, erwiderte sie schnippisch, riss ihm die Tasche aus der Hand und ging in den hinteren Teil des Stalls. »Und da wunderst du dich, dass ich dich gebeten habe, mich gehen zu lassen?«
Logan erwiderte nichts. Er wartete, bis sie sich eine Schlafstelle eingerichtet hatte, dann schloss er die Stalltür.
Auf dem Rückweg sah er Dachs in der Eingangstür stehen.
»Keine Fragen, in Ordnung? Ich bin todmüde. Morgen wird sich alles aufklären.«
32
N ichts klärte sich auf, jedenfalls nicht so, wie Logan gehofft hatte. Gleich nach dem ersten Hahnenschrei war Gunnar in seine Kammer getreten und hatte ihm erklärt, dass Gwen verkauft werden müsse. Er habe lange wach gelegen und sei zu dem Entschluss gekommen, dass es das Beste sei, sich von ihr zu trennen und das Geld für sie einzustreichen. Eine Frau zu halten würde nur Ärger geben. Gunnar war dermaßen hartnäckig gewesen, dass Logan irgendwann aufgegeben und eingewilligt hatte, seine Forderung zu erfüllen. Wahrscheinlich war es wirklich eine Dummheit gewesen, Gwen mitzunehmen. Von dem Geld wollte er allerdings nichts haben. Das würde er Gunnar auf den Tisch knallen und nie wieder ein Wort darüber verlieren.
Er kam sich so schäbig vor.
Hinter den bewaldeten Schluchten der Vorstadt war eben die Sonne aufgegangen. Die langen Schatten zwischen den Gebäuden wichen langsam zurück, aber die Stadt lag noch im Schlaf
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