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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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nicht glauben, was hier geschah. Sie sahen ihn an, als wollten sie ihn überwältigen. Das war Rebellion!
    »Niemand rührt sich vom Fleck.« Er drehte sich im Kreis und richtete drohend den Stab gegen seine Berater. »Der Erste, der sich gegen mich auflehnt, wird von mir persönlich ans Kreuz genagelt. Wie könnt ihr es wagen, euch meinen Befehlen zu widersetzen?«
    »Aber Herr«, meldete sich Bruder Sigmund, der Domschweizer. »Wir können doch eine solche Meldung nicht ignorieren. Das ist seit fünfundsechzig Jahren das erste Mal, dass jemand von den Außenwelten zu uns kommt. Laut Eurer Auslegung der heiligen Schrift sind wir die einzig Überlebenden. Und jetzt kommen Schiffe den Strom herauf. Wie erklärt Ihr das? Wir müssen nachsehen, ehe wir weitere Maßnahmen treffen.«
    »Nur mein Wille zählt, habt ihr das verstanden?«, brüllte Capistranus. »Wie kannst du dich erdreisten, mir Empfehlungen auszusprechen oder gar mir vorzuschreiben, was ich zu tun oder zu lassen habe? Wenn ich dir sage, du sollst die Feuer entzünden, entzündest du die Feuer. Und wenn ich dir sage, du sollst dich vom obersten Kirchturm stürzen, so wirst du auch das tun. Du lebst nur durch meine Gnade, also maße dir nicht an, eigene Entscheidungen zu treffen.«
    Sigmund hob sein Kinn. »Ich lebe durch die Gnade des HERRN, nicht durch Eure. Ihr seid auch nur ein Mensch, und Ihr habt Euch schon früher geirrt. Wer sagt mir, dass Ihr Euch nicht auch diesmal irrt?«
    »Was sagst du da?« Capistranus senkte den Kopf. Mit blutunterlaufenen Augen ging er auf den Domschweizer zu. »Wiederhole das und bete dafür, dass ich mich verhört habe.«
    Der Mann wich zurück, sein Gesicht schreckensbleich. »Ich … ich …«
    Capistranus’ Stock zitterte. Diesen Domschweizer würde er nicht so leicht davonkommen lassen. Dieses Mal würde er ein Exempel statuieren. Und wenn er dafür die Steinplatten rot färben musste. Der Stab sauste herab, doch der Schlag ging ins Leere. Bruder Sigmund war im letzten Moment ausgewichen und blickte ihn feindselig an. Alle blickten ihn feindselig an.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte Sigmund sich um, riss sich die Soutane vom Leib und verließ die Gruppe.
    Der Inquisitor spürte, dass etwas Ungeheuerliches vorging. Noch niemals zuvor hatte einer seiner Untergebenen es gewagt, sich gegen ihn zu erheben. Wenn er jetzt nicht entschieden durchgriff, konnte alles außer Kontrolle geraten. Er drehte sich um und wollte den Wachen, die am Rande des Walls mit geschulterten Gewehren warteten, Befehl geben, Sigmund festzunehmen, doch dazu kam es nicht mehr.
    Ein Brummen war in der aufziehenden Morgendämmerung zu hören. Ein Brummen, das sich mit beträchtlicher Geschwindigkeit näherte. War es eben noch leise, wurde es von Sekunde zu Sekunde lauter. Und dann, wie aus dem Nichts, fegte es hoch über ihren Köpfen hinweg. Ein riesiger schwarzer Schatten. Ein fliegendes Ungeheuer. Wie ein Drache aus uralter Zeit, der gekommen war, um Rache zu nehmen.
    Schreie ertönten.
    Ausrufe des Entsetzens und der Furcht.
    Die Männer warfen sich zu Boden, bekreuzigten sich und beteten das Vaterunser. Vergessen war Bruder Sigmund, vergessen auch die Schlacht, die Frauen und die Bleichen. Marcus Capistranus war wie vom Donner gerührt. Jetzt war ihm klar, wieso ihm dieses Geräusch so vertraut vorgekommen war. Ganz offensichtlich hatte es das Schicksal darauf angelegt, ihm einen bösen Streich zu spielen. Im Gegensatz zu den anderen, die sich wie Würmer am Boden wanden und sich am liebsten im nächsten Erdloch verkrochen hätten, wusste er, was da eben über ihre Köpfe gedonnert war. Er kannte dieses Teufelswerk und wusste, wer es steuerte. Sein eigen Fleisch und Blut. Seine Nemesis.
    David!

58
    L ogan musste sich an der Steinbrüstung festklammern, um nicht in die Tiefe zu stürzen. Er zitterte. Das fliegende Ungeheuer war in einem weiten Bogen um die Kathedrale herumgeflogen und kam jetzt hinter der zerstörten Ostbrücke wieder in Sicht. Es war immer noch recht schnell, hatte aber bereits merklich an Höhe verloren. Offenbar wollte es landen.
    »Wenn es sich nicht selbst versenken will, sollte es aufpassen«, sagte Gunnar. Logan hatte ihn noch nie so aufgeregt erlebt. »Aber vielleicht ist das genau seine Absicht«, fuhr sein Vater fort. »Sieht aus, als wolle der Pilot wassern. Siehst du die beiden länglichen Körper unterhalb des Rumpfes? Das sind Schwimmer. Sie funktionieren wie Boote und verhindern, dass die Maschine

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