Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
glaubte schon, einen zufriedenstellenden Vorsprung herausgeholt zu haben, als sie Geräusche hinter sich hörte. Im selben Augenblick wurde sie umgeworfen und landete, Gesicht voraus, in einem Erdhaufen. Das Keuchen an ihrem Ohr kam ihr höchst vertraut vor.
»Hab ich dich.«
Logan packte ihre Hände und bog sie nach hinten, dass sie vor Schmerz aufstöhnte. »Glaub bloß nicht, du könntest mir entwischen. Ich bin der schnellste Läufer im ganzen Viertel.«
»Lass los, du tust mir weh«, zischte sie zwischen ihren Zähnen hervor, doch der Druck ließ nicht nach.
»Warum? Damit ich mir noch einen Tritt einhandele?«
»Wenn du mich nicht loslässt, wirst du die Schmerzen deines Lebens erfahren.«
»Was soll das Theater? Ich dachte, du wolltest dich friedlich verhalten.«
»Das war, ehe du mich wie ein Stück Vieh verkaufen wolltest.«
»Das ist mein Recht. Vergiss nicht, ich habe dir das Leben gerettet. Nach unseren Gesetzen …«
»Eure Gesetze scheren mich nicht. Du hast keinen Anspruch auf mich. Lass mich los, oder ich verspreche dir, du wirst es bereuen.«
»Ich hätte das gerne anders gelöst, aber du lässt mir keine andere Wahl …« Er drückte ihr sein Knie in den Rücken, löste seinen Gürtel und band ihr die Handgelenke zusammen. Dann zog er ein Tuch aus der Tasche, formte einen Ball, stopfte ihn ihr in den Mund und fixierte ihn mit einem schmalen Streifen Stoff, den er ihr von der Kutte riss. Unfähig zu schreien oder ihre Hände zu benutzen, wurde sie auf die Füße gerissen. Ihre Wut war so grenzenlos, dass sie einen roten Schleier vor den Augen hatte. Vielleicht war es auch der Schmerz, denn ihre Schultern waren in einem höchst unangenehmen Winkel nach hinten gebogen. Tränen des Zorns und der Verzweiflung rannen ihr über die Wangen. Das Tuch rutschte ihr vors Gesicht, so dass sie nicht mal mehr etwas sehen konnte. »Los, vorwärts jetzt!« Er trieb sie vor sich her wie ein Schwein, das man zur Schlachtbank führt. Immer wieder stieß sie mit den Füßen gegen Steine, knickte um, wurde hochgerissen und musste weitergehen.
Das Schubsen und Zerren wollte kein Ende nehmen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hielten sie endlich an. Logan klopfte gegen etwas, das wie ein großes, eisernes Tor klang.
Gwen hörte Schritte, dann ertönte eine tiefe Stimme.
»Wer ist da?«
»Ich bin’s, Logan, Sohn von Gunnar dem Schmied. Ich komme mit Ware.«
Jemand machte sich am Schloss zu schaffen, dann ertönte ein rostiges Quietschen, und das Tor ging auf.
»Sieh an, sieh an. Der Champion persönlich. Was führt dich in Kolyas bescheidenes Heim?«
»Ich habe hier etwas, worüber ich mit dir verhandeln will. Darf ich reinkommen?«
»Was für eine Frage, selbstverständlich. Und hier haben wir vermutlich das Handelsobjekt. Verhüllt, geknebelt und gefesselt. Na, ich bin gespannt. Tretet ein, tretet ein.« Wieder wurde Gwen gestoßen, wenn auch nicht mehr ganz so grob wie zuvor. Sie ging ein paar Schritte, dann gebot man ihr, stehen zu bleiben. Sie hörte, wie der Mann, der sich selbst Kolya nannte, um sie herumging. »Ich muss gestehen, ich bin überrascht, dich hier zu sehen, Logan. Du warst bisher noch auf keiner meiner Auktionen. Und jetzt kommst du sogar als Verkäufer zu mir. Hat das etwas mit deinem neuerlangten Rang zu tun?«
»Nein, das ist reiner Zufall. Ich will mich auch nicht lange aufhalten, sondern gleich zum Geschäft kommen. Ehe ich dir meine Ware zeige, würde ich aber empfehlen, sie festzubinden. Sie kann ausgesprochen … temperamentvoll sein.«
Kolya lachte. »Was ist passiert? Hat sie dich gebissen oder gekratzt?«
»Das Miststück hat mich getreten und ist dann abgehauen. Hat mich einige Mühe gekostet, sie wieder einzufangen.«
»Hoho, ein Wildfang also. Na, die werde ich mir gleich mal ansehen. Ich muss gestehen, ich bin neugierig zu erfahren, wer es schafft, einen Champion zu besiegen und dann zu fliehen. Zuerst aber hole ich uns einen Schnaps. Du kannst sie solange da vorne festmachen. Bin gleich wieder da.«
Gwen wurde mit dem Rücken an einem Pflock festgebunden. Ihre Hände sicherte Logan mit einer Kette. Das Metall scheuerte an ihren Handgelenken und verursachte einen stechenden Schmerz. Dann hörte sie, wie Kolya zurückkam.
»Setz dich, mein junger Champion. Hier ist ein kleiner Aperitif. Selbst gebrannt, versteht sich.« Gläser klirrten, dann spürte sie, wie sich jemand an ihrer Augenbinde zu schaffen machte. Grelles Tageslicht blendete sie.
»Na, wenn das nicht
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