Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
gelungen, eine Bresche zu schlagen, die wird jedoch von Clankriegern gehalten. Sie verteidigen jeden Meter mit erbitterter Entschlossenheit.«
Gunnar presste die Lippen zusammen. »Ob sie das auch noch tun würden, wenn sie erführen, dass Cedric ein Verräter ist und für seinen Verrat mit dem Leben bezahlt hat?«
»Wer weiß?«, sagte Logan. »Könnte sein, dass sie dann die Schwerter niederlegen. Aber wer sollte das tun?«
Gunnar zuckte die Schultern.
»Was ist mit den Bleichen?«, fragte Gwen. »Hast du sie gesehen?«
Logan wiegte den Kopf. »Schwer zu sagen, dafür ist es zu dunkel. Ich glaube, dass sie da sind, aber meine Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen. Keine Ahnung, wie lange das jetzt schon so geht.«
»Wie spät ist es denn?«
»Die Turmuhr schlug gerade fünf, als ich draußen war.«
»Fünf Uhr schon?« Gwen riss die Augen auf. »Dann waren wir ja die ganze Nacht da unten bei den Bleichen. Kein Wunder, dass ich so müde bin.«
»Noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang«, sagte Gunnar nachdenklich. »Ob die Frauen noch so lange durchhalten werden? Logan, bring mich nach oben. Ich muss mit eigenen Augen sehen, was dort vorgeht.«
»Dachs braucht Ruhe«, sagte Gwen. »Wenn er nicht sofort etwas zu trinken und eine Mütze Schlaf bekommt, wird er vor Schwäche zusammenbrechen.«
»Ich habe auch schon daran gedacht«, sagte Logan und deutete nach rechts. »Sieh mal: Auf dem Altar liegen Opfergaben. Brot, Obst, etwas zu trinken. Wenn du dich mit Dachs in einen der Beichtstühle zurückziehst und dort auf uns wartest, führe ich Vater nach oben und zeige ihm alles. Sobald sich etwas tut, kommen wir zurück und holen euch. Einverstanden?«
Sie nickte. »Einverstanden.«
57
D ie Zeit verging. Stunden, in denen deutlich wurde, dass die Frauen die Schlacht verloren hatten. Es war ihnen nicht gelungen, die Bresche zu nehmen, die von den Clankriegern so tapfer verteidigt wurde. Stattdessen waren sie in einen Stellungskampf gezwungen worden, der vielen von ihnen das Leben gekostet hatte.
Es war nun fast geschafft!
Marcus Capistranus wandte sich ab. Im Osten schimmerte bereits der Morgen über dem breiten Strom. Das Unwetter war vorübergezogen und hatte ein paar vereinzelte Wolken zurückgelassen. Die letzten Sterne funkelten vom langsam heller werdenden Firmament zu ihnen herab.
In der einsetzenden Morgendämmerung wurde das Grauen der Schlacht deutlich. Der Platz war übersät mit Toten. Am schlimmsten sah es an der Bresche aus. Dort stapelten sich die Leichen. Meterhoch verdrehte und geschundene Körper, denen alles, was sie an Ehre und Heldenmut mitgebracht hatten, abhandengekommen war. Doch auch die Bleichen waren nicht verschont geblieben. Mindestens ein Drittel dieser hässlichen Geschöpfe hatte es dahingerafft, und ihre Angriffslust war merklich getrübt.
Den Hexen war anzusehen, dass sie nicht mehr lange durchhalten würden. Der Rest der Brigantinnen – etwa drei- bis vierhundert – hatte sich in der Mitte des Platzes versammelt und erwartete den Anbruch des Tages. Vermutlich, um das Verschwinden der Bleichen abzuwarten und dann den Rückzug anzutreten. Doch dazu würde es nicht kommen. Vorher würden noch die Feuer entzündet werden.
Trotz seines Sieges empfand Marcus Capistranus kein Triumphgefühl. Krieg war ein schmutziges Geschäft, doch von Zeit zu Zeit führte kein Weg daran vorbei. Es war Zeit, die Sache zu Ende zu bringen.
In diesem Moment wehte ein seltsamer Ton durch die Morgendämmerung zu ihnen herüber. Er kam von weit her und schien den ganzen Himmel auszufüllen. Ein langgezogenes tiefes Heulen, das wie Donner über das Land rollte. Es war ein Laut, den keiner von ihnen jemals vernommen hatte. Eine Weile hielt er an, dann ebbte er ab und verstummte. Dann ertönte er ein zweites Mal.
Marcus Capistranus runzelte die Stirn.
»Was in Gottes Namen ist das?«
Kopfschütteln.
Der Ton zwang jeden zur Aufmerksamkeit. Waffen wurden niedergelegt, Schilde gesenkt, selbst die Bleichen hielten inne. Es hörte sich an wie eine Posaune. Als würde jemand in ein unfassbar großes Horn stoßen.
Einer von Capistranus’ Männern fiel zu Boden, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und murmelte unverständliches Zeug. Konrad, der engste Berater des Inquisitors, bekreuzigte sich und fing an, aus der Offenbarung zu zitieren.
»Und der siebente Engel blies seine Posaune; und es erhoben sich große Stimmen im Himmel. Und der Tempel Gottes im Himmel wurde aufgetan, und die
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