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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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geborstenen Leitung und landete rauschend in einem unterirdischen See. Flackernde Feuer am Rand spendeten trübes Licht. Nebelschwaden zogen durch das Blickfeld. Logan konnte erkennen, dass ein riesiger Hügel aus dem Wasser ragte. Fünfzehn, zwanzig Meter hoch und augenscheinlich nicht zufällig entstanden. Kein Zweifel, das musste der Bau sein, von dem der Inquisitor gesprochen hatte. Sie waren im Herz des unterirdischen Reiches angelangt.
    Vorsichtig spähte Logan nach unten.
    »Und? Wie geht’s jetzt weiter?«, flüsterte Gwen. »Was sollen wir tun?«
    »Ich glaube, die Fackel brauchen wir nicht mehr.« Er brachte das Feuer zum Verlöschen und steckte die Fackel wieder ein. Er blickte nach rechts. Direkt neben ihnen, nur einige Meter entfernt, befand sich eine zweite Treppe, die in die Tiefe ragte. Auch hier fehlten die Außenwände, dafür waren aber sämtliche Zwischenebenen intakt. Die Treppe führte bis ganz nach unten.
    Für einen Sprung war die Entfernung zu groß, abgesehen davon, dass die nächste Ebene einige Meter unter ihnen lag. Er würde sich bei der Aktion beide Beine brechen. Logan überschlug seine Chancen, unbeschadet auf die andere Seite zu kommen. Sein Blick fiel auf die Eisenstangen, die von seiner Seite aus wie krumme Finger in die Luft ragten. Wenn es ihm gelänge, an einem der Armierungseisen nach drüben zu klettern, konnte er sich einfach fallen lassen. Er musste es versuchen.
    »Was tust du denn da?«, fragte Gwen, als sie sah, was er vorhatte. »Bist du vollkommen verrückt geworden?«
    »Es ist unsere einzige Chance«, sagte er und ergriff eine der gekrümmten Stahlstangen. Das Metall war rauh und rostig und stach ihm in die Finger. »Es sei denn, wir gehen wieder zurück und versuchen einen anderen Weg.« Er ließ sich fallen und begann, sich vorsichtig hinüberzuhangeln. Mit zusammengebissenen Zähnen arbeitete er sich vorwärts.
    »Und wenn die Bleichen dich sehen?«
    »Kannst du welche von denen erkennen?«, keuchte er. »Ich nicht. Der Ort ist wie ausgestorben.«
    Gwen sah sich eine Weile in der Höhle um, dann nickte sie. »Du hast recht. Wo mögen die wohl sein?«
    »Keine Ahnung. Interessiert mich, ehrlich gesagt, im Moment auch nicht.« Er hatte das Ende der Stange erreicht, schwang ein paarmal vor und zurück und ließ dann im richtigen Moment los. Ein atemloser Moment des freien Falls, dann spürte er den Betonboden unter seinen Füßen.
    Geschafft!
    Nur kurz durchschnaufen, dann drehte er sich um.
    »Es geht«, sagte er. »Nicht ganz einfach, aber machbar. Am besten, du schaust nicht nach unten. Willst du es versuchen?«
    Gwen blickte misstrauisch in die Tiefe. Dann zog sie ihre Lederhandschuhe über, hängte den Bogen über ihre Schulter und ergriff die Eisenstange. Hand über Hand hangelte sie nach außen, bis sie am Ende der Stange angelangt war.
    »Und jetzt lass los«, sagte er. »Und keine Sorge, ich fange dich auf.«
    Gwen holte tief Luft und öffnete dann die Hände. Logan sah sie kommen, ergriff sie und zog sie in Sicherheit.
    »Gut gemacht.« Er gab ihr einen schnellen Kuss. Sie umschlang seinen Hinterkopf mit ihrer Hand und drückte ihre Lippen fest auf die seinen. Danach war er wieder mal atemlos.
    »Gut«, sagte er, während er Luft schöpfte. »Es ist jetzt nicht mehr weit, siehst du?« Er deutete nach unten. Zwei Stockwerke noch, dann hatten sie den Boden der Höhle erreicht. Gwen drehte sich um und blickte nach oben. »Und wie kommen wir jetzt wieder zurück?«
    *
    Der Bote war außer Atem. Keuchend und mit hochrotem Kopf warf er sich vor dem Inquisitor auf den Boden. »Sie kommen, Hochwürden. Die Hexen. Sie sind auf dem Weg hierher. Nur noch wenige hundert Meter, dann haben sie den Vorplatz erreicht.«
    »Gut«, sagte er. Er hatte das Klappern der Hufe bereits gehört, war aber dankbar für die Bestätigung. »Sagt den anderen, dass ich zu ihnen rauskomme. Wir werden am Ostwall Stellung beziehen. Ich erwarte meine Berater in fünf Minuten.«
    »Ja, Herr, ich werde es melden.«
    Marcus Capistranus warf einen letzten Blick aus dem Fenster seiner Schreibstube. Die Sonne war vor wenigen Minuten im Westen untergegangen, und unten wurden die ersten Fackeln entzündet. Der regennasse Asphalt schimmerte wie von tausend Sternen.
    Ob es je wieder so einen Sonnenuntergang geben würde?
    Er bekreuzigte sich, dann ging er hinaus zu den anderen.

    Auf dem Ostwall waren bereits alle versammelt. Marcus Capistranus ließ sich beim Ersteigen der Leiter helfen und reichte

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