Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen
dich waschen. Da drüben steht ein Bett, falls du müde bist.« Mit diesen Worten verließen sie das Zimmer und schlossen die Tür von außen ab.
Gwen stand eine Weile unschlüssig herum und trat dann ans Fenster. Ihr Blick fiel auf den Innenhof, die kreisförmigen Gebäude und die dahinterliegenden Wohntürme. Sie spürte, wie die Anspannung von ihr abfiel. Momentan gab es nichts für sie zu tun, da konnte sie das Angebot genauso gut genießen. Um ehrlich zu sein, freute sie sich schon darauf, ein wenig Körperpflege zu erhalten. Sie hatte seit Ewigkeiten kein Bad mehr genossen, und wie es schien, waren alle hier ganz versessen darauf, ihr Gutes zu tun.
In diesem Moment schwang die Tür auf. Oda und Gesa erschienen in Begleitung zweier junger Frauen, die Eimer mit Wasser und Badetücher hereinbrachten. Sie füllten den Zuber und eilten davon, um Nachschub zu holen.
Gesa deutete auf Gwen und sagte: »Deine Sachen sind schmutzig. Wir werden etwas Besseres für dich finden.«
Oda ging zu den Regalen und prüfte den Bestand. Sie zog einige Kleider heraus, betrachtete sie und hängte sie wieder zurück. Nach einer Weile schien sie gefunden zu haben, wonach sie suchte.
»Das hier. Das könnte passen.«
Das Kleid war fliederfarben und mit goldenen Bändern durchwirkt. Es besaß kurze Ärmel, einen weiten Ausschnitt und einen schmalen Gürtel, der vorne zusammengebunden wurde. Oda hatte gut gewählt, Farbe und Schnitt entsprachen genau Gwens Vorstellungen. Sie hatte selbst ein paar Kleider in diesem Stil zu Hause hängen.
Die jungen Frauen hatten ihre Arbeit inzwischen beendet, und die Wanne war bis knapp unter den Rand gefüllt.
»So, dann zieh dich mal aus«, sagte Gesa lächelnd. »Wir werden draußen warten. Wenn du Schwierigkeiten haben solltest, ruf uns einfach. Wir stehen rund um die Uhr zu deiner Verfügung.« Mit diesen Worten verließen sie den Raum und schlossen wieder ab.
Gwen überlegte kurz, ob sie einen Ausbruchsversuch wagen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Mit Kolya und Logan würde sie später abrechnen. Erst einmal musste sie wieder zu Kräften kommen und die Sache gründlich durchdenken. Außerdem sah das Wasser sehr einladend aus. »Was soll’s«, sagte sie. »Ich habe schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gebadet. Wie steht’s, Füchschen? Auch mit rein?«
Die Katze wich ein paar Schritte zurück.
»Hätte mich auch gewundert.« Gwen zog sich aus und warf die schmutzigen Sachen in die Ecke. Dann ließ sie sich mit einem wohligen Seufzen ins warme Wasser gleiten.
34
D achs nahm die Zange, griff nach einem frischen Stück Roheisen und ließ es in den Schmelzbottich über dem Feuer fallen. Dann betätigte er den Blasebalg, um die Hitze hochzutreiben. Die Arbeit erforderte nicht besonders viel Konzentration, und so blieb ihm genügend Zeit, seinen Bruder zu beobachten.
Logan wirkte gereizt und angespannt. Er versuchte sich gerade an einer Schwertklinge, doch das Metall wollte und wollte sich nicht formen lassen. Immer wieder erhitzte er es, hielt es in die Esse, legte es zurück auf den Amboss und bearbeitete es mit dem Hammer. Doch seine Schläge waren zu hart und zu unpräzise, und anstatt das Metall zu glätten, schlug er immer neue Beulen hinein.
Gunnar konnte es nicht länger mit ansehen.
»So wird das nichts, Junge. Du schlägst auf das Metall, als wolltest du einen Feind in den Erdboden rammen. Leicht und mit Gefühl, siehst du? Zwei Schläge auf den Amboss, einen auf die Klinge. Es ist wie ein Takt:
kling, kling, klong.
Du könntest beinahe dazu tanzen. Die Bewegung muss aus dem Handgelenk kommen, nicht aus der Schulter. Los, versuch es noch einmal.«
Gunnar verschränkte die Arme vor seiner mächtigen Brust und beobachtete, wie Logan das Stück zuerst noch einmal erhitzte und dann versuchte, es so zu machen, wie sein Vater es ihm gezeigt hatte. Doch er scheiterte wieder.
Wütend ließ er den Hammer sinken.
»Lass es sein«, sagte Gunnar unwirsch. »Mach eine kurze Pause, und dann hilf deinem Bruder bei der Schmelze. Ich werde die Klinge nachher selbst zu Ende schmieden.«
Logan setzte sich mit hängenden Schultern neben Dachs. In seinem Gesicht lag eine Mischung aus Wut und Enttäuschung.
Gunnar nutzte die kurze Pause, um sich eine Pfeife anzustecken. Genüsslich den Rauch in die Luft blasend, fragte er: »Warum bist du nicht bei der Sache? Es wird doch wohl nicht wegen diesem Weibsbild sein. Glaub mir, ich habe dir einen Gefallen getan, als ich dir befohlen habe,
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